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Weil die Preise für Rohstoffe wie Getreide steigen, müssen Hundehalter auch fürs Futter mehr bezahlen.

© Thilo Rückeis

Haustiere: Teurer Freund

Die Deutschen geben im Jahr 3,8 Milliarden Euro für ihre Haustiere aus. 2013 müssen sie mit steigenden Futterpreisen rechnen.

Es wird krabbeln, in der Halle 1.2a der Messe Berlin. Fauchschaben, Rosenkäfer und Riesentausendfüßler werden dort zu sehen sein, wenn die Ernährungsmesse „Grüne Woche“ am 18. Januar startet. Das vielbeinige Getier ist aber nicht zum Essen gedacht, sondern findet sich bei der „Erlebniswelt Heimtiere“, wo in diesem Jahr alles rund ums Haustier präsentiert wird. Immerhin gibt es hierzulande 800 000 Terrarien, mit mehr oder minder exotischen Bewohnern. Doch auch Katzenschauen und Hundetanz werden auf der Grünen Woche stattfinden, insgesamt sollen in der Erlebniswelt mehrere tausend Tiere gezeigt werden.

Für das Wohl ihrer Haustiere geben die Deutschen viel Geld aus, 2011 waren es knapp 3,8 Milliarden Euro, wie der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) erhoben hat. Der größte Teil davon für Futter, eine knappe Milliarde aber auch für jegliches Zubehör, vom Streu bis zum Spielzeug. Seit Jahren steigen die Umsätze im Heimtiermarkt, 2011 gab es erstmals einen leichten Rückgang von 0,2 Prozent.

Die Erlöse allein mit Futter stiegen aber auch 2011 erneut auf knapp 2,9 Milliarden Euro. Ein Hundebesitzer etwa zahlt derzeit im Schnitt 73 Euro im Monat, um sein Tier satt zu bekommen, und bald dürfte das noch mehr werden. Denn auf der Zutatenliste für Tierfutter stehen wie auch bei unserer Nahrung viel Getreide, Fleisch und Fisch. Und all diese Rohstoffe haben sich 2012 erheblich verteuert. „Beim Getreide hatten wir im vergangenen Jahr Preissteigerungen jenseits der 20 Prozent“, sagt Jörg Lefers, Geschäftsführer des Tierfutteranbieters Allco aus Thedinghausen bei Bremen. Die Firma ist einer der Mittelständler in dem Markt, der von Großkonzernen wie Mars (Pedigree, Whiskas, Sheba), Procter & Gamble (Eukanuba) und Nestlé (Purina, Felix) dominiert wird.

Die Dürre in den USA, die Ausweitung der Biospritproduktion und die gestiegene Nachfrage nach Getreide und tierischen Eiweißen hätten zu den Preissteigerungen beigetragen. Auch die Spekulanten, die an den Warenterminbörsen um die Rohstoffe wetten, nennt Lefers als Preistreiber. Daher hat Allco sich zu Beginn des Jahres entschieden, die Preise anzuheben, „zwischen drei und fünf Prozent“, sagt Lefers. Das Unternehmen stellt höherpreisigere Marken wie Christopherus oder Sauberkater her. „Wir können nicht auf eine günstigere Zutatenzusammensetzung ausweichen“, begründet Lefers die Erhöhung. Zumindest in den nächsten Monaten erwartet der Geschäftsführer, dass die Getreidepreise auf einem hohen Niveau bleiben, bei tierischen Eiweißen könnte es sogar noch weiter nach oben gehen. „Wir hoffen, dass wir unsere Preise nun eine Weile halten können“, sagt Lefers.

Doch nicht immer gelingt es den Herstellern, die höheren Kosten weiterzugeben. Gut ein Drittel des Tierfutters wird über den Fachhandel verkauft, darunter große Franchisenehmer wie Fressnapf oder Zookauf, fast der gesamte Rest über den Lebensmitteleinzelhandel – also Discounter und Supermarktketten – Konzerne mit großer Verhandlungsmacht. So senkte jüngst Fressnapf die Preise für 500 seiner Produkte. „Das spiegelt nicht die Entwicklung der Kostensituation der Hersteller wider“, sagt Antje Schreiber, Sprecherin des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF). Die Margen seien derzeit unter Druck.

Bei Fressnapf, das 2011 einen Umsatz von mehr als 900 Millionen Euro hierzulande machte und rund 800 Märkte betreibt, verweist man auf den scharfen Wettbewerb. „Einerseits steigen die Rohstoff- und Energiepreise, andererseits gibt es auch im Pet-Bereich mittlerweile einen Flächenüberhang, also immer mehr Fachmärkte und Zooabteilungen“, sagt Torsten Toeller, Inhaber und Geschäftsführer der Krefelder Tierfutterkette. Hinzu komme ein wachsender, preisaggressiver Onlinehandel. Die Preissenkungen habe man erreichen können, weil Fressnapf „beinhart“ mit der Industrie verhandele und die Eigenmarken sowie das Sortiment außerhalb der Tiernahrung ausgebaut habe. In diesem Jahr will das Unternehmen die Preise stabil halten. „Das wird sicherlich eine Herausforderung für 2013, und wir erwarten auch, dass einiges auf dem Markt noch teurer wird. Wir haben aber ganz klar den Anspruch, dem Kunden diese Kosten nicht weiterzugeben“, sagt Toeller. Man wolle bei den Preisen „weitestgehend“ mit dem Onlinehandel gleichziehen.

Das Geschäft mit Tierfutter im Netz ist zwar noch klein, doch es wächst. Der ZZF schätzt das Umsatzvolumen mittlerweile auf rund 350 Millionen Euro. Der größte deutsche Spieler ist hier Zooplus, die Burda-Tochter wächst zweistellig. In den ersten neun Monaten 2012 lag der Umsatz des Händlers bei knapp 240 Millionen Euro. „Durch den Onlinehandel erweitert sich der Wettbewerb vom deutschen auf den europäischen Markt“, sagt ZZF–Sprecherin Schreiber. Das erschwere die Preiskalkulation für Hersteller und den Zoofachhandel. Letzterer punktet vor allem beim Zubehör, bei Accessoires, Spielzeug und Kleidung.

Auch der Berliner Onlinehändler Lucas-Tierwelt.de spricht von „rasantem Wachstum“. Das Unternehmen, das auch einen Laden in Wilmersdorf betreibt, hat mehr als 10 000 Produkte im Sortiment. „Besonders Leute auf dem Land, die keinen Fachhändler in der Nähe haben, bestellen bei uns“, sagt Geschäftsführer Harald Mecke. Insgesamt gehe die Tendenz bei den Käufern eher zu höherpreisigen Produkten. Den Preisdruck spürt der Onlinehändler besonders: „Im Netz sind die Vergleichsmöglichkeiten so groß, mit einem Klick können Sie die Preise vieler Anbieter überblicken“, sagt Mecke.

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