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Wirtschaft: Hedge Funds locken risikobereite und reiche Anleger

Die wenig regulierten und stark spekulativen Investment-Vehikel wachsen weltweit wie Pilze aus dem BodenVON UDO RETTBERG Sie sorgten an den Finanzmärkten rund um den Globus in den vergangenen Monaten für heftige Turbulenzen.Malaysias Premier Mahathir Mohamad machte sie sogar für das "Ende des Traums vom ewigen Wirtschaftswunder" - das Debakel an den Aktien- und Devisenmärkten in den Tigerländern - verantworlich.

Die wenig regulierten und stark spekulativen Investment-Vehikel wachsen weltweit wie Pilze aus dem BodenVON UDO RETTBERG

Sie sorgten an den Finanzmärkten rund um den Globus in den vergangenen Monaten für heftige Turbulenzen.Malaysias Premier Mahathir Mohamad machte sie sogar für das "Ende des Traums vom ewigen Wirtschaftswunder" - das Debakel an den Aktien- und Devisenmärkten in den Tigerländern - verantworlich.Die Rede ist von den sagenumwobenen Hedge-Funds, die in den vergangenen Jahren in der Finanzwelt sowohl an Einfluß auf die Kursentwicklung als auch an Volumen gewonnen haben.Die Macht dieser für die Angebotspaletten europäischer Finanzhäuser recht neuen Anlageform ist auch daraus zu ersehen, daß Hedge-Fund-Manager wie George Soros in der Lage zu sein scheinen, durch gezielte ­ auf ökonomischen Fundamentals beruhende - Anlagestrategien ökonomische Fehlentwicklungen und politisches Mißmanagement in den Schwellenländern allein über die Kräfte des Marktes zu korrigieren. Wohl kaum eine Bezeichnung von Finanz-Instrumenten ist so irreführend wie der Begriff "Hedge-Funds".Denn diese vornehmlich in den angelsächsischen Ländern populären Geld-Sammelstellen gelten weder als Fonds in der herkömmlichen Form, noch haben sie viel mit dem Thema Absicherung - also "Hedging" - im Sinn.Im Gegenteil: Die Manager dieser Hedge-Funds nehmen in der Regel überdurchschnittliche Risiken in Kauf, indem sie die ihnen in privaten Einzel- oder Sammelkonten (Pools) anvertrauten Gelder mit dem Ziel der Erreichung einer möglichst hohen Rendite global in alle möglichen Märkte und Instrumente investieren.Daß auch andere Investoren rund um den Globus durchaus bereit sind, bei ihren Kapitalanlagen höhere Risiken einzugehen, wird durch das enorme Wachstum der Hedge-Funds-Branche unterstrichen. Das von den Managern dieser Vehikel betreute Kapital ist von rund 50 Mrd.Dollar im Jahr 1994 auf zuletzt rund 250 Mrd.Dollar in die Höhe geschossen.Nach einer Analyse der in Chicago ansässigen Fachorganisation Hedge Fund Research existieren weltweit inzwischen mehr als 3000 Hedge-Funds.Das Institut hat in einer kürzlich vorgelegten Analyse deutlich gemacht, daß Hedge-Funds im Durchschnitt erst seit rund dreieinhalb Jahren existieren.Im Schnitt liegt das von Hedge-Funds verwaltete Vermögen bei etwas mehr als 80 Mio.Dollar.Ungeachtet des immensen Wachstums bemüht sich die relativ neue Hedge-Funds-Branche, die noch immer keine allgemeingültigen Standards kennt, weiterhin um eine Standortbestimmung.Während Hedge-Funds noch vor wenigen Jahren in einer simplen Definition als Investmentvehikel bezeichnet wurden, die sowohl auf Hausse (auf steigende Kurse) als auch auf Baisse (auf fallende Kurse) spekulieren konnten, hat sich nicht nur das Bild der Branche, sondern auch deren Definition inzwischen gewandelt. Heute beschreibt dieser Begriff speziell dem Spektrum "Alternativ-Investments" zuzuordnende Vehikel, die in allen möglichen Märkten und in allen bekannten und weniger bekannten Anlage-Instrumenten sowohl Hausse- als auch Baisse-Spekulationen eingehen und somit eine Vielzahl nicht-konventioneller Investment-Strategien umsetzen können.Dabei engagieren sich Hedge-Funds sowohl in Aktien, Anleihen, Devisen und Rohstoffen an den konventionellen Kassa- bzw.Spotmärkten als auch in den aus diesen Instrumenten entsprechend abgeleiteten (derivativen) Vehikeln wie Optionen und Futures.Demgemäß verfolgen die in der Regel hochbezahlten Hedge-Fund-Manager eine verhältnismäßig kurzfristige Anlagestrategie.Die Wertentwicklung dieser Funds resultiert vornehmlich aus Kapitalgewinnen ­ also Kursveränderungen ­ und in einem nur verschwindend geringen Maße aus Zins- und Dividendeneinkommen. Allein aus dieser Definition wird deutlich, daß Hedge-Funds kein Anlage-Instrument für den durchschnittlichen Investoren darstellen.Wer in diese privaten Sammelkonten investieren will, wird unterhalb des Einstiegsniveaus von 100 000 US-Dollar kaum eine Chance erhalten.Bei den meisten Hedge-Funds liegt das Mindest-Investments inzwischen sogar bei 0,5 bis 1,0 Mill.Dollar.Einige der großen und populären amerikanischen Hedge-Fund-Manager lehnen neue Verwaltungs-Mandate seit geraumer Zeit bereits ab.Interessierte Anleger hierzulande müssen darüber hinaus wissen, daß ihnen Hedge-Funds nicht jene Liquidität bieten können, die zum Beispiel die konventionellen Investmentfonds aufweisen.Denn die meisten Hedge-Funds nehmen bei Kapitalzufluß und Kapitalabfluß Beschränkungen vor.Normalerweise ist ein Abzug von Geldern nur quartalsweise, bei einigen Vehikeln gar nur zum Jahresende möglich.

UDO RETTBERG

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