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Ein Mann auf einer Leiter demontiert den Schriftzug der bankrotten Anglo Irish Bank.

© dpa

Heftige Kritik an spottenden irischen Managern: Politiker gehen Banker hart an - auch die Finanzbranche rümpft die Nase

Über "Scheißdeutsche" lästerten sie und sangen "Deutschland, Deutschland über alles". Jetzt wird es für die Manager der einstigen Anglo Irish Bank ungemütlich.

Die Empörung über spottende Manager der irischen Pleitebank Anglo Irish wächst. Martin Schulz (SPD), der Präsident des Europaparlaments, sagte dem Tagesspiegel, es handele sich bei deren Äußerungen um „Zynismus“ und um eine „Frechheit“. Auch der Bundesverband deutscher Banken kritisierte die ehemaligen Kollegen und versicherte, die Branche habe aus ihren Fehlern gelernt.

„So etwas trägt dazu bei, dass die Menschen – sicher nicht ganz zu Recht – das Gefühl haben, dass die Politik von der Finanzwelt veralbert und am Nasenring durch die Manege geführt wird“, sagte Schulz.

Er spielte an auf Telefonmitschnitte von Managern der Anglo Irish Bank von 2008. Sie zeigen, dass die in Schieflage geratene Bank die Regierung über das Ausmaß der Krise belogen hatte. Außergewöhnlich ist auch der Tonfall: In einer Sequenz stimmt Manager John Bowe die erste Strophe des Deutschlandliedes an: „Deutschland, Deutschland über alles...“ Vom damaligen Bankchef David Drumm kam lautes Gelächter. „Wir werden das Geld zurückzahlen, wenn wir es haben... also nie“, heißt es. Und: „Neuer Tag, neue Milliarde.“ Irland hatte die Anglo Irish mit Hilfe der EU gerettet. Deutschland war dabei größter Geldgeber. Insgesamt bekam Irland von EU und IWF 85 Milliarden Euro.

Schulz nannte die Manager der Bank „Schmutzfinken“, warnte aber davor, die damalige Rettungspolitik in Frage zu stellen. „Eine Kernschmelze des irischen Bankensystems hätte das gesamte europäische Finanzsystem in den Abgrund gerissen“, erinnerte der SPD-Politiker.

Auch der Bankenverband, in dem die privaten Kreditinstitute organisiert sind, kritisierte die ehemaligen Kollegen. „Diese Reaktion macht mich auch fünf Jahre danach noch wütend“, sagte Andreas Krautscheid, Mitglied der Hauptgeschäftsführung, dem Tagesspiegel. „Obwohl diese Herren wussten, dass ihre Bank vor dem Aus steht, machen sie sich lächerlich über diejenigen, die sie retten sollen – das ist zynisch und beschämend.“ Für die Iren sei diese „Entgleisung“ unerträglich, sagte Krautscheid. Er könne den Ärger nicht nur der Iren „absolut verstehen“. Hierzulande halte er so einen Vorfall für nicht denkbar. „Ich glaube nicht, dass deutsche Bankmanager in der Krise damals so gedacht haben oder heute so denken.“ Wer aber heute noch so ticke, „der hat sicher nicht die charakterliche Eignung zur Führung einer Bank“.

Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ging mit den irischen Managern hart ins Gericht. „Diese Banker gefielen sich offensichtlich in der Rolle von abgehobenen Übermenschen, die nur Verachtung für ihre Mitmenschen haben“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Dabei waren sie es, denen unsere Verachtung zuteil kommen sollte und denen wir das Handwerk legen müssen.“ Von „Verachtung“ hatte zuvor schon Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gesprochen.

Der Vizechef der SPD im Bundestag, Joachim Poß, nannte die Kritik Merkels und Schäubles berechtigt. Er kritisierte aber, sie solle von Versäumnissen bei der Bankenregulierung ablenken. „Herr Schäuble und Frau Merkel haben tatsächlich aber nicht verhindert, dass die Steuerzahler an der Finanzierung maroder Banken auch weiterhin beteiligt werden“, erklärte er am Sonntag.

Derweil hat sich Ex-Bankchef Drumm entschuldigt. Der „Sunday Business Post“ sagte er, er bedaure die mit seinen Worten verursachten Beleidigungen zutiefst. Er könne sein Verhalten zwar nicht mehr rückgängig machen. „Aber ich kann mich bei denen entschuldigen, die sich das anhören mussten und die sich verständlicherweise so angegriffen gefühlt haben.“

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