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HEIK AFHELDT trifft …: Den Internet-Evangelisten Markus Beckedahl

Markus Beckedahl hat einen Laden in der Tucholskystraße. Dort kann man Wissen kaufen, sagt er. Wissen, wie man mit und im Netz lebt und arbeitet. Denn ein „Evangelist“ ist in der Internet-Community jemand, der sich für einen sinnvollen und sicheren Gebrauch des Netzes einsetzt.

Markus würde ja passen. „Evangelist“ ist in der Internet-Community aber jemand, der sich für einen sinnvollen und sicheren Gebrauch des Netzes einsetzt.

Wo wirkt so jemand in Berlin? In einem lichten, fast leeren Laden in der Tucholskystraße. Auf den Schaufenstern steht „new thinking“. Was kann man hier kaufen? Wissen, erklärt mir Markus Beckedahl, einer der beiden Gründer, und strahlt hinter seinen Brillengläsern ein großes Selbstbewusstsein aus, Wissen, wie man mit und im Netz lebt und arbeitet. Für einen, der aus der Print-Generation stammt, ist das erklärungsbedürftig. Wenn ich eine der meist abendlichen Schulungen hier „kaufen“ würde, wüsste ich mehr. Aber nun sitzen nur wir uns in zwei altmodischen Sesseln gegenüber.

Auf drei Feldern seien sie heute mit ihrer „new thinking communications GmbH“ und den 15 jungen Leuten tätig. Softwareentwicklung für die Open-Source-Welt, etwa für Verdi oder Greenpeace. Technologie- und Politikberatung für Regierungen, Parteien und Verbände mit Projekten zur Technologie-Folgenabschätzung oder zur Entwicklung von Wegen, wie das Netz stärker in der öffentlichen Daseinsvorsorge eingesetzt werden kann, ohne die Netz-Analphabeten zu benachteiligen. Veranstaltungen zum Thema „Netz“ wie die re:publica im Friedrichstadtpalast, die zuletzt 2500 Besucher hatte.

Gut eine halbe Million Euro Umsatz machen sie mittlerweile im Jahr. Seine „gute Botschaft“ verbreitet der überzeugte Reformator auch als Mitglied in Gremien wie als Vorsitzender des Netzwerks Neue Medien (NNM), als Lehrer an der Uni Mannheim und als streitbarer Diskutant auf diversen Podien. Der übernächste Wahlkampf, davon ist er überzeugt, wird im Netz entschieden.

Von Politik versteht der engagierte Mitgründer der Grünen Jugend in NRW und Mitglied in deren Bundesvorstand viel. Wie ist der Sohn eines Architekten aus Königswinter ins Netz geraten? Ganz früh schon hat er seinem Vater bei der Arbeit mit CAD (Computer Aided Design) zugesehen – und von ihm die alten PCs geerbt. Seine Begeisterung fand bei den Lehrern damals wenig Verständnis. Sie ließen ihn durchs Abitur fallen. Also machte er erst mal eine kaufmännische Lehre in einem Bonner Software-Laden. Mit seinem politischen Engagement wuchs der Drang, Netzpolitiker zu werden. Gegen den Missbrauch und für die sinnvolle Anwendung der reichen Möglichkeiten wollte er kämpfen. Ihm war schnell klar, dass das Internet vom Massenmedium zum Leitmedium werden würde. Der Erfolg der Piratenpartei der letzten Wahl gab ihm recht.

Nun wirkt und wirbt der Mann des Netzes, der nach seinen Angaben Unmengen Bücher liest, Musik liebt, Badminton und Fußball mag, auf diversen Events für sein Anliegen. In Berlin, wo der junge Vater mit seiner Partnerin lebt, ist er meist mit dem Fahrrad unterwegs – oft zu mehreren Veranstaltungen an einem Tag.

Zur Person

Markus Beckedahl (33) ist Mitgründer der newthinking communications GmbH und bloggt seit 2002 auf www.netzpolitik.org über Politik in der digitalen Gesellschaft. Er stammt aus Bonn.

Heik Afheldt

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