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HEIK AFHELDT trifft …: Jürgen Hohmann, Golfhändler

Es ist nicht gerade Hochsaison, aber die beiden großen einladenden Hallen an der Franklinstraße sind nicht leer. Nicht nur warten Tausende von Artikeln rund um das Golf auf 2600 Quadratmetern auf Käufer aus der Golfregion Berlin mit mittlerweile geschätzten 40 000 Spielern.

Es ist nicht gerade Hochsaison, aber die beiden großen einladenden Hallen an der Franklinstraße sind nicht leer. Nicht nur warten Tausende von Artikeln rund um das Golf auf 2600 Quadratmetern auf Käufer aus der Golfregion Berlin mit mittlerweile geschätzten 40 000 Spielern. Es kommen auch immer mehr Touristen aus dem In- und Ausland. In der neuen Halle mit den jeweils aktuellsten Schlägern und modischen Outfits kann man auch bei traurigem Herbstwetter indoor spielen, seinen Schwung mit modernen Apparaten „analysieren“ lassen oder einfach nur Partys feiern. Golf sei eine Sucht, sagt der hochgewachsene Urberliner – und eine „Seuche“. Damit meint er die seit Jahren wachsende Zahl von Menschen aller Altersgruppen, die von dem „Virus“ Golf befallen werden.

Ein wundersamer Wachstumsmarkt, der dem Reinickendorfer „Herrn der Schläger“ mit seinen 22 Mitarbeitern einen Umsatz von um die 3,5 Millionen Euro im Jahr beschert. Ihren Marktanteil schätzt er auf über 50 Prozent! Er macht heute den Geschäftsführer, sein enorm talentierter Sohn – Berufsspieler mit einem Traum-Handicap von 0 – und seine Frau, mit der er seit 30 Jahren zusammenlebt, sind die Gesellschafter und arbeiten kräftig mit. Außer dem Hauptgeschäft betreiben sie noch die Golfshops in Wannsee, am Seddiner See, in Stolpe und Kallin und den Vertrieb via Internet. Die reinen Internetanbieter seien heute die eigentlichen Konkurrenten mit Preisen, die widerspiegeln, dass keine Kosten für aufwendige Läden und Personal anfallen. Aber Jürgen Hohmann glaubt als eingefleischter Fachhändler an die Vorteile direkter Kundenkontakte und an das Erlebnis Einkauf. Den Gemeinschaftskatalog – mit fünf Partnern in ganz Deutschland – verteilt er an bis zu 17 000 Adressen.

Als Händler kann er auf lange Erfahrungen zurückgreifen. Sein leiblicher Vater hat ihn 1970 fast ultimativ aufgefordert, in seinem Geschäft für Autoreifen und Zubehör in der Gervinusstraße mitzumachen. Sonst würde er den Laden verkaufen. Das hat gewirkt.

Der junge Bankkaufmann verließ seinen Schalter in Ziegelhausen bei Heidelberg nach nur einem Jahr und kam zurück in seine Vaterstadt. Er hat die Heimkehr nicht bereut. Dabei gab es nicht nur gute Erinnerungen. 13 Jahre jung war er gerade, als man nach einem Fußballunfall einen komplizierten Knochentumor bei ihm fand. Fast hätte man ihm den Arm amputiert, wenn er nicht dem berühmten Professor Witt unters Messer geraten wäre. Aber drei lange Jahre waren von Arztbesuchen und Liegeschalen geprägt. Kein Fußball, kein Schlittschuhlaufen mehr, kein Fahrradfahren und erst viel später Golf, als er Anfang der 90er Jahre merkte, was sich da für ein Geschäft entwickeln würde, das auch noch richtig Spaß mache. Dieser schwere Schicksalsschlag hat seine sympathisch schnoddrige Berliner Lebenslust nicht wirklich beeinträchtigt, wohl aber seine Schulzeit, die er am liebsten übergeht.

Heik Afheldt war Herausgeber des

Tagesspiegels.

Jürgen Hohmann (62) ist Geschäftsführer der Petra Hohmann GmbH, der Betreiberfirma von „Hohmann’s Golf-Shop“. Geboren wurde er in der Weißen Stadt in Reinickendorf.

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