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HEIK AFHELDT trifft …: Martin Rennert

UdK Präsident.

Was für ein ungewöhnlicher Lebenslauf! 1954 in New York geboren als drittes von sechs Kindern einer hochgebildeten, politisch interessierten und bitterarmen jüdischen Flüchtlingsfamilie. Als er zehn Jahre alt war, so erinnert sich der später weltweit gefeierte Konzertgitarrist, wollten die Eltern zurück nach Europa, nach Wien. Mit Rucksack und 27 Koffern standen sie zu acht am Hauptbahnhof. Ein Zufall, dass der Chef der Caritas ihnen von dort zu einer Anderthalb-Zimmer-Wohnung in einem Hinterhof verhalf.

Vor Beginn des streng konservativen Gymnasiums musste der Junge erst mal Deutsch lernen. Den leichten Wiener Tonfall hört man noch heute. Für den bald beliebten und intellektuellen Schüler war klar, dass Musik und die Gitarre sein Leben begleiten würden. „Eine unendlich schöne Literatur“ und große Vorbilder wie Segovia waren dafür mitentscheidend. Studiert hat er dann in Wien, Graz und Granada. Danach ist er als Solist rund um den Globus aufgetreten, hat Platten und CDs aufgenommen und diverse Sendungen für Funk und Fernsehen produziert.

1985 kam dann die Berufung als Professor für Konzertgitarre an die Universität der Künste nach Berlin. Und seit 2006 ist er nun schon deren Präsident. 2010 wurde der feinsinnige und kulturpolitisch international aktive und geachtete Herr für eine zweite Amtszeit bestätigt. Die, wie er sagt, „größte öffentliche Kunsthochschule auf der Welt“, diese so einmalige Institution mit mehr als 4000 Studierenden aus vielen Ländern, will er weiterentwickeln. Exzellenz in der künstlerischen Produktion ist sein Leitmotiv, Grenzüberschreitungen zwischen den Disziplinen und – wie mit der Technischen Universität – über die Zäune der eigenen Anstalt hinaus – regional, national und international. 70 Millionen Euro ohne Drittmittel haben sie heute im Jahr zur Verfügung. Gut angelegtes Geld, denn, so ist er überzeugt, „Kultur ist der Odem, von dem wir leben“. Aber es gilt auch immer, neu zu fundieren, warum man besteht.

Eine wunderbare Philosophie, die man in dieser Stadt nicht so oft hört. Musik in den Ohren all derer, die wissen, wie sehr Anstrengung und der Wille zur Leistung unverzichtbar zum Erfolg der Kreativen gehören.

Heik Afheldt war Herausgeber des

Tagesspiegels.

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