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HEIK AFHELDT trifft …: Wolf Wilder Weinhändler

„Berliner Unternehmer rettet spanische Spitzenwinzer“. Diese Nachricht mitten in der europäischen Krisendiskussion macht neugierig.

„Berliner Unternehmer rettet spanische Spitzenwinzer“. Diese Nachricht mitten in der europäischen Krisendiskussion macht neugierig. Ein Besuch in der Zentrale des „größten deutschen Online-Weinhändlers“ für spanische Weine, „Wein & Vinos“ an der Knesebeckstraße führt zu Wolf Wilder, einem der beiden Geschäftsführer. Der 1,89 m große Herr mit der hohen Stirn und viel Bart erzählt mit erkennbarem Stolz seine beeindruckende Geschichte. Mit den sieben Läden in Berlin, einem in München und einer einladenden Website verkaufen sie heute aus einem Sortiment von etwa 2000 Weinen jährlich etwa vier Millionen Flaschen in ganz Deutschland. Vier Fünftel davon übers Internet. Knapp 20 Millionen Euro Umsatz macht das im Jahr, sie beschäftigen gut 100 Mitarbeiter und etliche Werkstudenten, die in den Lagern helfen. Und es geht weiter aufwärts. Die Idee zu dem schmackhaften Geschäft kam ihm schon während seines Studiums der Betriebswirtschaft. Warum konnte man den tollen und günstigen Wein, den er und hunderttausende sonnenhungriger deutscher Spanienurlauber dort unten genießen, nicht auch hier kaufen? Und kann man damit nicht auch gutes Geld verdienen? Mann kann offenbar. Die erste Palette verkauften er und seine damals drei Partner 1996 in ihrem Laden in Kreuzberg. Eingekauft hat er direkt bei den Winzern.

Fairness ist für ihn ein wichtiges Prinzip im Leben. Und deshalb entstand auch die Idee, den spanischen Partnern zu helfen, als vor drei Jahren die Nachfrage aus dem eigenen Land zusammenbrach. So kaufte er ihnen in einem Rutsch ganze Spitzen-Jahrgänge ab, um sie hier zu sagenhaft günstigen Preisen zu verkaufen. Damit aber die Winzer ihre Namen und Marken nicht beschädigen, erhalten die nun als Mesa Wein verkauften Flaschen blanke weiße Etiketten, auf denen nur die Jahrgänge und die geografische Position zu lesen sind. Das ist wirkungsvolle Entwicklungshilfe mit guter Nase und gehaltvollem Abgang. Kein Wunder, dass der in Eutin aufgewachsene Sohn eines für ihn offenbar enorm prägenden Vaters – er war Physik- und Mathelehrer – vom ersten Tag an Spaß an seiner Arbeit hatte. Wie geht es weiter? In den nächsten Jahren wollen sie vielleicht noch Läden in Hamburg, Frankfurt oder Düsseldorf aufmachen und ein Zentrallager eröffnen. Und persönlich wünscht er sich ganz einfach mehr Zeit – für sich und seine Hobbys, für Schach und Kunst.

Heik Afheldt war Herausgeber des

Tagesspiegels.

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