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Wirtschaft: Herlitz drückt Schulden um ein Drittel Büroartikel-Hersteller auf dem Weg der Besserung

Berlin - Das Berliner Traditionsunternehmen Herlitz blickt nach den vergangenen Krisenjahren wieder optimistisch in die Zukunft. „Erstmals seit vielen Jahren ist unser Konzerneigenkapital höher als unsere Schulden“, sagte der Vorstandsvorsitzende Christian Supthut auf der Hauptversammlung des Schreibwarenherstellers in Berlin.

Berlin - Das Berliner Traditionsunternehmen Herlitz blickt nach den vergangenen Krisenjahren wieder optimistisch in die Zukunft. „Erstmals seit vielen Jahren ist unser Konzerneigenkapital höher als unsere Schulden“, sagte der Vorstandsvorsitzende Christian Supthut auf der Hauptversammlung des Schreibwarenherstellers in Berlin. Nachdem die Gesellschaft zur Jahrtausendwende noch vor dem Aus gestanden hatte, sei Herlitz nun wieder „ein normales Unternehmen“. Auch Aktionärsvertreter äußerten sich zuversichtlich: „Die Patientin Herlitz befindet sich auf dem Weg der Besserung“, konstatierte Malte Diesselhorst von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Im Jahr 2001 hatte Herlitz Schulden in Höhe von 358 Millionen Mark angehäuft und wurde zu rund 70 Prozent an ein Bankenkonsortium veräußert. Als die Geldinstitute die Kreditlinien nicht verlängerten, musste das Unternehmen im April 2002 Antrag auf Insolvenz stellen. Doch seitdem wurde der Konzern erfolgreich umstrukturiert: Der Vorstand konzentrierte sich auf das Basisgeschäft und verkaufte defizitäre Tochtergesellschaften. Heute beschäftigt das Unternehmen, das kürzlich seinen 100. Geburtstag feierte, 2700 Beschäftigte, die meisten davon in Berlin und Brandenburg.

Trotz der insgesamt positiven Entwicklung warnte Supthut aber vor zu großen Erwartungen. So müsse sich Herlitz in einem „widrigen Marktumfeld“ behaupten. In der gesamten Branche sinke die Nachfrage nach Schreibwaren – unter anderem, weil es in Deutschland immer weniger Schüler gibt. Auch Discounter und Billigimporte aus Asien setzten dem Markenartikel-Hersteller zu. Darüber hinaus seien die Rohstoffpreise im vergangenen Jahr stark gestiegen – allein für Kunststoffgranulat um 32 Prozent. Eine Dividende dürften die Aktionäre daher vorerst nicht erwarten, sagte Supthut. „Das wird noch eine Weile dauern.“

Im abgelaufenen Geschäftsjahr war der Umsatz des Unternehmens zwar von 347 auf 335 Millionen Euro gesunken. Gleichzeitig konnte Herlitz aber seinen Jahresüberschuss von 1,7 auf 3,7 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Die Verbindlichkeiten gegenüber den Banken reduzierten sich um 22 Millionen Euro auf nun nur noch 41 Millionen Euro. „Diese Entschuldung hat dazu beigetragen, dass wir unsere Handlungsfähigkeit im operativen Geschäft zurückgewonnen haben“, sagte Supthut. Auch das erste Quartal dieses Jahres entspreche „im Großen und Ganzen unseren Erwartungen“.

Hoffnungen, dass sich für Herlitz schon bald ein finanzstarker Investor finde, zerstreute Supthut allerdings. Dies stehe „eher mittelfristig“ an, betonte der Vorstandsvorsitzende. „Wir reden aber mit mehreren ernsthaften Interessenten.“ Befürchtungen, wonach ein künftiger Großaktionär eine Komplettübernahme vorhaben könnte, wollte Supthut nicht teilen: „Soweit es der Gesellschaft bekannt ist, gibt es im Augenblick keine Pläne, ein Squeeze-out zu machen.“

Supthut bekräftigte, dass Herlitz sein Osteuropa-Geschäft ausweiten möchte. Schon heute ist das Unternehmen nach eigenen Angaben in Osteuropa Marktführer. Der Vorstand hänge aber „keinen unrealistischen Expansionsideen nach“, sagte Supthut. Investitionen würden nur getätigt, „ohne den Blick auf unsere Kassenlage zu verlieren“. In den 90er Jahren hatte sich Herlitz bei einem Engagement in Russland übernommen und war gescheitert.

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