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Wirtschaft: Herlitz erhält eine neue Chance

Berlin (dr). Der Papier- und Bürowarenhersteller Herlitz kann wieder aufatmen.

Berlin (dr). Der Papier- und Bürowarenhersteller Herlitz kann wieder aufatmen. Denn die Gläubiger des Berliner Konzerns stimmten am Montag dem Insolvenzplan des Insolvenzverwalters Peter Leonhardt zu. Dieser sieht einen Verzicht der Gläubiger auf Forderungen in Millionenhöhe und damit erhebliche finanzielle Entlastungen für Herlitz vor. Der Großteil der 2700 Arbeitsplätze des führenden deutschen Branchenanbieters bleibt erhalten. Herlitz ist damit der erste Fall einer börsennotierten Aktiengesellschaft, die nach dem neuen Insolvenzrecht gerettet werden konnte. Das Amtsgericht Charlottenburg muss dem Plan noch zustimmen. Die Berliner Politik reagierte erleichtert. Wirtschaftsstaatssekretär Volkmar Strauch erklärte: „Die Krise ist noch nicht vorüber, aber wir haben einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zur Rettung von Herlitz getan.“

Dem Vernehmen nach verzichten die Banken, denen Herlitz zuletzt rund 300 Millionen Euro schuldete, auf Forderungen von zunächst 30 bis 40 Millionen Euro. Hinzu kommen eventuelle Verzichte aus der Übernahme der Immobilien von Herlitz. Die Banken haben diese zu einem fiktiven Preis übernommen und können sie nun verwerten. Herlitz mietet nur die betriebsnotwendigen Immobilien zurück. Das Land Berlin, das Arbeitsamt sowie die Krankenkassen verzichten auf rund zehn Millionen Euro. Der Verzicht von Lieferanten, sonstigen Gläubigern und dem Pensionssicherungsverein beläuft sich auf etwa 30 Millionen Euro. Die Arbeitnehmer verzichten auf ihr Weihnachtsgeld, sie erklärten sich zudem bereit, weiterhin 37,5 Wochenstunden zu arbeiten. Laut Tarifvertrag würde die Arbeitszeit nur noch 35 Stunden betragen.

Durch den Forderungsverzicht wird Herlitz vor allem von Zins- und Schuldenlasten befreit. Nach verlustreichen Investitionen in Russland und Engagements im Immobiliengeschäft litt der Konzern unter einer Schuldenlast von zuletzt rund 350 Millionen Euro. Die darauf fälligen Zinsen ließen sich im operativen Geschäft mit Schreib- und Papierwaren nicht mehr verdienen. Nun kann das Unternehmen aus der Krise geführt werden.

Die Fortführung der Geschäfte bei Herlitz wird nun durch eine Kreditlinie der Banken über rund 80 Millionen Euro gesichert. Darüber hinaus sind die Banken bereit saisonale Kredite von 15 bis 20 Millionen Euro bereitzustellen. Für das laufende Geschäftsjahr sowie für 2003 erwartet Herlitz schwarze Zahlen. Im operativen Bereich werde auch ohne die Entlastungen aus dem Insolvenzverfahren bereits ein Gewinn erzielt, hieß es. Herlitz kann sich dabei auf seine Kunden stützen. Sowohl die Metro als auch Edeka – um die größten zu nennen – haben mehrfach signalisiert, dass sie an Herlitz als Lieferanten festhalten wollen. Herlitz liefert nicht nur die Waren, sondern kümmert sich auch um die Bestückung der Regale, übernimmt statistische Aufgaben und die Preisauszeichnung.

Für den Neustart wird jedoch weiter nach einem potenten Investor für den Berliner Konzern gesucht – bisher allerdings erfolglos. Zwei Unternehmen haben bislang Interesse gezeigt, so der Insolvenzverwalter Peter Leonhardt. Nach wie vor halten die Banken rund 70 Prozent des Kapitals von Herlitz. Nachdem die Herlitz-Aktien am Nachmittag um mehr als 78 Prozent zugelegt hatten, wiesen sie bei Börsenschluss ein Plus von 22 Prozent auf und kosteten 4,60 Euro.

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