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Wirtschaft: Herlitz: Gläubigerbanken fangen Unternehmen auf

Überraschend hohe Wertberichtigungen haben den angeschlagenen Bürowarenhersteller Herlitz in eine bedrohliche Schieflage gebracht. Neun Gläubigerbanken unter Führung der Deutschen Bank übernehmen deshalb jetzt die Mehrheit, wie Herlitz Vorstandschef Werner Eisenhardt am Donnerstag mitteilte.

Überraschend hohe Wertberichtigungen haben den angeschlagenen Bürowarenhersteller Herlitz in eine bedrohliche Schieflage gebracht. Neun Gläubigerbanken unter Führung der Deutschen Bank übernehmen deshalb jetzt die Mehrheit, wie Herlitz Vorstandschef Werner Eisenhardt am Donnerstag mitteilte. Der Verlust stieg im vergangenen Geschäftsjahr bei schrumpfenden Umsätzen um zwölf Prozent auf 101 Millionen Mark. Ursprünglich wollte das Unternehmen den Verlust auf zehn bis 20 Millionen Mark eingrenzen. In diesem Jahr sollten schwarze Zahlen geschrieben werden. Belastet wurde die Herlitz-Bilanz insbesondere durch Verluste bei Beteiligungen. Der alte Herlitz-Vorstand habe "Akquisitionen mehr als unglücklich und unprofessionell durchgeführt", sagte Eisenhardt. Eine Tochter in Frankreich habe die Zahlen gefälscht und ein zweistelliges Millionen-Loch gerissen. Zudem hätten gestiegene Papierpreise nicht sofort an die Kunden weiter gegeben werden können. Leerstände bei Immobilien kosteten darüber hinaus mehr als 40 Millionen Mark.

Herlitz habe aufgrund dieser schweren Belastungen zusammen mit den Gläubigerbanken und der Unternehmensberatung Roland Berger ein Rettungskonzept erarbeitet. Kern des Vorhabens ist eine Rekapitalisierung des Unternehmens. Wegen der überraschend hohen Wertberichtigung und Verlusten im Konzern rutschte das Eigenkapital dramatisch auf nur 35 Millionen Mark ab. "Das sind nur 3,5 Prozent der Bilanzsumme und zu wenig, um Herlitz langfristig am Leben zu erhalten", sagte Eisenhardt. Das nun vereinbarte Sanierungskonzept sieht vor, dass die Gläubigerbanken nach einer Herabsetzung des Kapitals im Verhältnis 6:1 das Eigenkapital um rund 156 Millionen Mark verstärken. Dies soll in einem ersten Schritt über eine Barkapitalerhöhung von rund 60 Millionen Mark geschehen, wobei die Altaktionäre ein Bezugsrecht haben. In einem zweiten Schritt übernehmen die Banken gegen die Einbringung von Krediten so genannte Optionsgenussrechte in Höhe von rund 96 Millionen Mark, die künftig dem Eigenkapial zugerechnet werden. Nach diesen Rettungsmaßnahmen werden die Banken die Mehrheit der Herlitz-Aktien halten, den heutigen Aktionären bleibt ein Viertel der Anteile. Eisenhardt rechnet mit einem mindestens zweijährigen Engagement der Gläubiger. Die Rekapitalisierung werde "die finanziellen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Restrukturierung" schaffen. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 8. Mai sollen die Aktionäre der geplanten Barkapitalerhöhung zustimmen. Die Herlitz-Aktie brach am Donnerstag um fast 29 Prozent auf 5,68 Euro ein.

mot

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