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Wirtschaft: Herlitz macht wieder Gewinne

Berliner Büroartikel-Hersteller gelingt der Neustart nach dem Insolvenzverfahren / Noch kein neuer Investor

Berlin (dr). Nach Jahren mit fast ausschließlich schlechten Nachrichten ist es dem Berliner Papier, Büro- und Schreibwaren-Konzern Herlitz gelungen, 2002 wieder Gewinne zu erwirtschaften. Eine Voraussetzung dafür war allerdings das Insolvenzverfahren im vergangenen Jahr, das den Konzern letztlich vor dem völligen Untergang bewahrt hat. „Wir empfehlen uns wieder als eine sehr normale Firma in einem sehr schwierigen Umfeld“, sagte der Vorstandsvorsitzende Christian Supthut am Mittwoch in Berlin.

Das Berliner Traditionsunternehmen musste vor einem Jahr Insolvenz anmelden. Gegenwärtig halten die Banken – allen voran die Deutsche Bank und die Hypo-Vereinsbank – rund 67 Prozent an Herlitz. Sie hatten Forderungen gegenüber dem Konzern mehr oder weniger zwangsweise in eine Beteiligung umgewandelt. Der Anteil der Familie Herlitz soll sich dem Vernehmen nach nur noch auf weniger als ein Prozent belaufen. Der Rest der insgesamt elf Millionen Aktien befindet sich in Streubesitz. Über die Suche nach einem Investor äußerte sich der Vorstand nur einsilbig. Man führe Gespräche und hoffe, im Spätsommer Genaueres sagen zu können, hieß es. Der Kurs der Aktie liegt derzeit bei knapp drei Euro.

Im eigentlichen Geschäft gelang es Herlitz im vergangenen Jahr – nach Verlusten von 41 Millionen Euro im Jahr 2001 –, ein operatives Ergebnis von 15 Millionen Euro zu erwirtschaften. Auf Ziele für das laufende Geschäftsjahr wollte sich Vorstandsmitglied Norbert Strecker aber nicht festlegen – nicht einmal auf schwarze Zahlen. „In diesen unsicheren Zeiten können wir für nichts garantieren“, sagte Strecker .

Die Verbindlichkeiten wurden 2002 von 371 auf 124 Millionen Euro reduziert, der Zinsaufwand sank um acht auf zwölf Millionen Euro, und die Eigenkapitalquote liegt jetzt immerhin bei über 20 Prozent. Ende vergangenen Jahres beschäftigte der Konzern 3096 Mitarbeiter und blieb damit gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert.

Über das erste Quartal gebe es nichts Negatives zu berichten, sagte Vorstandschef Supthut. Beim Umsatz liege man leicht über Plan. Wie der Plan allerdings aussieht, verriet er nicht. Umsatz um jeden Preis sei nicht mehr das Ziel. Herlitz will sich künftig nur noch auf ertragreiche Sortimente und Geschäftsfelder konzentrieren.

Die neue Sortimentsausrichtung und der Preisdruck verminderten bereits im vergangen Jahr den Umsatz um rund 31 Millionen Euro. Weitere 31 Millionen Umsatz gab Herlitz durch den Verkauf von Geschäftsanteilen ab. Während der Markt insgesamt um acht bis zwölf Prozent schrumpfte, verminderte sich der Umsatz des Herlitz-Konzerns im vergangenen Jahr um 14 Prozent auf 376 Millionen Euro. Unterm Strich weist Herlitz für 2002 einen Jahresüberschuss von 99 Millionen Euro aus, nach einem Fehlbetrag von 134 Millionen Euro im Jahr zuvor. Allerdings sind in der Zahl für das vergangene Jahr 96 Millionen Euro enthalten, um die Herlitz im Rahmen der Insolvenz entlastet wurde.

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