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Wirtschaft: Herlitz: Noch keine Einigung über Bürgschaft für Herlitz

Die Gespräche über eine Landesbürgschaft für den Büro- und Schreibwarenhersteller Herlitz sind am Dienstag bis Redationsschluss ohne konkretes Ergebnis geblieben. Nach Angaben aus Bankenkreisen hatten sich Vertreter der Länder Berlin und Brandenburg, der kreditgebenden Banken sowie des Unternehmens getroffen.

Die Gespräche über eine Landesbürgschaft für den Büro- und Schreibwarenhersteller Herlitz sind am Dienstag bis Redationsschluss ohne konkretes Ergebnis geblieben. Nach Angaben aus Bankenkreisen hatten sich Vertreter der Länder Berlin und Brandenburg, der kreditgebenden Banken sowie des Unternehmens getroffen. Die Runde soll auf Initiative von Brandenburgs Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) zustande gekommen sein, der ursprünglich sogar ein Spitzengespräch angeregt hatte, das aber an Terminschwierigkeiten gescheitert ist.

Auch die Herlitz AG hatte Ende vergangener Woche abschließende Gespräche über die Bürgschaft "auf höchster politischer Ebene" angekündigt. Am Dienstag war von dem Unternehmen, das seit März unter der Führung von Christian Supthut steht, keine Stellungnahme zu erhalten.

Sollte in Kürze keine Einigung erzielt werden, droht Herlitz ein Insolvenzverfahren. Allerdings haben die Wirtschaftsprüfer von Price Waterhouse offenbar ein positives Gutachten über das Sanierungskonzept des Unternehmens abgegeben. Dies ist Voraussetzung dafür, dass überhaupt eine Bürgschaft gewährt wird.

Bei den Verhandlungen Ende der vergangener Woche gab es offenbar Differenzen über die Höhe der Bürgschaft. Die Banken haben dem Vernehmen nach eine Bürgschaft von rund 20 Millionen Euro gefordert. Berlin und Brandenburg sollen aber nur zu neuen Millionen Euro bereit gewesen sein. Während die Banken damit auch Altkredite abdecken wollen, sind die Länder offenbar nur bereit, für neue Kredite zu bürgen. Die Banken hatten Ende Februar die Kreditlinien von Herlitz "unter definierten Prämissen" turnusgemäß verlängert. Ein Zeitraum wurde damals nicht mitgeteilt. Man stehe nach wie vor zu dem Unternehmen, betonten Sprecher sowohl von Berlins Wirtschaftssenator als auch von der Staatskanzlei in Potsdam und dem dortigen Wirtschaftsministerium. Die Verlängerung der Kredite durch die Banken zeige, dass auch die Kreditinstitute das Unternehmen erhalten wollten.

Herlitz, der Marktführer für Papier- und Schreibwaren kämpft wegen missglückter Engagements in Russland und im Immobiliengeschäft und zuletzt auch durch Verluste im Kerngeschäft seit Jahren ums Überleben. Für das vergangene Jahr war zuletzt ein Fehlbetrag von weit mehr als 30 Millionen Euro prognostiziert worden. Ein Jahresabschluss für das Jahr 2001 liegt noch nicht vor.

Von den rund 3000 Mitarbeitern des Konzerns arbeiten derzeit rund 800 in Berlin und Brandenburg. Herlitz verfügt über rund 250 000 Quadratmeter Produktions- und Logistikflächen sowie weitere 190 000 Palettenplätze, verteilt auf den Unternehmensitz in Berlin-Tegel, auf Berlin-Spandau und das brandenburgische Falkensee. Von diesen insgesamt rund 440 000 Einheiten nutzt Herlitz derzeit aber nur etwa 240 000. Allein die Leerstandskosten summieren sich auf mehr als 20 Millionen Euro.

Das ehemalige Berliner Familienunternehmen Herlitz gehört seit dem vergangenen Frühjahr zu rund 70 Prozent den kreditgebenden Banken, allen voran der Deutschen Bank. Einer der größten Kreditgeber soll mit mehr als acht Millionen Euro die Bayerische Hypo-Vereinsbank sein. Weitere Mitglieder des Bankenkonsortiums sind die Dresdner Bank, die Bayerische Landesbank, die Westdeutsche Landesbank sowie die Bankgesellschaft Berlin.

dr

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