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Wirtschaft: Herlitz schreibt Volga-Papierfabrik ab

Verlustbringer war nicht zu verkaufen / HIT-Vorstandschef Jaslowitzer nimmt seinen Hut ­MÜNCHEN (tmh). Für die Herlitz International Trading (Hit) AG, Ismaning, ist der Ausflug in die Papierproduktion endgültig zum Desaster geworden.

Verlustbringer war nicht zu verkaufen / HIT-Vorstandschef Jaslowitzer nimmt seinen Hut

­MÜNCHEN (tmh). Für die Herlitz International Trading (Hit) AG, Ismaning, ist der Ausflug in die Papierproduktion endgültig zum Desaster geworden.Der zum Berliner Herlitz-Konzern zählende Papierhändler muß sein russisches Papierwerk AO Volga vollständig abschreiben und dafür 86,6 Mill.DM rückstellen, sagte der neue Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Leipold am Dienstag in einer eilig einberufenen Pressekonferenz in München.Vorgänger Gérard Jaslowitzer hat wegen des Fehlengagements sein Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Der Verlustbringer AO mit seinen 4000 Beschäftigten habe sich gegen alle Hoffnungen als wertlos und unverkäuflich erwiesen, schilderte Leipold den Schiffbruch in Rußland.Der russische Papiermarkt breche derzeit zusammen und sei praktisch "nicht mehr vorhanden".Ohne Heimatmarkt kaufe niemand eine Papierfabrik.Hit hatte vor kurzem schon einmal 18,4 Mill.DM für die 35 Prozent-Beteiligung abgeschrieben.Der jetzige Befreiungsschlag soll eine Trendwende für die Papierhändler einläuten.Weitere Belastungen aus dem Fehlschlag seien nach dem Rückzug aus Rußland ausgeschlossen.Die dortige Produktion ruht vorerst.Im laufenden Jahr verschärft Hit indessen mit einem Fehlbetrag von rund 90 Mill.DM nach Steuern bei einem stark nach unten auf 400 Mill.DM korrigierten Umsatz seine Talfahrt.Ohne AO Volga würde das operative Ergebnis für dieses Jahr laut Hit- Vorstand leicht defizitär ausfallen.Unter der Annahme, einen AO-Käufer zu finden, hatte Hit zuletzt ein ausgeglichenes Ergebnis und 560 Mill.DM Umsatz prognostiziert.Das Unternehmen will nun zurück zu seinen Wurzeln als Papierhandelshaus und bereits 1998 wieder schwarze Zahlen präsentieren, kündigte Leipold an.Chancen sieht er auf den wachsenden Papiermärkten Asiens, wo man erste Schritte getan habe. Der Berliner Mutterkonzern stehe im übrigen trotz des AO-Desasters weiter zu Hit.Angesichts rund 57 Prozent Anteilen wird sich der Hit-Verlust im Jahresabschluß 1997 der Mutter niederschlagen.Um ihn zu decken, will die Herlitz AG Kapitalrücklagen auflösen.Das erlaube aber weiter eine befriedigende Kapitalbasis, hieß es in Berlin. Ob nach dem Dividendenausfall bei Hit nun auch die Ausschüttung bei der Mutter in Gefahr ist, will die Herlitz AG erst am 16.Juli bei der Hauptversammlung erläutern.Der ursprünglich für 1997 angepeilte Verkauf von Hit-Anteilen dürfte sich dagegen mindestens bis 1998 verzögern.

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