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Wirtschaft: Herlitz will wieder expandieren Büroartikelkonzern baut Werk in Großbritannien

Berlin Der Berliner Büroartikelkonzern Herlitz investiert erstmals wieder in die Expansion. Nahe der britischen Stadt Manchester will Herlitz demnächst in Eigenregie Ordner und Registraturen fertigen lassen.

Berlin Der Berliner Büroartikelkonzern Herlitz investiert erstmals wieder in die Expansion. Nahe der britischen Stadt Manchester will Herlitz demnächst in Eigenregie Ordner und Registraturen fertigen lassen. „Starten wird das Werk am ersten April 2005“, kündigte Vorstandschef Christian Supthut im Gespräch mit dem Handelsblatt an. Um den Großkunden Corporate Express auf der britischen Insel zu beliefern, hätten die Logistikkapazitäten in Deutschland nicht mehr ausgereicht, sagte er.

Für das 100 Jahre alte Traditionsunternehmen, das erst Ende März ein Insolvenzverfahren unter dem Rechtsverwalter Peter Leonhardt erfolgreich abgeschlossen hat, bedeutet dies eine Wende in der Firmenpolitik. Nach dem letzten Zukauf 1997 hatten die Sanierer dem Unternehmen einen rigorosen Schrumpfkurs verordnet. Unternehmensteile und Tochterfirmen wurden verkauft.

Während des Insolvenzverfahrens überließ Herlitz zudem seinen Immobilienbestand den Gläubigerbanken. Unrentable Auslandsgesellschaften in Frankreich und Portugal machte der Konzern dicht, ebenso mehr als die Hälfte seiner 13 Produktionsstätten. Heute produziert Herlitz in Peitz bei Cottbus, im tschechischen Most, im polnischen Poznan und am Heimatstandort Berlin. Beschäftigte Herlitz vor 20 Jahren noch 5000 Mitarbeiter, sind es heute weniger als 2900.

Zwar schreibt der Konzern seit zwei Jahren wieder schwarze Zahlen, bislang verwies der Vorstand aber darauf, dass man ohne den Einstieg eines finanzkräftigen Investors kaum Expansionschancen sehe. Der Grund: Zwei Drittel des Aktienkapitals befinden sich seit dem Insolvenzverfahren in den Händen der Gläubigerbanken, und die zeigen sich kaum bereit, zusätzliches Geld in das Unternehmen zu stecken. Die Investitionen in Großbritannien müssen aus den Einnahmen aus dem laufenden Geschäft bezahlt werden.

Bei der Suche nach Investoren, zeigen sich Supthut und sein Vorstandskollege Norbert Strecker daher inzwischen entspannter. „Für den Verkauf werden wir uns genügend Zeit nehmen und nichts überstürzen – und die Banken denken ähnlich“, sagte Supthut. „Wenn wir Geld verbrennen würden, sähe das anders aus.“ Diese Gefahr scheint gebannt. Derzeit hoffe man, „ergebnisseitig die aktuellen Planungen noch zu übertreffen“, sagte Strecker.

Es zahle sich aus, dass man mit Konzernen wie Edeka, Rewe, Kaufland und Metro auf die richtigen Kunden gesetzt habe, sagte Strecker. Mit ihnen wächst Herlitz auch im Ausland. Der Geschäftsanteil dort ist zuletzt von 30 auf 40 Prozent gestiegen. Auf der Wunschliste steht daher auch ein Werk in Russland, wo Herlitz – dank der Expansion von Metro – rasant wächst. cs/HB

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