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Wirtschaft: Herr im Himmel

Neben sich duldet Joachim Hunold niemanden

Berlin - Joachim Hunold hat Air Berlin erst zu dem gemacht, was das Unternehmen heute ist: die zweitgrößte Luftfahrtgesellschaft in Deutschland. 1991, als der gebürtige Düsseldorfer die Führung übernahm, hatte Air Berlin gerade einmal zwei Maschinen, zuletzt waren es fast 90. Weitere sind bestellt. Geändert hat sich aber eins nicht: Wichtigstes Auslandsziel ist weiterhin Mallorca.

Hunold hat einen richtigen Konzern geformt und den Konkurrenten dba übernommen. Demnächst dürfte auch der Ferienflieger LTU zur Air-Berlin-Familie gehören, wenn das Kartellamt zustimmt.

Mit dem Kauf der LTU, der im Frühjahr bekannt gegeben wurde, schließt sich der Kreis bei Hunold. Auf dem Düsseldorfer Flughafen und bei der Fluglinie hat er die Arbeit in der Branche gelernt. Er arbeitete sich zum Vertriebs- und Marketingleiter der LTU hoch, bis er sich 1990 mit dem Großaktionär WestLB zerstritt. Eine hübsche Abfindung ermöglichte es Hunold, sich ein Jahr auf das Golfspielen zu konzentrieren, bis sich der Einstieg bei Air Berlin anbot.

Hunold verkörpert das Unternehmen. Air Berlin ist sein Kind, über das er eifersüchtig wacht. Kaum jemand darf ihm dabei ins Werk pfuschen – erst recht kein Betriebsrat, der nach Ansicht des Konzernchefs ohnehin nur Geschäftsgeheimnisse ausplaudern würde. Indem Hunold im vergangenen Jahr Air Berlin als plc, als Aktiengesellschaft nach britischem Recht an die Börse brachte, umging er die unbequeme deutsche Vorschrift, in den Aufsichtsrat auch Vertreter der Belegschaft aufnehmen zu müssen.

Selbstzweifel sind Hunold fremd. Wieso sollte er auch Schwäche zeigen? Die Strategie des viermaligen Vaters ist bisher voll aufgegangen. Aus einem reinen Ferienflieger machte er eine Gesellschaft mit einem hohen Anteil von Linienverbindungen. Hier hat Hunold gezeigt, dass er in schwierigen Situationen die Nerven behalten kann. Denn das neue Geschäftsfeld wurde geschaffen, um die Maschinen wieder auszulasten, nachdem die Bestellungen der großen Touristikunternehmen für Charterflüge zurückgingen. In Großbritannien greift er mittlerweile sogar mit Inlandsflügen die beiden großen Billigkonkurrenten Ryanair und Easyjet direkt an. Mit der LTU will Hunold Air Berlin endgültig zu einer richtig großen Fluglinie machen – inklusive Langstreckenflügen. Bernd Hops

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