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Wirtschaft: Hilfe beim Führungswechsel

BONN .Rund vier Millionen Arbeitsplätze sind nach Erkenntnis der bundeseigenen Deutschen Ausgleichsbank (DtA) gefährdet, weil Unternehmer keinen Nachfolger finden.

BONN .Rund vier Millionen Arbeitsplätze sind nach Erkenntnis der bundeseigenen Deutschen Ausgleichsbank (DtA) gefährdet, weil Unternehmer keinen Nachfolger finden.Bei 700 000 mittelständischen Unternehmen stehe ein Führungswechsel bevor.Ein Viertel werde jedoch voraussichtlich vergeblich nach einem Nachfolger suchen, sagte das Vorstandsmitglied der DtA, Hans Koban, am Montag in Bonn.Folge dieser Entwicklung sei die Überalterung der Unternehmerschaft.Jeder vierte Unternehmenschef in Deutschland sei älter als 55 Jahre.Auch Inhaber von Familienunternehmen müßten sich immer häufiger nach einem fremden Nachfolger umsehen.

Eine Gemeinschaftsinitiative von DtA, dem Deutschen Industrie- und Handelstag und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks soll den Unternehmen nun helfen.Kernstück des Beratungsprogramms mit dem Namen "Change-Chance" ist eine Unternehmensbörse: potentielle künftige Unternehmer und ruhestandbedürftige Unternehmensverkäufer sollen auf diesem Weg zueinandergebracht werden.Börsenplatz ist das Internet (www.change-online.de).Vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wird die Initiative mit 1,4 Mill.DM unterstützt.Deren Parlamentarische Staatssekretärin, Edith Niehuis, machte klar, daß es ihr vor allem um die Unterstützung von Unternehmerinnen geht.

Der "Generationswechsel" wurde in Deutschland zum Breitenproblem, weil es nicht mehr sehr attraktiv ist, Unternehmer zu sein.Vor allem Unternehmensgründer müssen bereit sein, Risiken auf sich zu nehmen.Sie müssen sich mitunter in Millionenhöhe verschulden und oft mit ihrem gesamten Vermögen für Verluste haften.Steuern, Abgaben und Lohnkosten drücken zugleich die Profite."Potentielle Unternehmensgründer kapitulieren von vorn herein vor dem bürokratischen Spießrutenlauf, obwohl sie alle Voraussetzungen für einen guten Unternehmer mitbringen", sagte Hanns-Eberhard Schleyer, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks.Einen Acht-Stunden-Tage kenne ein Unternehmer nicht.Er müsse auf Freizeit verzichten, eine "doppelte 35-Stunden-Woche" sei ihm sicher.Leistung, sagte Schleyer, lohne sich nicht mehr.

Dem Lob, das Schleyer "Change-Chance" aussprach, folgte die Aufforderung an die Bundesregierung, die Bedingungen für unternehmerisches Handeln nicht weiter zu verschlimmern.Mit Nachdruck plädierte er für "vernünftige Nachbesserungen" an der rot-grünen Steuerreform."Es darf auf keinen Fall zur Streichung des halben Steuersatzes und des Freibetrags bei Veräußerungsgewinnen kommen" - eine Forderung für die Staatssekretärin Niehuis jedoch auf die Zuständigkeit anderer Ministerien verwies.

KATHRIN SPOERR

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