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Entspannt bleiben. Der Sparkurs der Griechen überzeugt weder die Finanzmärkte noch die eigene Bevölkerung.

© Reuters

Hilfe für Griechenland: Die Banken bewegen sich

Ausländische Institute sind bereit, sich an neuen Hilfen für Griechenland zu beteiligen – die Deutschen geben sich reserviert.

Berlin/Frankfurt am Main - Die Banken sehen eine Beteiligung an der Sanierung Griechenlands kritisch, lehnen sie aber nicht mehr rundheraus ab. Die Verlängerung der Laufzeiten für griechische Staatsanleihen, die Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) anstrebt, sei ein durchaus gangbarer Weg, sagten Vertreter von Crédit Agricole, JP Morgan, Credit Suisse und RBS am Mittwoch auf einer Branchenkonferenz in Königstein bei Frankfurt am Main. Die deutschen Institute gaben sich reservierter – dies sei nur die „ultima ratio“, sagte Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes privater Banken. „Es müssen zuerst alle milderen Mittel ausgeschöpft sein. Wir haben noch Spielraum.“

Man könne die Augen nicht vor der Realität verschließen und sei gesprächsbereit, hieß es in der Branche. Die Börse fürchtet indes neue Lasten für die Banken – die Aktien der Deutschen Bank (minus 1,4 Prozent) und der Commerzbank (minus 2,0 Prozent) gehörten am Mittwoch zu den größten Verlierern im Dax.

Nach dem Hilfspaket über 110 Milliarden Euro hatten Internationaler Währungsfonds (IWF) und EU eigentlich gehofft, dass Griechenland ab 2012 auf den Finanzmärkten wieder kreditwürdig ist. Das erscheint aber unrealistisch. Ein neues Hilfspaket soll nun neue Milliarden für Athen umfassen und einen Beitrag der privaten Gläubiger, also der Banken und Versicherungen. Sie sollen nach dem Vorschlag von Minister Schäuble die griechischen Staatsanleihen, die sie halten, in neue Papiere umtauschen – das wäre eine sogenannte sanfte Umschuldung. Damit wäre ein Zahlungsaufschub für Athen erreicht – Schäuble schwebt eine Frist von sieben Jahren vor. Wie hoch der Betrag sein soll, auf den die Banken verzichten, wollte ein Sprecher des Ministers nicht sagen. Er verwies auf dessen Brief an seine Amtskollegen, in dem von einem „quantifizierbaren und substanziellen“ Beitrag die Rede ist.

Internationale Banken signalisierten ihre Zustimmung. „Ich bin sehr dafür“, sagte Jean-Paul Chifflet, Chef der französischen Großbank Crédit Agricole. Ein solcher Schritt würde Griechenland helfen. Crédit Agricole hält griechische Staatsanleihen im Volumen von knapp einer Milliarde Euro. „Die Banken und Gläubiger müssen mitmachen“, sagte auch JP-Morgan-Banker Karl-Georg Altenburg. Nötig sei aber ein Gesamtpaket, das Griechenland nicht aus der Verantwortung entlasse und künftigen Krisen in der Eurozone vorbeuge. Seine Kollegin Ingrid Hengster von der Royal Bank of Scotland (RBS) pflichtete ihm bei: „Eine Laufzeitenverlängerung scheint mir das plausibelste.“ Credit-Suisse-Banker Michael Rüdiger prognostiziert für die Zukunft: „Laufzeitenverlängerung und zusätzliche Gelder – darauf wird es hinauslaufen.“

Das Problem sind aber noch die Rating-Agenturen. Sie haben klargemacht, dass sie auch eine sanfte Umschuldung als „Kreditereignis“, also als Staatspleite, werten – es sei denn, die Umschuldung wäre absolut freiwillig. Ein Kreditereignis hätte weitreichende Konsequenzen – die Banken, die Staatspapiere halten, müssten mit schlechteren Bonitätsnoten rechnen. Zudem würden Kreditausfallversicherungen im großen Stil fällig. Nach den Worten von Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker wird in der Politik an einem Umschuldungs-Modell gearbeitet, das kein „Kreditereignis“ zur Folge hätte.

Viele, vor allem nichtdeutsche Banken haben in den letzten Monaten griechische Staatspapiere abgestoßen. Der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zufolge waren die deutschen Institute Ende 2010 mit 15,6 Milliarden Euro engagiert. Die FMS Wertmanagement, die Bad Bank der Hypo Real Estate, hat mit 7,4 Milliarden Euro die höchste Summe. Die Commerzbank kommt auf 2,9 Milliarden, die Deutsche Bank auf 1,6 Milliarden.

Experten äußerten sich skeptisch zu den Rettungsbestrebungen. Eine harte Umschuldung könne wirksam sein, eine sanfte verschiebe das Problem nur in die Zukunft, sagte Hans-Peter Burghof, Bankenprofessor an der Universität Hohenheim, dem Tagesspiegel. „Die einzigen, die davon einen Vorteil haben, sind die Politiker, die in sieben Jahren nicht mehr an der Regierung sein werden.“ Er hält es für unwahrscheinlich, dass Verluste der Banken durch die Umschuldung Belastungen für deutsche Kunden bedeuten, etwa in Form höherer Zinsen und Gebühren. „Dazu ist der Wettbewerb zu hart.“

Entscheidend ist nun, wie sich die Europäische Zentralbank positioniert. Sie hat 45 bis 50 Milliarden Euro an griechischen Anleihen in den Büchern, die sie seit 2010 aufgekauft hat. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte am Montag erstmals die Bereitschaft zu einer begrenzten Schuldenstreckung unter Beteiligung privater Gläubiger erkennen lassen. mit rtr

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