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Hilfe für Unternehmen: Manager sehen Konjunkturpaket kritisch

Die Sorge vor einer Explosion der Staatsverschuldung wächst. Die Mehrheit der Unternehmen will keine Staatshilfe annehmen

Die Rezession hat Deutschland fest im Griff. Nachdem die Wirtschaftsleistung im Schlussquartal 2008 um rund zwei Prozent geschrumpft sein dürfte, sagt der „Handelsblatt“-Konjunktur-Indikator für das laufende erste Quartal einen weiteren Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um ein Prozent voraus. Für das Gesamtjahr 2009 rechnen die Volkswirte von Barclays-Capital, die den Indikator berechnen, mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um etwa drei Prozent. „Der Kollaps der deutschen Industrie wird im ersten Quartal anhalten“, sagt Barclays-Volkswirt Nick Matthews.

Ziel der Regierung ist es, mit dem Konjunkturpaket II und 50 Milliarden Euro Steuergeld möglichst viele Jobs zu retten. An diesem Montag findet im Finanzausschuss des Bundestages eine Expertenanhörung statt. Der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz sagte, „wenn die Maßnahmen sehr schnell umgesetzt werden – vor allem die Investitionen –, dann kann eine leichte Bremswirkung erzielt werden“. Ähnlich äußerten sich die Verbände. Tenor: Angesichts der Schwere der Krise ist das Konjunkturpaket vom Umfang her angemessen – je nach Verband würden aber unterschiedliche Schwerpunkte präferiert.

Insgesamt gehen die Funktionäre aber deutlich positiver als die Wirtschaft selbst mit der Bundesregierung ins Gericht. Denn die Topmanager sehen das Krisenmanagement in Berlin kritisch. Laut „Handelsblatt“-Business-Monitor halten fast drei Viertel der Befragten die Gefahr für groß, dass mit den Konjunkturpaketen nur die Staatsverschuldung aufgebläht wird, ohne die Rezession wirksam einzudämmen. 22 Prozent nennen diese Gefahr sogar „sehr groß“. Vor allem junge Manager unter 40 Jahren sind in Sorge, ergab die Umfrage der Unternehmensberatung Droege & Comp. im Auftrag des „Handelsblatts“ unter knapp 800 Topmanagern. Tatsächlich geht die Bundesregierung davon aus, dass das Staatsdefizit 2010 auf etwa vier Prozent des BIP steigen dürfte. Das entspricht rund 100 Milliarden Euro. Dabei rechne das Finanzministerium im kommenden Jahr mit einem Rekordloch im Bundesetat von rund 60 Milliarden Euro nach 45 Milliarden Euro in 2009, meldet der „Spiegel“. Noch vor einem halben Jahr wollte Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) ab 2011 ohne neue Kredite auskommen.

Das Konjunkturpaket II sieht unter anderem einen Schutzschirm für die Wirtschaft vor. Er soll sicherstellen, dass gesunde Großunternehmen, die wegen der Zurückhaltung der Banken keine oder zu wenig Kredite erhalten, Bürgschaften vom Bund und Kredite von der KfW bekommen können. Dafür werden 100 Milliarden Euro bereitgestellt.

In diesem Punkt geht vielen Managern, insbesondere denen in Großunternehmen, die Hilfe des Staates nicht weit genug: Sie sollte noch größer sein, fordert ein gutes Drittel derjenigen, die Bürgschaften generell für nötig halten. 36 Prozent dieser knapp 600 Manager sind der Meinung, das geplante Bürgschaftsvolumen reiche nicht aus.

Aus dem generellen Zuspruch für diese Maßnahme lässt sich aber keineswegs schließen, dass die befragten Topmanager auch für ihr Unternehmen Staatsgeld in Anspruch nehmen wollen: 55 Prozent sagen, ihr Unternehmen nehme „generell keine Staatshilfe an“; 42 Prozent können es sich zwar vorstellen, brauchen nach eigenen Angaben aber keine finanzielle Hilfe. Den festen Vorsatz, Bürgschaften in Anspruch zu nehmen, hat nur knapp ein Prozent aller Befragten. (asr/doh/saf/dri/Handelsblatt)

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