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Wirtschaft: Hilfe übers Internet

Wenn am heimischen PC Probleme auftreten, können Experten übers Internet helfen - mittels Programmen zur PC-Fernsteuerung. (11.07.2005, 09:31 Uhr)

Hannover - Grauer Alltag am PC: Die Software verweigert die Gefolgschaft, der Mauszeiger ruckelt, und das zunehmend verzweifelte Tippen auf die Tastatur zeigt keine Wirkung. Der Rechner macht nicht, was er soll. Übersteigt das Problem die eigenen Computerkenntnisse, muss die Hilfe eines Experten her. Mit Hilfe von Programmen zur Fernsteuerung kann der theoretisch sogar am anderen Ende der Welt sitzen.

«Wenn Sie an Windows XP verzeifeln, ist die Remote-Unterstützung die Lösung», erklärt Johannes Endres, Redakteur der in Hannover erscheinenden Fachzeitschrift «c't». Mit Hilfe eines Assistenten, der über «Hilfe und Support» im Startmenü aufgerufen wird, kann eine Messenger-Nachricht oder eine E-Mail erstellt werden, mit der ein befreundeter Experte zu einer gemeinsamen Computersitzung eingeladen wird.

Mit der Mail wird diesem die IP-Adresse des eigenen Rechners und auch ein Passwort mitgeteilt. Für eine vom Nutzer festgelegte Zeitspanne öffnet Windows dann die Schranken, damit der Angeschriebene sich einloggen kann. «Der muss dann nur auf die Mail klicken, und schon wird die Verbindung hergestellt», erklärt Endres. Über einen separaten Chatkanal können beide nun das Problem besprechen, während sie die identische Bildschirmoberfläche vor Augen haben.

Falls gewünscht, kann der um Hilfe Gebetene nicht nur zuschauen und kommentieren. Er kann auch die Kontrolle über den Rechner übernehmen: Der Mauszeiger bewegt sich dann scheinbar von Geisterhand. Voraussetzung für das reibungslose Funktionieren der Remote-Unterstützung ist aber, dass beide Rechner mit Windows XP arbeiten.

«Für richtige Abstürze ist die Remote-Hilfe aber nur bedingt geeignet», sagt Andreas Kroschel, Redakteur der in München erscheinenden Fachzeitschrift «PC-Welt». Schließlich müsse der Rechner laufen und soweit funktionieren, dass die Software für die Fernsteuerung benutzt werden kann. «Zickige Anwendungen können Sie damit aber beheben», sagt Kroschel. Hilfreich ist die Remote-Unterstützung dem Experten zufolge auch dann, wenn beispielsweise ein neues E-Mail-Programm eingerichtet werden soll.

Die Möglichkeiten der Fernhilfe sind aber nicht auf das Betriebssystem XP beschränkt: «Bei älteren Windowsversionen hilft das Programm Netmeeting», erklärt Johannes Endres. Die Software, die eigentlich für Videokonferenzen entwickelt wurde, erfüllt im wesentlichen den gleichen Zweck wie die Remote-Hilfe von XP. Die Bedienung sei jedoch etwas kniffeliger.

Eine ähnliche Lösung für alle Betriebssysteme ist die Software VNC (Virtual Network Computer). Ein eingebauter Kommunikationskanal fehlt dem Open-Source-Programm laut Endres jedoch. Apple-Nutzern steht im Prinzip auch ein Programm zur Remote-Hilfe zur Verfügung. Derjenige, der die Hilfe über das Internet anbietet, muss es aber für mehrere hundert Euro kaufen - eine Lösung, die sich vor allem an Unternehmen richtet.

Sinnvoll können Fernsteuerungsfunktionen aber auch in einem anderen Fall sein: Wer unterwegs ist und wichtige Dateien zu Hause vergessen hat, kann über das Internet auf seinen Rechner zugreifen. Windows XP Professionell bietet hierzu die Funktion «Remote Desktop» an, mit welcher der heimische PC auch aus Rio oder Rom so bedient werden kann wie am eigenen Schreibtisch. Der Home-Version von XP fehlt diese Funktion.

Im Unterschied zur Remote-Hilfe bleibt der Bildschirm des heimischen Rechners beim Fernzugriff allerdings schwarz. Das Hauptproblem bei der Fernsteuerung eines Computers ist laut «c't»-Experte-Endres die Übertragung der Bildschirminhalte: Um die zu übertragenen Datenmengen zu verringern, verringert die Fernsteuerungssoftware die Anzahl der auf dem Desktop dargestellten Farben: Video- und Bildbearbeitung verbietet sich dann. Anwendungen, bei denen es nicht auf die Farbe ankommt, könnten sich aber einwandfrei nutzen lassen. Dank der Datenreduzierung reiche im Notfall sogar eine ISDN-Verbindung aus, erklärt Endres.

«Wenn man Remote Desktop betreibt, sollte man aber nicht ständig online sein, sondern den eigenen Rechner nur für die jeweilige Sitzung freigeben», gibt Jaroslav Smycek, Computerexperte der Verbraucherzentrale Niedersachsen in Hannover, zu bedenken. Ob die Übertragung der eigenen Daten für Dritte nicht einsehbar ist, ist allerdings nicht sicher: «Microsoft sagt zwar, dass die Daten mit 128 Bit verschlüsselt werden, schweigt sich aber über genaue Angaben aus», sagt Smycek.

Doch was nützt die beste Software zur Fernsteuerung, wenn niemand zu Hause ist, der den Rechner einschaltet? Die Lösung sind Steckdosenleisten, die sich über Handy oder Internet bedienen lassen, allerdings auch mehrere hundert Euro kosten. Wenn sich der Rechner aufhängt, lässt sich damit aber auch aus der Ferne wenigstens der Stecker ziehen und das System neu starten. (Von Arnd Petry, dpa)

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