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Hilfskredite: Athen bekommt mehr Zeit für Tilgung

Die EU-Finanzminister stellen Griechenland eine Verlängerung für Hilfskredite in Aussicht. Berlin ist offenbar gegen längere Kreditlaufzeiten. Kanzlerin Merkel hatte bereits im Frühjahr lange mit einer Hilfszusage für Griechenland gezögert.

Athen - Die Griechen können sich mit der Rückzahlung ihrer Hilfskredite voraussichtlich mehr Zeit lassen. Die EU-Finanzminister wollten eine Verlängerung der Kreditlaufzeiten um viereinhalb Jahre prüfen, sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn am Sonntagabend in Brüssel nach der Verabschiedung der Hilfskredite für Irland. Damit würde das griechische Hilfspaket den längeren Tilgungsplänen der Irland-Kredite angeglichen. Auf diese Weise wolle man jeden Zweifel der Finanzmärkte an der Zahlungsfähigkeit Griechenlands ausräumen, unterstrich Rehn.

Der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou sieht mit der Streckung der Kreditlaufzeiten den Weg für eine baldige Rückkehr seines Landes an die Finanzmärkte geebnet. Griechenland will bereits im kommenden Jahr wieder in größerem Umfang Staatsanleihen begeben. Unabhängig von den verlängerten Kreditlaufzeiten werde Athen aber an seinem Konsolidierungsfahrplan festhalten und das Haushaltsdefizit bis 2014 unter drei Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) drücken, unterstrich Papakonstantinou am Montag.

Die Euro-Staaten und der Internationale Währungsfonds (IWF) hatten Griechenland im Mai Notkredite über 110 Milliarden Euro gewährt. Die Gelder sollen in zwölf Tranchen bis März 2013 ausgezahlt werden. Nach der bisher getroffenen Vereinbarung erfolgt die Rückzahlung der einzelnen Kredittranchen nach drei tilgungsfreien Jahren in acht vierteljährlichen Raten.

Einzelheiten des neuen, verlängerten Tilgungsplans müssen die EU-Finanzminister noch aushandeln. Widerstand gegen längere Kreditlaufzeiten regt sich angeblich in Berlin. Kanzlerin Angela Merkel hatte bereits im Frühjahr lange mit einer Hilfszusage für Griechenland gezögert. Eine Verlängerung der Tilgungsfristen müsste voraussichtlich, wie der ursprüngliche Kreditvertrag, von den Parlamenten der einzelnen Gläubigerländer ratifiziert werden. Dabei dürfte auch die Frage nach höheren Zinsen auf die Tagesordnung kommen – ein möglicherweise langwieriger Prozess.

Die Fristverlängerung für Griechenland zeige, dass die europäische Schuldenkrise größer sei, als die Regierungen es zunächst eingestanden hätten, sagte Peter Schaffrik, Zinsexperte bei der Royal Bank of Canada Europe, der Nachrichtenagentur Bloomberg: „Zum ersten Mal haben die Regierungen gemerkt, dass es sich hier um ein langfristiges Problem handelt“, sagte Schaffrik. Letztlich werde nach Griechenland und Irland auch Portugal um Hilfskredite bitten müssen, weil es „massiven Finanzbedarf“ habe, prognostizierte der Finanzexperte. Gerd Höhler

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