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Wirtschaft: Hilmar Kopper soll um Investoren werben

BONN / FRANKFURT (MAIN). .

BONN / FRANKFURT (MAIN). .Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) stellt am kommenden Dienstag Hilmar Kopper, den Ex-Chef der Deutschen Bank, als ersten Beauftragten der Bundesregierung für Auslandsinvestitionen vor.Die Koalition der Zustimmung konnte größer kaum sein.Bei der Einrichtung dieses Postens und der dazugehörigen Agentur "Investieren in Deutschland" waren Anfang Mai im Bundestag nur die Grünen (Enthaltung) und die PDS (Nein) im Abseits geblieben.Sitz der Einrichtung, die internationales Kapital anlocken soll, wird aller Voraussicht nach Berlin.Hier gibt es bereits das "Zentrum für Auslandsinvestitionen" des Wirtschaftsministeriums, das nach dem Parlamentsbeschluß "durch Umschichtung personell, finanziell und organisatorisch ausgebaut werden" soll, sowie eine Bund/Länder-Gemeinschaftsunternehmen zur Anwerbung von Kapital für Ostdeutschland.

Bei der Auswertung der Antwort der Bundesregierung auf seine Bundestagsanfrage zu Investitionen aus dem Ausland war dem SPD-Wirtschaftsexperten Siegmar Mosdorf vor eineinhalb Jahren aufgefallen, daß der Standort Deutschland sich im Ausland nicht professionell genug verkauft.Sonst wäre die Bundesrepublik nicht auf den 13.Platz unter den Zielländern transnationaler Direktinvestitionen zurückgefallen.Zur Abhilfe schlug der Politiker eine "Standort Deutschland GmbH" vor.Die Wirtschaftsexperten von Union und FDP, Gunnar Uldall und Paul Friedhoff, griffen die Idee auf.

Die Agentur soll zunächst die Vielzahl von Kapitalwerbeversuchen der Wirtschaft, der Länder sowie des Bundes bündeln.In der Berliner Stelle, deren Mitarbeiterzahl auf 17 mehr als verdreifacht wird, sollen potentielle Investoren einen Ansprechpartner finden, der sie über Steuern, Vorschriften und die wichtigsten anderen Bedingungen informiert.Es ist an gemeinsame Präsentationen und Konferenzen gedacht, aber auch an einen gemeinsamen Auftritt im Internet.Im vergangenen Herbst hatten Mosdorf und Uldall im Rahmen der Haushaltsberatungen fünf Millionen Mark "Startkapital" für solche Initiativen lockergemacht.Im Mai hatten die Wirtschaftsminister von Bund und Ländern bei einer Konferenz ein gemeinsames Logo "Invest in Germany" vorgestellt.

Daß der Aufsichtsrats-Chef der Deutschen Bank nun Beauftragter der Bundesregierung für Auslandsinvestitionen wird, ist vielfach mit Überraschung aufgenommen worden.Die Zeiten, in denen das größte deutsche Geldhaus der Bundesregierung als Berater nahe stand, sind eigentlich längst vorbei.Verbunden war diese Rolle mit Namen wie Hermann-Josef Abs, Friedrich Wilhelm Christians und vor allem mit dem 1989 ermordeten Vorstandssprecher Alfred Herrhausen.Er galt als Vertrauter, als Freund und als Ratgeber Helmut Kohls.

Unter Hilmar Kopper, der von 1989 bis Mai 1997 an der Spitze der Deutschen Bank stand, hat sich das Verhältnis der Banker zur Bundesregierung deutlich abgekühlt.Die wiederholte Kritik des Kanzlers am angeblich mangelhaften Engagement der Deutschen Bank in Ostdeutschland hat in Frankfurt für Verärgerung gesorgt.Zwar hat sich das Verhältnis in letzter Zeit wieder entspannt, aber besonders herzlich ist es immer noch nicht.Auch der neue Vorstandssprecher Rolf Breuer gilt nicht unbedingt als Vertrauter des Kanzlers.

Und jetzt auf einmal stellt sich Kopper in den Dienst der Regierenden? Drei Monate vor der Bundestagswahl.Am Freitag wollte sich der Banker nicht äußern.Erst am Dienstag will er in Bonn erläutern, was ihn zur Übernahme der neuen Aufgabe bewogen hat.Bislang jedenfalls war der 63jährige gebürtige Ostpreuße nicht als Banker bekannt, der sich für politische Zwecke vereinnahmen läßt.Sein gesamtes Berufsleben hat Kopper der Deutschen Bank gewidmet.Unter seiner Regie wuchs die Bilanzsumme von 350 auf 900 Mrd.DM.Kopper baute das Investmentgeschäft auf, er war aber auch für mehrere Fehlschläge mitverantwortlich.Dazu gehört die Beinahe-Pleite bei der Metallgesellschaft, vor allem aber das Desaster um den Baulöwen Jürgen Schneider, der die Deutsche Bank regelrecht vorführte.Kopper schuf sich durch sein ungeschicktes Auftreten in der Öffentlichkeit zusätzliche Probleme.Sein Name wird auf ewig mit den berühmten-berüchtigten "Peanuts" verbunden bleiben.Dabei hatte er faktisch recht, als er offene Handwerker- Rechnungen in Höhe von 50 Mill.DM im Vergleich zur damaligen Bilanzsumme der Deutschen Bank von rund 600 Mrd.DM als "Peanuts" bezeichnete.

Für den neuen Job ist Kopper aufgrund seiner internationalen Verbindung ein idealer Mann.Derzeit führt er nicht nur die Aufsichtsräte der Deutschen Bank, von Daimler Benz und von Mannesmann.Er sitzt auch in den Kontrollgremien von Solvay, von Akzo Nobel, von Xerox und von Unilever.Eher stellt sich die Frage, ob der Ex-Banker angesichts dieses Arbeitspensums auch noch den Job für die Regierung in seinem Tagesprogramm unterbringen kann.

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