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Wirtschaft: Hitze macht Ökostrom rentabel

An der Börse klettern die Preise für Kohle- und Atomstrom – selbst Solarenergie ist jetzt billiger

Berlin - Eigentlich ist Strom aus Kohle oder Atomkraft deutlich günstiger als aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne. Doch wegen der anhaltenden Hitze wächst die Sorge, dass es zu Versorgungsengpässen kommen könnte. Denn eine Reihe großer Kraftwerke hat Probleme, noch ausreichend Flusswasser zur Kühlung zu erhalten. Die Produzenten von Ökostrom nutzten die Gelegenheit und warfen den etablierten Energiekonzernen am Donnerstag vor, wegen des Klimawandels „extrem unsichere Stromlieferanten“ zu sein. Damit wurde der Spieß umgedreht. Sonst geht der Vorwurf in der Regel an die Ökostromproduzenten.

Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) und die Deutsche Umwelthilfe rechnen vor, dass Atom- und Kohlestrom an der Börse am Donnerstag – dem bisher heißesten Tag des Jahres – bis zu 54 Cent je Kilowattstunde kostete. Dagegen belaste den Verbraucher die Mischung aus den verschiedenen erneuerbaren Energien, die derzeit in die Netze eingespeist werden, laut BEE nur mit elf Cent je Kilowattstunde. Betrachtet man die einzelnen erneuerbaren Quellen, ist sogar Solarstrom das erste Mal billiger als Energie aus Kohle und Uran. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) freute sich deshalb: „Während herkömmliche Großkraftwerke reihenweise in die Knie gehen, liefern Solarstromanlagen Spitzenerträge. Solarstrom ersetzt damit besonders teuren Spitzenlaststrom und wird schneller wettbewerbsfähig als allgemein angenommen.“ Die gesetzliche Einspeisungsvergütung liege derzeit bei 40,6 bis 51,8 Cent je Kilowattstunde – also deutlich unter den Börsenpreisen.

Cornelia Ziehm von der Deutschen Umwelthilfe sagte: „Dieser Sommer zeigt erneut: Atomstrom ist weder sicher noch unbegrenzt verfügbar, weder billig noch umweltschonend.“ Schon im Sommer 2003 hätte die Stromproduktion bei mehreren Kohle- und Kernkraftwerken gedrosselt werden müssen, weil nicht genügend Kühlwasser zur Verfügung stand. Davon abgesehen würden die ohnehin stark erwärmten Flüsse durch die Kraftwerke weiter aufgeheizt, kritisierte Ziehm. Damit sinke der Sauerstoffgehalt, und es drohe ein Fischsterben. hop

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