zum Hauptinhalt
Seit Sommer 2012 bedient HKX bereits die Strecke Hamburg-Köln.

© dpa

Update

HKX greift an: Bahn droht neue Konkurrenz im Fernverkehr

Bisher fährt der Bahn-Konkurrent HKX nur von Köln nach Hamburg. Doch die Chefin, Eva Kreienkamp, will auch nach Berlin - und setzt dabei auf finanzkräftige Partner.

Wenn Rüdiger Grube über seine Konkurrenten spricht, kann Eva Kreienkamp nur müde lächeln. „Der positive Trend zu mehr Wettbewerb auf der Schiene in Deutschland ist ungebrochen“, verkündet der Bahn-Chef gerne. Damit eigne sich die Bundesrepublik hervorragend als „Vorbild für andere Länder“, schließlich seien schon weit über 300 Unternehmen auf dem deutschen Gleisnetz unterwegs. „Wir sind so eine Art Feigenblatt für die Bahn“, sagt Kreienkamp dazu. „Unsinn“ sei das, was die Bahn da behaupte.

Kreienkamp leitet das Bahnunternehmen HKX, einen der wenigen Konkurrenten des Staatskonzerns im deutschen Fernverkehr. Seit gut anderthalb Jahren ist HKX auf der Strecke zwischen Köln und Hamburg unterwegs. Nun arbeitet Kreienkamp an einer Expansion. „Wir wollen zeigen, dass Wettbewerb im Fernverkehr auf der Schiene ein profitables Geschäft ist“, sagte sie dem Tagesspiegel. Dazu brauche sie allerdings weitere Partner. „Dann sind auch Strecken von Köln oder Hamburg nach Berlin vorstellbar, oder in Richtung Süden.“ Infrage für eine engere Zusammenarbeit kommt die Verkehrssparte des französischen Veolia-Konzerns. „Wir sind in Gesprächen mit Veolia zu einer weitergehenden Kooperation“, so Kreienkamp.

Im Fernverkehr hat es die Konkurrenz schwer

Schon bislang arbeiten HKX und Veolia eng zusammen – Veolia regelt den operativen Bahnbetrieb der bis zu drei Verbindungen auf der Strecke pro Tag, HKX ist für Marketing und Vertrieb zuständig. Im Schienenfernverkehr gibt es daneben nur noch den Interconnex-Zug von Warnemünde über Berlin nach Leipzig sowie den Thalys, der über Köln und Aachen ins Ausland fährt. Das Kölner Unternehmen MCM hat schon vor längerer Zeit angekündigt, der Bahn Konkurrenz machen zu wollen, ist bis heute aber nicht am Markt. Kreienkamp sieht die Möglichkeiten damit noch nicht ausgeschöpft. „Der Markt für preiswerte Alternativen zur Deutschen Bahn ist groß.“

Anders als im Regionalverkehr gibt es im Fernverkehr keine staatlichen Zuschüsse für die Betreiber. Das bedeutet für neue Unternehmen eine hohe Hürde, denn Züge sind teuer. Zudem müssen Einsteiger Strom und Trassen von der Deutschen Bahn beziehen.

Mängel bremsen HKX bislang oft aus

HKX, hinter dem drei Investoren stehen, hat große Probleme mit seinen Fahrzeugen. Die überwiegend jahrzehntealten Waggons müssen oft gewartet werden. „Unser Material ist relativ alt, wir wären schon froh, wenn wir ein oder zwei Zuggarnituren aus den 90er Jahren hätten“, sagt Unternehmenschefin Kreienkamp. Wegen zahlreicher Reparaturen hatte sich schon der HKX-Start 2012 immer wieder verzögert. Oft gab es wegen Mängeln nicht genügend Züge im täglichen Betrieb.

Nun soll es hier Entspannung geben – von der zu Veolia gehörenden Nord-Ostsee-Bahn bekomme man eine Zuggarnitur, zudem habe man aus Belgien Wagen angemietet. Die Fahrzeugprobleme hatten auch die Gewinnpläne von HKX über den Haufen geworfen. Eigentlich hatte man schon 2013 Geld verdienen wollen; der Umsatz lag bei zwölf Millionen Euro. Nun sieht es laut Kreienkamp besser aus. „Wir glauben, bald in die Nähe der Gewinnschwelle zu kommen.“

Fenster auf statt Klimaanlage

Eines der Probleme: „Die Bahn weigert sich, uns Züge zu verkaufen. Was sie ausmustert, wird irgendwo in der Republik versteckt, verkauft oder verschrottet“, kritisiert Kreienkamp. Dabei habe der Konzern die Züge mithilfe des Steuerzahlers angeschafft. Einen regulären Markt für gebrauchte Fahrzeuge gibt es, anders als im Luftverkehr, bei der Eisenbahn nicht. Auf Zugmangel verweist allerdings auch die Deutsche Bahn. Mit Neubestellungen ist die Industrie teilweise seit Jahren im Verzug, deshalb werden alte Intercity-Wagen anders als geplant noch einmal modernisiert.

In den alten Zügen gibt es kaum Klimaanlagen – nach Meinung Kreienkamps nicht unbedingt ein Nachteil. Notfalls könne man immer noch die Fenster öffnen. Und an sehr heißen Tagen lässt sie Eiscreme verteilen. „Das kommt bei den Leuten gut an.“

Zur Startseite