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Wirtschaft: Hochtief baut auf das Ausland

Deutschlands größter Baukonzern erzielt Gewinnsprung/Bauboom in Australien und Asien

Berlin/Düsseldorf Deutschlands größter Baukonzern Hochtief hat dank eines starken Geschäfts in Australien und guter Ergebnisse im Flughafen-Management den Gewinn im ersten Halbjahr kräftig gesteigert und die Prognose für das Gesamtjahr bestätigt. Der Auftragsbestand kletterte im ersten Halbjahr um 17 Prozent auf den Rekordwert von 20,3 Milliarden Euro. Der starke Zuwachs kommt vor allem aus dem Ausland. Von der deutschen Baukrise hat sich Hochtief wie Konkurrent Bilfinger Berger mit einem hohen Auslandsanteil abgesetzt.

Vor allem das Asiengeschäft mit der australischen Tochter Leighton verbuchte starke Zuwächse, die Anfang des Jahres noch mit einer Gewinnwarnung nach Pannen bei mehreren Bauprojekten für Schlagzeilen sorgte. Leighton ist aber neben dem Baugeschäft auch im Bergbau tätig und profitiert von der starken Nachfrage nach Rohstoffen in China. Positiv beeinflusst wird das Ergebnis auch durch eine Investitionspartnerschaft mit drei Finanzinvestoren im Airportgeschäft.

Hochtief ragt damit aus der trüben deutschen Baukonjunktur positiv heraus. So erwartet der Bauindustrie-Verband insgesamt für die Branche einen Rückgang der Umsätze von voraussichtlich 4,5 Prozent im laufenden Jahr. Entsprechend werde sich die Zahl der Beschäftigten im deutschen Bauhauptgewerbe im Jahresdurchschnitt noch einmal um 47000 auf 720000 verringern. Davon ist auch Berlin betroffen: Trotz steigender Umsätze im Berliner Bauhauptgewerbe geht die Zahl der Beschäftigten weiter zurück. Sie sank zuletzt (Mai) um 4,3 Prozent auf rund 8700.

Hochtief steigerte den Umsatz im ersten Halbjahr um knapp elf Prozent auf über sechs Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern (Ebit) legte um knapp 83 Prozent auf 149 Millionen Euro zu. Das Konzernergebnis hat sich auf 44,4 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Während aber Bilfinger-Chef Herbert Bodner angesichts ebenfalls erheblicher Zuwächse die Prognose für 2005 nach oben korrigiert hat, bestätigte Hochtief-Chef Hans-Peter Keitel nur die Erwartungen: Aus einem Umsatz auf Vorjahresniveau sollen ein rund 25 Prozent höheres Vorsteuerergebnis und ein um mehr als die Hälfte gestiegener Nettogewinn eingefahren werden.

Denn auf seinem wichtigsten Markt Nordamerika verzeichnete Hochtief nur eine „stabile“ Entwicklung. Die Leistung stagnierte, der Auftragseingang sank, und das Ergebnis legte vor allem wegen Sparmaßnahmen der US-Tochter Turner zu. Mit Wilfried Eckert schickt Keitel nun den Leiter des Konzerncontrollings als neuen Finanzchef von Turner in die USA.

Die im M-Dax notierte Aktie lag zum Börsenschluss leicht im Minus. Der Kurs war zuletzt durch Übernahme-Gerüchte stark gestiegen. Alle Spekulationen dazu seien absolut überflüssig, so ein Sprecher. Christoph Schlienkamp, Analyst vom Bankhaus Lampe, schließt eine Übernahme aber angesichts des Streubesitzes von 80 Prozent grundsätzlich nicht aus. Die gute Entwicklung des Konzerns wecke Begehrlichkeiten, meinte er, hält Hochtief aber für zu teuer. agr (HB)/mot

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