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Arbeitnehmer in Sorge. Noch ist unklar, wie es für die rund 70 000 HochtiefMitarbeiter weitergeht, wenn dem spanischen Baukonzern ACS die Übernahme gelingt.

© dpa

Hochtief: Neue Giftpille für die Spanier

Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter kämpft bis zur letzten Sekunde gegen die Übernahme durch ACS. Zum Jahresende hat er die Klauseln für wichtige Darlehensverträge verändert.

Düsseldorf - Die neuen Klauseln sollen den spanischen Konzern davon abhalten, einen Beherrschungsvertrag abzuschließen oder eine Sonderdividende auszuschütten.

Dazu hat Hochtief, wie Finanzvorstand Burkhard Lohr in der „Börsenzeitung“ erläuterte, die sogenannten Change-of-Control-Klauseln in den Kreditverträgen aufgehoben. Diese hätten es den Banken im Falle einer Übernahme erlaubt, die Darlehen zu kündigen. Sie wurden durch ein „Ringfencing-Agreement“ ersetzt, also eine Abschottungsvereinbarung. Darin verpflichte sich das Management, keine Verträge mit ACS zu unterzeichnen, welche die Kreditwürdigkeit von Deutschlands größtem Baukonzern schwächen würden. Schließlich ist ACS mit neun Milliarden Euro hoch verschuldet. Die Change-of-Control-Klauseln hatte Lütkestratkötter in den vergangenen Jahren eingeführt, um das Unternehmen zu schützen, falls sich die Mehrheitsverhältnisse ändern. Und genau diese Situation steht offenbar kurz bevor.

Denn bereits Dienstagabend hatte der spanische Angreifer seinen Anteil an Hochtief auf 29,4 Prozent erhöht – und ist somit seinem Ziel von 30 Prozent sehr nahe gekommen. Traditionell tauschen vor allem institutionelle Investoren immer erst wenige Stunden vor Ablauf der Frist, die in diesem Fall in der vergangenen Nacht um null Uhr endete. Der US-Fonds Southeastern Asset Management hat bereits angekündigt, die Hälfte seines Bestandes von über fünf Prozent zu tauschen. Auch der Anlageberater Institutional Shareholder Service (ISS) hat seinen Klienten empfohlen, die Offerte teilweise anzunehmen.

Die neuen Hochtief-Klauseln für ein Kreditvolumen von 3,7 Milliarden Euro erschweren den Durchgriff von ACS auf Hochtief. Ein Beherrschungsvertrag, aber auch eine Sonderdividende würden nun ein Kündigungsrecht der Banken auslösen – nicht mehr jedoch das einfache Überschreiten der Schwelle von 30 Prozent. „Klar ist das eine Art von Giftpille, um ACS abzuwehren“, sagt ein mit dem Vorgang Vertrauter. Aber es treffe auch Hochtief. Denn der Preis für die neu ausgehandelten Kredite sind höhere Zinsen. Eine Hochtief-Sprecherin betonte, dass es darum ging, die weitere Finanzierung des Konzerns zu sichern.

ACS wollte die Veränderung nicht kommentieren. „Hochtief stellt sich jetzt den Tatsachen, dass ACS die 30-Prozent-Hürde nimmt“, ist aus Kreisen des spanischen Konzerns zu hören. Klarheit gibt es am Dienstag, wenn ACS das Ergebnis des Umtausches veröffentlicht.

Unterdessen spaltet der Übernahmekampf die Belegschaft in Essen. Betriebsratschef Siegfried Müller fühlt sich von IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel hintergangen. Der hat bereits ein Abkommen mit ACS abgeschlossen, um die Beschäftigung zu sichern.

Georg Weishaupt

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