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Wirtschaft: Hochtief und Bilfinger stehen hoch im Kurs

Baukonzerne setzen immer mehr auf das renditestarke Dienstleistungsgeschäft – und ziehen sich aus Deutschland zurück

Düsseldorf (agr/juf/HB). Die beiden Baukonzerne Hochtief und Bilfinger Berger fahren an der Börse die Erfolge ihrer Umstrukturierung zu internationalen Baudienstleistern ein. Die Aktie des größten deutschen Baukonzerns Hochtief legte in diesem Jahr zeitweise um bis zu 70 Prozent zu. Einen vergleichbaren Höhenflug erlebte das Wertpapier des Mannheimer Konkurrenten.

Analysten erklären die Kursexplosion vor allem damit, dass sich beide Konzerne von der Baukrise in Deutschland deutlich positiv absetzen konnten. So schreibt Bilfinger schon jetzt ein ausgeglichenes Ergebnis im deutschen Baugeschäft, wie ein Sprecher bestätigte. Hochtief ist auf bestem Weg dahin.

Der Essener Konzern hat nach neun Monaten den Verlust in Deutschland auf acht Millionen Euro reduziert und rechnet nach einem drastischen Personalabbau in Deutschland im Gesamtjahr mit dem Turnaround. „Damit ist der traditionsreiche Kern unseres Unternehmens gesundet und wieder erstarkt“, sagte Hochtief-Chef Hans-Peter Keitel am Mittwoch bei der Vorlage des Zwischenberichts.

Das Deutschland-Geschäft spielt bei den Baukonzernen allerdings keine entscheidende Rolle mehr. Hochtief erzielt bereits 84 Prozent seiner Leistung im Ausland, bei Bilfinger sind es 60 Prozent. Walter Bau, die Nummer drei, kommt auf 27 Prozent.

Die Konzerne setzen zunehmend auf Projektentwicklung und das renditestarke Dienstleistungsgeschäft rund um Bau und Immobilie. Während Bilfinger 25 Prozent seiner Leistung mit Dienstleistungen, insbesondere im Bereich Facility Management (Gebäude-Verwaltung), erzielt, sind es bei Hochtief 29 Prozent, inklusive dem Bau und Betrieb von Großprojekten wie Flughäfen. Angepeilt wird bis 2007 ein Anteil von rund 50 Prozent.

Doch ein hoher Auslandsanteil hat auch Schattenseiten. Zwar hat Hochtief am Donnerstag die Gewinnprognose für 2003 bekräftigt, musste aber bei Umsatz und Auftragseingang Abstriche von den bisherigen Zielen machen. „Angesichts der anhaltenden Schwäche des US-Dollars und ausbleibender konjunktureller Impulse in einigen Märkten erwarten wir für 2003 auf Eurobasis einen Auftragseingang und Umsatz unter dem Niveau des Vorjahres“, heißt es im Zwischenbericht. Bisher wollte Hochtief die Vorjahreswerte erreichen. Betriebliches Ergebnis und Ergebnis vor Steuern sollen aber wie geplant über den Werten des Vorjahres liegen.

Bilfinger-Chef Herbert Bodner, der heute seine Neunmonatsbilanz vorlegt, hat dagegen kürzlich die Prognose bekräftigt. Der Konzern will in diesem Jahr die Bauleistung auf 5,4 (4,9) Milliarden Euro erhöhen und das operative Ergebnis deutlich steigern.

Auch der Konkurrent Walter Bau, vereinigt mit Dywidag aus München, hat für das Gesamtjahr die Ergebnisprognose bekräftigt. Bauleistung und operatives Ergebnis sollen mit 3,3 Milliarden Euro beziehungsweise 15 Millionen Euro „angesichts der weiterhin plangerechten Entwicklung“ mindestens auf Vorjahresniveau verharren, sagte Vorstandschef Wolf Fitzner.

Wegen des niedrigen Aktienkurses hatte die Muttergesellschaft von Walter Bau, der Essener Energiekonzern RWE, den geplanten Verkauf der Hochtief-Beteiligung bislang zurückgestellt. Angesichts des Kursanstiegs kommt hier aber wieder Bewegung hinein: „Beim Amtsantritt habe ich gesagt, ein Verkauf käme einer Wertvernichtung gleich. Je höher aber der Aktienkurs steigt, umso mehr Möglichkeiten ergeben sich für uns“, sagte RWE-Chef Harry Roels jetzt.

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