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Wirtschaft: Höhenflug in Athen

Die Kurse an der Börse steigen – wie lange noch?

Athen - Griechenland hat die längste Rezession aller EU-Staaten, die höchste Staatsverschuldung, die meisten Arbeitslosen. Eine andere Bestleistung scheint auf den ersten Blick nicht in dieses Bild zu passen: Seit den Wahlen im Juni 2012 legte der Leitindex an der Athener Börse um rund 140 Prozent zu. Selbst wer erst im Herbst griechische Aktien ins Depot nahm, kann sich freuen: Mit einem Plus von 17,2 Prozent erlebten Anleger an der Akropolis einen goldenen Oktober.

„Die Börse setzt auf positive Entwicklungen im kommenden Jahr und nimmt das Ende der Rezession vorweg“, erklärt Andreas Kontogouris vom Athener Brokerhaus Beta Securities. Der gefürchtete „Grexit“, ein Ausscheiden des Landes aus der Euro-Zone, ist zumindest an der Börse kein Thema mehr. Stattdessen setzen die Anleger auf „Grecovery“, die Rückkehr Griechenlands zum Wachstum.

Vor dem Aufstieg kommt allerdings erst einmal ein Abstieg: Ende November wird Griechenland vom Indexbetreiber MSCI auf den Status eines Schwellenlandes zurückgesetzt. Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein entwickelter Markt in die zweite Liga absteigen muss. Aber ausgerechnet darin liegen Chancen. Denn im Schwellenländerindex wird Griechenland deutlich höher gewichtet als bisher im Index der entwickelten Märkte. Gegenüber den meisten anderen Schwellenländern hat Griechenland auch das Plus einer stabilen Währung, den Euro. Die Herabstufung dürfte deshalb zusätzliches Kapital nach Griechenland ziehen. Mark Mobius, prominenter Fondsmanager bei Franklin Templeton Investments und Schwellenmarkt-Guru, bloggte bereits: „Willkommen zurück in einer Welt des großen Potenzials, Griechenland!“ Die Citigroup erwartet, dass infolge der Herabstufung in den kommenden Wochen netto rund 2,1 Milliarden Dollar in den Athener Aktienmarkt fließen werden. Für griechische Aktien spricht aus Sicht der US-Großbank auch, dass sich die Ertragssituation der meisten Unternehmen 2014 deutlich verbessern dürfte.

Billig sind griechische Aktien aber nicht mehr. Viele Beobachter erwarten eine Korrektur. Neue Sparmaßnahmen, wie sie die Troika fordert, könnten die Koalitionsregierung zu Fall bringen. Dann werden wohl auch an der Athener Börse die Karten neu gemischt. Gerd Höhler

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