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Wirtschaft: Hoffnung auf das Ende der Baisse

Egal, ob Dow, Dax, Nasdaq oder Neuer Markt. Die Charts aller Indizes haben eines gemeinsam: ein V.

Egal, ob Dow, Dax, Nasdaq oder Neuer Markt. Die Charts aller Indizes haben eines gemeinsam: ein V. Bis zum 21. September fielen die Kurse in den Keller. Doch seit acht Wochen steigen sie rasant. An den Technologiebörsen nimmt die Rallye so große Ausmaße an, dass erstmals die langfristigen Abwärtstrends seit Spätsommer vergangenen Jahres nach oben durchbrochen werden. Dies ist für technisch orientierte Analysten ein wichtiges Signal, dass die 18-monatige Baisse an den Börsen zu Ende ist.

Am optimistischsten äußern sich die Analysten über die Technologiebörsen. "Der Neue Markt marschiert nach oben, und der Weg ist frei", meint Achim Matzke von Commerzbank Securities. Den Aktienstrategen beeindrucken die Kaufsignale vieler Schwergewichte am deutschen Wachstumssegment und die damit verbundene Marktbreite. Die Rallye wird also von vielen Aktien getragen.

Positiv stimmt Experten, dass die Umsätze seit den Terroranschlägen in den USA kräftig gestiegen sind. Bislang waren die Volumina nur bei fallenden Kursen gestiegen. Doch steigende Umsätze bei gleichzeitig steigenden Kursen waren in der Vergangenheit immer ein untrügliches Signal für eine Trendwende nach oben. Matzke ist sich sicher, dass der Neue Markt sein "Comeback" bereits hat. "Der Baisse-Trend ist gebrochen. Alle Weltuntergangs-Szenarien sind völlig fehl am Platz", meint auch Michael Riesner von der DG Bank. Und Uwe Wagner von der Deutschen Bank beeindruckt die "hohe positive Schwungkraft" im Neuen Markt, die eine nennenswerte Korrektur nach unten bislang kaum zulässt.

Auch an der US-Wachstumsbörse sehen die Experten wie beispielsweise Uwe Wagner von der Deutschen Bank intakte Aufwärtstrends. Nicht ganz so klar ist die Situation allerdings bei den Standardwerten. Zwar verläuft auch hier die Erholung rasant, doch die langfristigen Abwärtstrends sind flacher und damit auf einem deutlich höheren Niveau. Die Indizes notieren trotz der Rallye noch unterhalb der wichtigen Grenze. Doch auch hier ist Wagner positiv gestimmt: "Der überwiegende Teil der internationalen Aktienindizes befindet sich derzeit in intakten Aufwärtstrends."

"Die Baisse ist noch nicht zu Ende, doch in ihrer Endphase", so Michael Graf Strasoldo, persönlich haftender Gesellschafter des Berliner Privatbankhauses Weberbank. Für die nächsten zwei bis drei Mobnate rechnet er noch mit einem erheblichen Rückschlagpotenzial, doch die "Tiefststände von September" werden wir wohl nicht mehr sehen. "Einen Aufschwung mit Angst" nennt Klaus Metzke, Bereichsleiter Vermögensverwaltung des Bankhauses HSBC Trinkaus & Burkhardt in Berlin die gegenwärtige Entwicklung. Die Anleger glaubten, "schlechter kann es nicht mehr werden". Von den aktuellen Wirtschaftsdaten werde der Kursgewinne nicht getragen, so Metzke.

Frank Geilfuss, Chefanalyst beim Berliner Privatbankhaus Löbbecke, räumt ein: "Wenn wir uns ansehen, wo der Dax noch vor wenigen Wochen gestanden hat, müssen wir bis heute einen gigantischen Aufschwung feststellen." Und die Nachrichten der vergangenen Tage seien auch überwiegend gut gewesen. Der Krieg in Afghanistan könnte zu Ende gehen, die Präsidenten Bush und Putin harmonisierten wider Erwarten, und selbst die Unternehmen hätten zwar nochmals schlechte Zahlen vorgelegt, aber gleichzeitig angekündigt, nun gehe es wieder aufwärts. Ein Aufschwung in der zweiten Hälfte 2002 sei wahrscheinlich. Doch Geilfuss warnt: "Bei einigen Papieren, etwa der Lufthansa-Aktie, dürfte der Aufschwung maßlos übertrieben sein und auch die Charttechnik spricht gegen unbegrenzten Optimismus.". Der Dax sei seit dem März 2000 bereits achtmal an der Widerstandslinie von 5500 Punkten gescheitert. Erst, wenn der Index über diese Marke gestiegen sei, sehe er ein Ende der Baisse.

Harald Mau, Direktor bei UBS Private Banking Deutschland in Berlin, setzt die Hürde nicht ganz so hoch an. Wenn der Dax etwa 5100 Punkte erreiche, sei der zweijährige Abwärtstrend durchbrochen, sagt der Banker. Sein Haus setzt derzeit auf niedrig-gepreiste Standardwerte mit einem Schwerpunkt Europa. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 bei den Dax-Titeln sei günstig, so Mau.

som, dr

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