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Wirtschaft: Hoffnungsschimmer aus Hannover

Über 100 Berliner Unternehmen rechnen auf der Messe vor allem mit neuen ausländischen Kunden HANNOVER (gih).Berliner Unternehmen hoffen während der Hannover-Messe auf neue Geschäfte.

Über 100 Berliner Unternehmen rechnen auf der Messe vor allem mit neuen ausländischen Kunden HANNOVER (gih).Berliner Unternehmen hoffen während der Hannover-Messe auf neue Geschäfte.116 Anbieter aus der Hauptstadt zeigen auf der Industrieschau ihre Investitionsgüter und Dienstleistungen.Besucht man deren Stände, gewinnt man den Eindruck, daß die Aussichten besser sind, als die Stimmungslage in Berlin vermuten ließe.Insgesamt präsentieren sich 7500 Aussteller auf dem Messegelände in Hannovers Süden. Dabei sind es nicht die ganz großen Unternehmen, die die Stadt auf diesem Forum repräsentieren.Zum Beispiel Siemens: Zwar ist der Konzern mit zahlreichen Fertigungs-und Entwicklungsstandorten in den Messehallen präsent - Karlsruhe, Nürnberg, München, Erlangen, Augsburg, Redwitz, Traunreut, ja sogar Makati City auf den Philippinen.Aber Siemensstadt ist ganz offensichtlich uninteressant geworden. So stehen die kleinen Firmen für die Zukunft des Produktionsstandorts Berlin.Zu denen zählt die Paul Jordan Elektrotechnische Fabrik.Sie stellt auf einem der beiden Gemeinschaftsstände Berlins aus - dem in der Halle 2. Seit 80 Jahren ist sie in Berlin ansässig und wird als Familienunternehmen nun schon in der dritten Generation geführt.Der Marienfelder Betrieb stellt Elektro-Installationsmaterial für Straßenbeleuchtungen her.Mit 130 Mitarbeitern kommt ein Umsatz von 32 Mill.DM pro Jahr zusammen.Die Firma arbeitet als Zulieferer für große Stromversorger, etwa für die Bewag, die RWE und das Bayernwerk. Insgesamt zwölf Berliner Firmen zeigen ihre Produkte und Dienstleistungen auf dem Gemeinschaftsstand, der von der Wirtschaftsverwaltung über die BAO Berlin gefördert wird.Die Palette reicht vom Hersteller für Oberflächenveredlungsanlagen OTB an der Motzener Straße, ebenfalls in Marienfelde, der für die Autoindustrie Galvanik- und Reinigungstechnik liefert, bis hin zum Software-Produzenten LuRaTech, der auf dem Adlershofer Wista-Gelände an der Rudower Chaussee Bildverarbeitungsprogramme schreibt. Erfolgreich ist auch Sawa Tschakarow mit seinem kleinen Betrieb Amtec in der Pankstraße.20 Mitarbeiter fertigen seit nunmehr sieben Jahren Roboter-Module.Dazu zählen Gelenke, Achsen und Greifer.Je nach Wunsch des Kunden liefert der Pankower Betrieb sie sofort komplettiert und mit der entsprechenden Software ausgestattet aus - oder in Einzelteilen, die die Abnehmer selber zusammensetzen müssen.Labore und Forschungsinstitute, aber auch die Bundeswehr und Daimler-Benz gehören zu den Kunden. Der Vorteil des kleinen Betriebs: Er stellt zwar die Module in Serie her, kann sie aber präzise auf das Bedürfnis des Kunden abstimmen.Im Gegensatz zu den großen Herstellern kompletter Serien-Roboter kann Amtec auf Sonderwünsche schnell reagieren.Der diesjährige Umsatz dürfte bei etwa 3 Mill.DM liegen, schätzt Tschakarow. Auf den Modul-Baukasten setzt auch die Afag.Der große Schweizer Hersteller von Zuführungs- und Montagesystemen - so nennt man heute moderne Fließbänder zum Zusammenbau von Teilen oder ganzen Geräten - ging vor sieben Jahren nach Berlin.Das Unternehmen gründete in der Marzahner Grenzgrabenstraße einen Ableger.Der begann zunächst als Wartungs- und Serviceeinrichtung.Doch die Arbeit war so erfolgreich, daß inzwischen rund 30 Mitarbeiter die ganze Produktpalette herstellen, die auch die Mutterfirma fertigt. Die Afag-Kunden sind in den neuen Bundesländern sowie in Norddeutschland ansässig.So arbeitet Afag für den Reifen- und Luftfederungshersteller Phoenix in Hamburg, hat zudem für ITT eine Anlage zur Produktion kleiner elektrischer Schalter aufgebaut.In diesem Jahr wird allein die Marzahner Filiale einen Umsatz von voraussichtlich 8 Mill.DM erwirtschaften. Die Resonanz auf der Hannover-Messe halte sich an den ersten Tage noch in Grenzen, hieß es praktisch überall bei den Unternehmern aus Berlin.Nur die potentielle Kundschaft aus dem Ausland sei stark interessiert. Deutsche Firmen dagegen sparen offenbar: Sie suchen sich die Messen, die sie besuchen, inzwischen ganz genau aus.Zudem schicken sie keine großen Mannschaften mehr, sondern einen, vielleicht zwei Mitarbeiter.Die müssen sich anfangs erst einen Überblick verschaffen.Die große Hoffnung gilt dem Wochenende, wenn Firmenmitarbeiter auf die Messe kommen können, die von ihrer Firma dafür unter der Woche nicht frei bekommen.

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