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Wirtschaft: Hohe Schulden begrenzen den Handlungsspielraum der Franzosen beim Kampf gegen Vodafone

Spekulationen über das Auftreten des Mischkonzerns Vivendi als "weißer Ritter", um Mannesmann im Kampf gegen den Herausforderer Vodafone beizustehen, wurden in Paris äußerst skeptisch aufgenommen. Die Gerüchte gehen auf Äußerungen des Mannesmann-Vorstandschefs Klaus Esser gegenüber der amerikanischen Wirtschaftszeitschrift "Business Week" zurück.

Spekulationen über das Auftreten des Mischkonzerns Vivendi als "weißer Ritter", um Mannesmann im Kampf gegen den Herausforderer Vodafone beizustehen, wurden in Paris äußerst skeptisch aufgenommen. Die Gerüchte gehen auf Äußerungen des Mannesmann-Vorstandschefs Klaus Esser gegenüber der amerikanischen Wirtschaftszeitschrift "Business Week" zurück. Esser sieht dem Magazin zufolge Vivendi "als unseren engsten Partner" an: "Wir teilen dieselbe strategische Vision".

Analysten zufolge ist eine Interessenbündelung zwischen Mannesmann und Vivendi in der Mobiltelefonie durchaus denkbar. So könnte Mannesmann seine eigenen Ambitionen bei Frankreichs zweitgrößtem Mobilfunknetzbetreiber Cégétel zurückstellen. An diesem hält Vivendi 44 Prozent und übt damit faktisch, wenn auch nicht dauerhaft stabil, die industrielle Führung aus. Mannesmann brächte 15 Prozent in die Verbindung ein. Im Gegenzug, so mutmaßt der Pariser "Figaro", könnte Vivendi den Mannesmann-Mobilfunkkunden zu einem Internetzugang via Handy verhelfen. Damit würde die Strategie des Alleingangs der von der Übernahme durch Vodafone bedrohten Deutschen aufgewertet. Vodafone würde dabei gleich auch noch in Frankreich auf die Finger geklopft: Die Briten sind mit 20 Prozent an der Cégétel-Mobilfunkmarke "SFR" beteiligt.

Ein finanzielles Engagement müsste sich Vivendi indes sehr genau überlegen. Immerhin verfolgt der Konzern auf den Feldern Wasserversorgung, Energie, Telekommunikation und Medien gleichzeitig internationale Expansionspläne. Die Akquisitionen haben ihm im vergangenen Jahr vorübergehend einen Schuldenstand von rund 15 Milliarden Euro eingetragen. Inzwischen stehen im Geschäftsfeld Energie Engagements im Wert von mindestens vier Milliarden Euro zur Disposition. Doch bisher wurde kein Käufer bekannt. Vivendi hat daher wohl gar nicht die Mittel, in einen rund 150 Milliarden Euro schweren Übernahmekampf einzusteigen, wie etwa das Pariser Wertpapierhaus Aurel Leven erkennen lässt. Die Börse erwarte vielmehr, dass Vivendi erst einmal seine Schulden reduziere. Tatsächlich ist eine Achse Düsseldorf-Paris wohl noch nicht einmal ansatzweise geschmiedet. So hat es Vivendi bisher abgelehnt, das Gerücht zu kommentieren. Mannesmann hat dagegen ein Spitzentreffen mit Vivendi ausdrücklich dementiert. Daneben hat MannesmannChef Klaus Esser schon mehrfach die Möglichkeit einer Hilfe durch einen "weißen Ritter" abgelehnt. Die Kurse der Mannesmann- und Vivendi-Aktien reagierten dagegen positiv auf die Spekulationen.

abo

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