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Wirtschaft: Holländer wollen in Leipzig investieren

LEIPZIG . Die Region Leipzig-Halle scheint bei internationalen Investoren zunehmend auf Interesse zu stoßen.

LEIPZIG . Die Region Leipzig-Halle scheint bei internationalen Investoren zunehmend auf Interesse zu stoßen. "Wir haben drei Tage lang intensiv mit Unternehmern und Politikern gesprochen", sagte Wiel Aerts, Wirtschaftsenator der Stadt Venlo, der sich kürzlich auf Einladung der Sachsen LB und der Wirtschaftsagentur Leipzig-Halle mit zehn Managern aus dem größten Wirtschaftszentrums am Niederrhein hier umschaute. "Die Ansätze für eine Kooperation, auch für ein ganz konkretes wirtschaftliches Engagement von Unternehmen aus unserer Region sind so deutlich, dass ich noch in diesem Herbst mit einer großen Gruppe Unternehmer hierher zurückkommen werde, um Nägel mit Köpfen zu machen".Der holländische Ort Venlo nahe der deutschen Grenze galt noch vor gut zehn Jahren als Problemfall mit mehr als 15 Prozent Arbeitslosigkeit. Als dann im Zusammenhang mit dem raschen Aufstieg der Transportwege aus den Häfen Rotterdam und Antwerpen hier die Warenströme in Richtung Deutschland nicht mehr nur vorbei flossen, sondern in riesigen Distributionszentren weiterverarbeitet wurden, stieg Venlo zum Logistik-Zentrum auf. Heute sind hier Gewerbeflächen und Arbeitskräfte bereits so knapp, dass die Holländer auf dem Leipziger Arbeitsamt ausloteten, inwieweit zumindest zeitweilig neue Mitarbeiter auch aus Sachsen rekrutiert werden können.Jan Goedmakers, Chef des rund 120 Logistikunternehmen umfassenden European Logistik Centre Venlo sieht viele Parallelen mit der Region Leipzig-Halle: "Hier gibt es zwar keine Zollgrenze wie damals bei uns, aber die Nähe zu Osteuropa mit 70 Millionen potenziellen Kunden und auch Produzenten macht ein Investment auch für uns sehr interessant, zumal inzwischen die Infrastruktur fantastisch ist und wir ohnehin nicht alles in Venlo machen können."Die Denkweise der "Logistikweltmeister", wie die Holländer in Fachkreisen achtungsvoll genannt werden, ist leicht umrissen: Heute werden kaum noch neue Autofabriken, Stahlwerke oder andere Industriekomplexe komplett neu errichtet. Das Wachstum konzentriert sich meist auf Zulieferer, denen Verantwortung für immer größere Baugruppen übertragen wird. So werden Kfz-Teile von einem Produzenten quer durch ganz Europa gefahren, Container aus Fernost in Logistikzentren entladen und die Waren verpackt und komplettiert. "Die Distribution der Zulieferer wird immer wichtiger", sagt Goedmakers.Für Venlo macht sie bereits mehr als zehn Prozent der gesamtem Wirtschaftskraft aus. "Ich denke, die Holländer haben immer die richtige Nase für die besten Standorte", sagt Aerts. Er sieht dabei die Warenströme nicht nur in eine Richtung rollen, sondern erwartet auch starken Zuwachs von Rohstoff- und Produktlieferungen aus den Nachbarländern. "Mitteldeutschland hat als Logistikknoten dabei viele Vorteile, die bei der zentralen Lage und ausgezeichneten Verkehrsanbindung beginnen, über das Potenzial der Mitarbeiter bis hin zur rechtlichen Sicherheit und der Zuverlässigkeit reichen." Bisher, so räumt Aerts ein, hätten die Holländer von dieser Region fälschlicherweise kaum Notiz genommen, doch die Zeit des Abwartens über die Entwicklung Osteuropas sei nun vorüber.

MANFRED SCHULZE

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