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Wirtschaft: „Hongkong ist nicht das Ende des Weges“

Die EU-Agrarkommissarin über die WTO-Konferenz und den Schutz der Bauern

Frau Fischer-Boel, bisher haben sich die Handelsblöcke noch nicht auf eine gemeinsame Linie zum weiteren Abbau der Handelshemmnisse einigen können. Hauptgrund sind die hohen Agrarzölle in der EU. Warum müssen die europäischen Bauern so stark geschützt werden?

Wir bieten an, unsere durchschnittlichen Zölle von 23 Prozent auf zwölf Prozent zu reduzieren. Das ist genau der Level, auf dem heute die USA sind. Und die preisen ihre Wirtschaft als die offenste der Welt.

Immerhin ist es weniger als in der EU, und die Amerikaner bieten auch an, ihre Zölle noch weiter zu senken.

Die EU hat doch schon ein Abkommen mit den 49 ärmsten Ländern der Welt, das „Alles-außer-Waffen“-Abkommen. Diese Länder können ihre Agrarprodukte völlig ohne Zölle zu uns exportieren.

Diese Länder sind mit ihren geringen Produktionsmengen aber auch keine ernst zu nehmenden Wettbewerber für die europäischen Bauern.

Doch, manche sind vor allem beim Zuckerexport ziemlich stark. Überhaupt ist die EU der größte Importeur von Agrarprodukten aus den Entwicklungsländern.

Dennoch würde es vielen Entwicklungsländern sehr nutzen, wenn die EU ihren Markt weiter öffnen würde.

Es geht es doch nicht nur um die Zölle. Es geht doch auch um die Subventionen für den Export und direkt an die Bauern. In beiden Bereichen haben die anderen sich noch nicht bewegt. Mit unserer Reform der Landwirtschaftspolitik von 2003 sind wir schon einen großen Schritt gegangen. Wenn wir uns darauf einigen könnten, alle Exportsubventionen auslaufen zu lassen, würde das doch auch etwas bewegen.

Aber Brasilien besteht darauf, die Zölle zu senken.

Brasilien ist doch kein Entwicklungsland. Dort gibt es eine extrem effiziente wettbewerbsfähige Landwirtschaft. Wenn wir denen die gleichen Möglichkeiten geben wie den 49 ärmsten Ländern, dann wird Brasilien die vom Markt fegen. Dort gibt es keine kleinen Landwirte, sondern große Betriebe, die dem Staat oder reichen Familien gehören. Wenn wir direkt mit Brasilien im Wettbewerb stünden, dann würde sich unsere Landwirtschaft komplett verändern. Wir wollen aber Produkte mit hoher Qualität herstellen und die Umwelt schützen.

Sind Sie denn optimistisch, dass es im Dezember zu einer Einigung kommen wird?

Ich will meine Ambitionen nicht herunterschrauben. Aber wir müssen der Realität ins Auge sehen. Es gibt WTO-Mitglieder, die die letzten Schritte nicht gehen wollen und keinen Druck für eine Einigung in Hongkong machen. Viele wollen jetzt die Erwartungen dämpfen. Und die Brasilianer sind sehr offensiv bei den Agrarzöllen. Es wird Fortschritte geben in Hongkong, aber das wird nicht das Ende des Weges sein.

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