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Wirtschaft: Hongkongs Kampf gegen die "Godzillas" der Finanzwelt

HONGKONG/SINGAPUR (sz/HB).Nach der Intervention an den Märkten hat Hongkong die Börsen-Regulationen verstärkt, um die Knautschzonen für die Regierung bei Spekulationswellen zu verstärken.

HONGKONG/SINGAPUR (sz/HB).Nach der Intervention an den Märkten hat Hongkong die Börsen-Regulationen verstärkt, um die Knautschzonen für die Regierung bei Spekulationswellen zu verstärken.Zur Verteidigung der Stadt gegen Hedge-Fonds benutzen Politiker in Hongkong jetzt Drehbuchdialoge aus US-Filmen und kriegerisches Weltkriegs-2-Vokabular.Hongkong sieht sich in einer Schlacht mit den Hedge-Fonds.

Die stellvertretende Ministerin für die Finanzindustrie, die Chinesin Rebecca Lai, oberste Regulatorin des Hongkonger Finanzmarktes, meint in einem Handelsblatt-Gespräch, daß sich die Hedge-Fonds bei den Angriffen gegen die Hongkong-Währung "verbrannt" haben: "Wir können nicht ausschließen, das wir ein weiteres mal die Hiroshima Bombe (der Marktintervention) abwerfen, obwohl wir hoffen, diese Waffe nicht mehr einsetzen zu müssen." Gleichzeitig warnt Sir Donald Tsang, der Finanzminister, die internationalen Spekulanten der Hedge-Fonds: "Wir wollen die Godzillas, die in dem neuesten US-Film die amerikanischen Städte zerstören, in Hongkong loswerden." Man werde nicht dulden, daß "aggressive Investoren die Eier aus unserem Nest stehlen und unsere Währung ruinieren." Und Donald Tang warnt: "Es wird der Mythos aufgebaut, daß Hongkong nicht die Mittel hat, um eine neue Attacke gegen die Währung abzuwehren.Die Realität ist: Wir haben die Ressourcen, um unsere Währung zu verteidigen.Hier handelt es sich um unser Geld.Wir haben es verdient und wir halten es fest." Den Hedge-Fonds, die in der Sicht des Analysten Marc Faber auch beim Steilflug des Dollars in Asien Verluste verbuchten, soll auch ein neuer Angriff auf den Hongkong-Dollar versalzen werden."Was die Hedge-Fonds in der letzten Woche verloren haben, wird erst später rauskommen," sagt Marc Faber in Singapur.Rebecca Lai weist auf das Risiko automatischer Trading-Mechanismen von Hedge-Fonds bei starken Währungsschwankungen hin, die Verkäufe auslösen und, "zu einer Spirale führen." Die Aufsichtsbehörden Hongkongs hätten deshalb die Verordnungen enger gezogen.Die Regierung sitzt jetzt auf einem Aktienberg von Blue Chips, dessen Wert auf zwölf bis 14 Mrd.US-Dollar geschätzt wird.Welche Aktien in dem Portfolio enthalten sind, ist ein Geheimnis - aber nicht mehr lange: In der letzten Oktoberwoche wird die Hongkong-Regierung die Höhe der Investitionen in die Börse und auch die Zusammensetzung des Aktienbündels im Staatsbesitz bekanntgeben.Daß die Regierung fast neun Prozent der Hongkong Bank hält, mußte schon bekannt gegeben werden.Laut Rebecca Lai ist auch gegenüber der japanischen Börse bekanntgegeben worden, daß die Hongkong Regierung auch Aktien von Henderson Land hält.Finanzminister Donald sagt, daß "die Endabrechnung nicht so hoch ist, wie wir meinten." Der jetzt gegründete Fonds, der das Portfolio verwalten soll, wird "nicht am Markt aktiv sein," verspricht Rebecca Lai.Man werde nicht "sorglos mit dem Aktienpaket" umgehen.

Ein zusätzliches Problem ist in Hongkong durch die Krise in den Banken- und Investmenthäusern im benachbarten China entstanden.Seit die Kredit-Aktivitäten chinesischer Unternehmen in Peking unter die Lupe genommen werden, trocknet der Geldhahn für chinesische Unternehmen aus.Den Red Chips ist mangels Anlegerinteresse vorläufig auch der Weg zur Geldaufnahme an die Hongkonger Börse versperrt."Die Banken überprüfen natürlich ihre China-Kredit-Portfolios, um zu sehen, ob die Ausleihungen sicher sind.Sie sind nervös.Das hat zur Folge, daß die Liquidität (für chinesische Unternehmen) noch enger wird," sagt Rebecca Lai.

Nach der Schließung der Investment-Bank Gitic in Südchina sorgt sich Lai jetzt vor allem über die Folgen für chinesische Tochterunternehmen, darunter die an der Börse gelisteten Red Chips, von Gitic und anderen Firmen.Die Argumente der Hongkonger Regierung, eine Intervention sei nötig gewesen und die Verteidigung des Dollar-Links gelte ewig, stoßen in der Geschäftswelt auf keinen Glauben.Das ist beim Weltwirtschaftsforum in Singapur zu hören.Bei einer Tischumfrage der in Singapur versammelten Manager wurde auf die Frage, was die Hongkong-Regierung als Maßnahme zur Bekämpfung der Krise als erstes machen sollte, einstimmig geantwortet: "Hands off" von den Märkten.Auch den Versprechungen zum Festhalten an den Währungslink wird nicht geglaubt.Vielmehr sehen viele Geschäftsleute den Trend, daß der Hongkong Dollar die Bindung an den US-Dollar verliert und stattdessen an den Renminbi angekoppelt wird.Nur die Zeitfrage ist dabei offen.

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