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Hotelgewerbe: Kurzfristige Erholung

Berlins Hotels müssen 2009 mit 20 Prozent weniger Umsatz rechnen. Da hilft die Leichtathletik-WM wenig.

Berlin - Großreinemachen nach der Leichtathletik-WM: Bettenbeziehen, Staubsaugen, Geschirrspülen – die Servicekräfte der Berliner Hotels haben nach Abreise ihrer Gäste viel zu tun. Denn laut Berlin Tourismus Marketing (BTM) hat die Austragung der Weltmeisterschaft den Herbergen eine Zimmerauslastung von durchschnittlich 80 Prozent beschert. Was gut klingt, bedeutet für viele Hotelbetreiber jedoch nur eine Verschnaufpause vom ansonsten schlechten Verlauf des aktuellen Geschäftsjahres.

Für 2009 rechnet der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) mit einem Umsatzverlust von 12 bis 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zwar erwartet Dehoga-Präsident Willy Weiland keine großen Einbrüche bei der Auslastung der Hotels. Nach 63 Prozent im Vorjahr sollen es in diesem Jahr zwischen 60 und 63 Prozent werden. Vor allem Zwei- und Drei-Sterne-Hotels senken aber ihre Preise, um wieder mehr Gäste anzulocken. Denn in diesem Segment sei die Zahl der Geschäftsreisenden stark rückläufig, sagt Weiland.

Dieter Müller kann diesen Trend nicht bestätigen. „Unsere Berliner Häuser schließen etwa auf Vorjahresniveau ab“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Motel One Group. Motel One betreibt in Berlin vier Low-Budget-Häuser mit insgesamt 746 Zimmern. Die durchschnittliche Auslastung der Häuser sei im Vergleich zu 2008 ungefähr gleich geblieben und liege „bei sehr positiven 80 Prozent“, versichert Müller. Während der Leichtathletik-WM seien die Hotels sehr gut beziehungsweise voll ausgebucht gewesen.

Freie Zimmer gab es in den vergangenen neun Tagen auch nicht im Estrel- Hotel. „Außer den Deutschen und den Amerikanern waren eigentlich alle Sportler bei uns einquartiert“, sagt Estrel-Geschäftsführerin Ute Jacobs. Insgesamt hat aber auch das 1125 Zimmer große Haus in Neukölln in diesem Jahr einen Umsatzrückgang von acht Prozent zu verzeichnen. Ursächlich für den Verlust sei der Kongressbereich. Es habe zwar keine Vollstornierungen von Tagungen gegeben. „Aber die Unternehmen versuchen schon auf die Kosten zu achten“, beobachtet Jacobs. Da fiele dann die Kaffeepause weg oder das Vier-Gänge-Menü werde in ein Drei-Gänge-Dinner umgewandelt.

Die Gäste des Hotels Adlon dagegen sparen nicht am Rahmenprogramm, eher bleiben sie ganz zu Hause, sagt Sabina Held. Die PR-Managerin des Fünf-Sterne-Hauses kann den befürchteten Trend des Dehoga bestätigen. Genaue Zahlen zu nennen sei schwierig, weil das Geschäft unterschiedlich gut laufe. Durch die WM etwa sei das Haus am Brandenburger Tor sehr gut ausgelastet gewesen. „Die fantastischen Bilder, die in die Welt hinausgestrahlt wurden, haben noch einmal zu einem kurzfristigen Besuch angeregt“, sagt Held. Trotz Umsatzeinbußen werde man versuchen, die Preise stabil zu halten.

Massive Preissenkungen sehen aber nicht nur Luxus-Hotelbetreiber kritisch. „Wir halten uns da raus“, sagt Wolfram Buchholz. Der Geschäftsführer der Albrechtshof-Hotels (drei Sterne) bezeichnet das Spiel mit den Preissenkungen als zeitversetzten Kreisverkehr. „Mit der Preissenkung haben die Fünf- und Vier-Sterne-Häuser angefangen“, sagt er. Der Gast frage sich natürlich, warum er in ein Drei-Sterne-Hotel gehen sollte, wenn er doch zum selben Preis in einem Vier-Sterne-Hotel nächtigen kann. Also setze sich der Preiskampf nach unten fort, jetzt sei er bei den Zwei- und Drei-Sterne-Häusern angekommen. Auch wenn Buchholz Preisnachlässe für gewagt hält, so ganz kann er sich dem Druck nicht widersetzen. „Wir können die Preise nicht auf Vorjahresniveau halten“, erklärt er. „Aber bei uns macht der Preisrückgang nur zwei bis drei Prozent im Vergleich zum Vormonat aus.“ Buchholz hofft, dass seine drei Hotels trotz Umsatzrückgangs mit einem blauen Auge davonkommen. Die Albrechtshof-Häuser stellten aufgrund ihrer christlichen Ausrichtung eine Sonderposition im Hotelgewerbe dar. „So denn Christen verreisen, bleiben sie unseren Häusern weiter treu“, sagt er.

Dehoga-Präsident Weiland hofft indes, Mitte 2010 den Boden erreicht und das Geschäft konsolidiert zu haben. Gute Chancen dafür sieht auch die BTM. Denn der Werbeeffekt der Leichtathletik-WM sei unbezahlbar für die deutsche Hauptstadt.

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