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Kabel Deutschland startet ein Pilotprojekt in Berlin.

© dpa / picture alliance

Hotspots für Berlin: Kabel Deutschland wird mobil

Der Kabelnetzbetreiber startet mit einem W-Lan-Angebot in der Hauptstadt - und streitet weiter mit den öffentlich-rechtlichen Sendern um die Einspeisegebühr.

Kabel Deutschland plant einen flächendeckenden Ausbau seines Kabelnetzes mit mobilen Breitbandzugängen. „Wir starten mit einem Pilotprojekt in Berlin“, kündigte Kabel-Deutschland- Chef Adrian von Hammerstein im Gespräch mit dem Tagesspiegel an. „Wir wollen unsere leistungsfähige Infrastruktur den Kunden auch unterwegs zugänglich machen.“ Das Marktvolumen für die mobile Datennutzung über tragbare Computer oder Smartphones in Deutschland liege bei acht Milliarden Euro. „Wir gehen davon aus, dass die mobile Nutzung unser bestehendes Angebot gut ergänzt“, sagte Hammerstein.

Kabel Deutschland mit Sitz in München ist nach Unitymedia KabelBW der zweitgrößte Kabelnetzbetreiber hierzulande. Das Unternehmen mit 2800 Mitarbeitern versorgt knapp neun Millionen Haushalte mit Kabelfernsehen – aber auch mit schnellen Internetanschlüssen und Telefon. Derzeit läuft noch die Übernahme des Berliner Kabelnetzbetreibers Tele Columbus mit rund 1,7 Millionen Kunden.

Starten will Kabel Deutschland mit seinen drahtlosen lokalen Netzwerken (W-Lan) überall dort, wo viele Menschen sich aufhalten – zum Beispiel an Flughäfen, Bahnhöfen, Restaurants und Cafés. „Wir wollen unseren Internetkunden an hochfrequentierten Standorten einen einfachen Zugang ins Netz bieten – und das mit hohen Bandbreiten“, sagte Hammerstein. Aktuell wirbt Kabel Deutschland mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit in der Sekunde, während etwa die Telekom nur bis zu 50 Megabit anbietet. Was die Nutzer dafür bezahlen sollen, ob auch Nicht-Kabel-Deutschland- Kunden das Angebot nutzen können oder ob etwa Restaurants ihren Kunden den W-Lan-Zugang kostenlos zur Verfügung stellen, das sei alles noch offen, sagte Hammerstein. „An den Geschäftsmodellen arbeiten wir noch.“

Das Pilotprojekt, das Mitte Oktober offiziell beginnt, wird gefördert von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg. Die will damit die Verbreitung von regionalen und lokalen Medieninhalten über W-Lan- Zugänge im öffentlichen Raum in Berlin und Potsdam unterstützen. Anders als etwa in London oder New York seien solche öffentlichen Zugänge, die teilweise kostenlos sind, in Berlin bisher nur begrenzt verfügbar. Im Juli startete der Berliner Senat ein eigenes Interessenbekundungsverfahren für ein W-Lan-Netz im öffentlichen Raum. An dem Projekt ist Kabel Deutschland nicht beteiligt.

Kabel Deutschland verklagt alle öffentlich-rechtlichen Sender.

Neben den mobilen Breitbandzugängen hat das Unternehmen noch eine Reihe anderer Herausforderungen vor sich. Die kommen vor allem aus dem Internet. Immer mehr – vor allem junge – Zuschauer verzichten auf das Programm der klassischen Fernsehsender, nutzen TV- und Filmangebote aus dem Internet und stellen sich ihr eigenes Fernsehprogramm zusammen. Hinzu kommen ganz neue Wettbewerber wie Amazon, Apple oder Google mit eigenen Video- und TV-Angeboten. „Für uns ist das zwiespältig, weil es einerseits potenzieller Wettbewerb für unser Fernsehangebot ist“, erläuterte Hammerstein. „Aber auf der anderen Seite stützt es die Nachfrage nach unserem starken Breitbandangebot. Deshalb sind Apple oder Google nicht nur Wettbewerber, sondern womöglich auch Partner.“ Ob schon Gespräche geführt werden, dazu wollte er sich nicht äußern.

Jedenfalls arbeitet Kabel Deutschland daran, auch das eigene Fernseh- und Videoangebot auszubauen: noch mehr hochauflösende (HD-)Programme und mehr interaktive Dienste. „Wir wollen unsere Dienste in Zukunft auch über das Internet anbieten, so dass Kunden sie auch im Ferienhaus oder eben mobil nutzen können“, sagte Hammerstein. Noch spielt etwa Video auf Abruf bei Kabel Deutschland keine große Rolle. Allerdings erzielte das Unternehmen im abgelaufenen Quartal bereits ein Drittel seines Umsatzes von 444 Millionen Euro mit Internet- und Telefondiensten.

Um andere Einnahmen muss Kabel Deutschland allerdings fürchten. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten pochen auf die Pflicht der Kabelnetzbetreiber, ihre Programme zu verbreiten, und wollen für die Einspeisung nicht mehr aufkommen. Insgesamt zahlen die Rundfunkanstalten bisher jährlich etwa 60 Millionen Euro an Kabelnetzbetreiber für die Verbreitung ihrer Programme. Zum 31. Dezember haben die öffentlich- rechtlichen Sender die Verträge gekündigt. „Für uns kam das ziemlich überraschend“, sagte Hammerstein.

Da Medienrecht Ländersache ist, verklagt Kabel Deutschland nun der Reihe nach alle öffentlich-rechtlichen Sender. „Das müssen wir schon allein deswegen tun, um unsere Rechtsposition zu wahren“, sagte der Manager. Hammerstein geht davon aus, dass die Kabelnetzbetreiber einen Anspruch darauf haben, dass die Einspeisung auch bezahlt wird. Zudem sei die Verbreitung über Kabel mit zwei Euro pro Haushalt pro Jahr noch die günstigste Variante für die Sender. Die Verbreitung über Satellit sei doppelt so teuer, DVB-T koste sogar 37 Euro pro Haushalt und Jahr. Bisher sei die Zusammenarbeit mit den Sendern hervorragend gewesen. „Wir haben viele gemeinsame Interessen“, zeigte sich Hammerstein zuversichtlich. „Ich gehe von einer Verhandlungslösung aus.“ Ob bereits verhandelt wird, wollte er jedoch nicht sagen. Gesprächsbereitschaft sei allerdings bereits signalisiert worden.

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