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Wirtschaft: HP-Compaq-Fusion: Die Börse kann dem Zusammenschluss der beiden Computerkonzerne wenig abgewinnen

An der Börse will die Skepsis nicht weichen: Nach der angekündigten Fusion von Hewlett-Packard und Compaq geht es mit den Aktien abwärts. HP hat an der Wall Street in den vergangenen zwei Tagen 23 Prozent und Compaq 17 Prozent eingebüßt.

An der Börse will die Skepsis nicht weichen: Nach der angekündigten Fusion von Hewlett-Packard und Compaq geht es mit den Aktien abwärts. HP hat an der Wall Street in den vergangenen zwei Tagen 23 Prozent und Compaq 17 Prozent eingebüßt. Compaq notiert jetzt auf einem Fünfjahrestief, und HP ist so billig zu haben wie seit drei Jahren nicht mehr. Unter Analysten herrscht Einigkeit wie selten zuvor: Das am Ankündigungstag auf 25 Milliarden Dollar bewertete Aktientauschgeschäft sei mit hohen Risiken behaftet, ist die einstimmige Meinung. Aus zwei Schwächlingen lasse sich nicht unbedingt ein Goliath zaubern, sagt Bob Djurdjevic, Präsident der Beratungsfirma Annex Research. Der neue Superkonzern wird zwar führender Anbieter von Personalrechnern und Servern sein, wichtiger als die verkauften Stückzahlen, sei aber, was unterm Strich für die Aktionäre übrig bleibe, sagen viele Analysten. "Diese Transaktion ist zu unüberschaubar, deshalb kann ich auch nicht Beifall klatschen", sagt Daniel Kunstler von JP Morgan.

Die Wall Street sieht in dem Deal offenbar ein Zeichen der Schwäche und einen Hinweis dafür, dass im PC-Segment der Computerbranche ein erbarmungsloser Wettbewerb begonnen hat, der die Preise noch weiter in den Keller treiben dürfte. Selbst HP-Chefin Carleton Fiorina scheint nicht genau zu wissen, wie es weiter gehen soll. "Auf dem Papier", so Fiorina vor Journalisten, "sieht alles gut aus, doch all dies bedeutet nichts, wenn uns die Integration nicht gelingt". Genau das trauen Analysten Fiorina und ihrem Partner Compaq-Chef Michael Capellas, der Präsident des neuen Konzerns wird, nicht zu. "Bei der Ausführung dieser Strategie liegen viele potenzielle Fallstricke im Weg", warnt Ashok Kumar von der Firma U.S. Bancorp Piper Jaffray. Die nach dem Zusammenschluss erhofften Einsparungen von jährlich 2,5 Milliarden Dollar ließen sich nur durch Massenentlassungen realisieren. Fiorina habe den schon vollzogenen Abbau von 9000 Stellen schlecht gehandhabt und die Menschen demoralisiert. Für Kumar macht die Fusion "keinen Sinn".

Er stimmt mit seinem Kollegen Todd Kort von der Gartner Group darin überein, dass die von den Fusionspartnern beschworenen Synergien nicht dazu beitragen werden, Dell im Billigsegment und IBM am teuren Ende des Marktes echte Konkurrenz zu machen. Kort: "Wir haben es mit einem Fall zu tun, wo eins plus eins eineinhalb ergeben. Die Akquisition hilft keinem der beiden, im Wettbewerb mit IBM und Dell zu gewinnen." Dell könne sie beim Preis unterbieten, und das Dienstleistungsgeschäft insgesamt sei dreimal kleiner als IBMs Service-Bereich.

Die Analysten verweisen weiter auf enorme Umsetzungsschwierigkeiten. "Die Machtkämpfe werden brutal werden", prophezeit Laurie McCabe von Summit Strategies. "Links und rechts werden wegen Überlappungen Leute rausfliegen." Steven Kaplan von der University of Chicago stellt in einer Studie über Fusionen fest, dass es immer dann zum Schiffbruch kommt, wenn sich Unternehmen mit dem Ziel höherer Umsätze zusammenschließen. Kaplan glaubt, HP und Compaq hätten nur dann Aussichten auf Erfolg, wenn sie ihre Kapazitäten in jenen Geschäftsfeldern reduzieren, in denen es Überlappungen gibt. Ein Wunder müsse geschehen, wenn Carly Fiorina die Fusion glückt, meint auch der Fondsmanager Sunil Reddy von Fifth Third Bancorp, die eine Million HP-Aktien besitzt. "Sie will IBM kopieren. Ich wünsche ihr viel Glück." Bear-Stears-Analyst Andrew Neff empfiehlt Anlegern, HP und Compaq zu meiden und Dell zu kaufen. Neff und viele seiner Kollegen gehen davon aus, dass Dell der stärkere PC-Player sein wird.

pf

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