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Wirtschaft: HP überlässt Apple das Feld

Konzernchef Apotheker will aus dem PC-Hersteller eine Softwarefirma machen

Palo Alto - Der deutsche Hewlett-Packard-Chef Léo Apotheker krempelt den US-Traditionskonzern radikal um. Der weltgrößte Computer-Hersteller will sich von seinem PC-Geschäft trennen und steckt stattdessen Milliarden in den Kauf eines britischen Software-Spezialisten. Zugleich gibt HP das Geschäft mit Smartphones und Tablet-Computern auf, wie das Unternehmen am Donnerstagabend mitteilte. Die Pläne stießen am Freitag bei den Anlegern auf große Zweifel. An der New Yorker Börse verlor die Aktie mehr als ein Fünftel ihres Werts.

Die Zukunft der für viel Geld aufgebauten Plattform mit dem mobilen Betriebssystem webOS ist jetzt offen. „Das sind schwierige Entscheidungen“, räumte Apotheker ein. „Aber unsere webOS-Geräte haben nicht genug Zugkraft am Markt für Endkunden entfaltet, und wir sehen beim Marktanteil eine zu lange Strecke vor uns.“ Im Klartext: Das TouchPad hatte aus Sicht seines Herstellers keine Chance gegen Apples iPad und die Tablet-Computer mit dem Google-System Android.

Für das PC-Geschäft werden alle Optionen inklusive einer Abspaltung oder eines Verkaufs geprüft, hieß es. Es geht dabei um den größten Geschäftsbereich von HP. Im vergangenen Quartal brachte die Sparte mit 9,6 Milliarden Dollar fast ein Drittel der Konzernumsätze. Allerdings ist das Geschäft deutlich ertragsschwächer als andere Bereiche.

Apotheker untermauert die neue Strategie mit dem Kauf der Softwarefirma Autonomy für mehr als zehn Milliarden Dollar. Sie spezialisiert sich auf Programme, mit denen große Unternehmen ihre Datenbestände besser im Griff behalten können. HP will 25,50 Pfund pro Aktie in bar zahlen, am Donnerstag lag der Kurs bei 14,25 Pfund. Mit dem kräftigen Aufpreis wird Autonomy Hewlett-Packard umgerechnet rund 7,1 Milliarden Euro kosten.

Der Wandel passt zur Marschrichtung, die der frühere SAP-Chef Apotheker in den vergangenen Monaten ausgegeben hatte: Fokus auf das lukrative Geschäft mit Software und Dienstleistungen, effizienteres Wirtschaften, mehr Wert für Aktionäre. Die Anleger waren zuletzt unzufrieden: Die Aktie verlor seit Jahresbeginn rund 30 Prozent.

Abgesehen davon, dass die PC-Produktion an sich eine schlechtere Rendite abwirft als Software oder Dienstleistungen, hat HP zudem Probleme im Geschäft mit Privatkunden. Vor allem Apple macht dem weltgrößten PC-Bauer zu schaffen: Der Tablet-Computer iPad lockt Kunden von Notebooks weg. Das HP-Tablet TouchPad konnte sich nicht als Rivale etablieren – und wird jetzt nach weniger als zwei Monaten auf dem Markt auch keine weitere Chance mehr bekommen.

Die gleichzeitig vorgelegten Zahlen für das Ende Juli abgeschlossene dritte Geschäftsquartal demonstrierten die Probleme von HP. Der Umsatz legte lediglich um ein Prozent auf 31,2 Milliarden Dollar zu. Der Gewinn verbesserte sich zwar um neun Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar. Allerdings war die Schwäche des PC-Bereichs unübersehbar. Der Umsatz sank im Jahresvergleich um drei Prozent – weil die Erlöse im Geschäft mit Privatkunden um 17 Prozent absackten. dpa

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