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HRE: Großaktionär Flowers will Anteilseigner bleiben

Der Bund bietet deutlich mehr für die Anteilsscheine der angeschlagenen HRE als erwartet. Damit will er US-Großaktionär Flowers den Verkauf schmackhaft machen. Doch der ziert sich noch.

Großaktionär J.C. Flowers will offenbar Anteilseigner des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE) bleiben. "Es gibt weiter eine klare Präferenz, als Aktionär im Unternehmen zu bleiben und insofern genauso behandelt zu werden, wie Aktionäre von Banken, die auch unter den Rettungsschirm mussten“, sagte ein Sprecher von Flowers.

Zuvor hatte der Bund ein Übernahmeangebot von 1,39 Euro je Aktie für die HRE-Altaktionäre abgegeben. Insgesamt will die Bundesrepublik 290 Millionen Euro bieten, wie der staatliche Banken-Rettungsfonds Soffin mitteilte. Das ist deutlich mehr, als an der Börse erwartet worden war. Als Großaktionär kann Flowers eine Übernahme des Staates verhindern, wenn er nicht zum Verkauf seiner Anteile bereit ist.

Mit Verstaatlichung der Pleite zuvorkommen

Der Soffin beabsichtigt, das Angebot sehr zügig durchzuführen. Details werden in den kommenden Tagen nach der Prüfung durch die Finanzaufsicht Bafin bekannt. Dennoch kann der Staat J.C. Flowers nicht ohne Weiteres enteignen. Erst muss er alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben. So ist eine Hauptversammlung vorgeschrieben, auf der sich der Bund die Mehrheit sichern muss, um die Kapitalmaßnahmen zu beschließen. Im Fall einer Enteignung müssen die Aktionäre angemessen entschädigt werden.

In Deutschland können erstmals in der Nachkriegsgeschichte Aktionäre marode Banken enteignet werden. Am Dienstag hatte Bundespräsident Horst Köhler ein entspechendes Gesetz unterzeichnet. Demnach muss der Bund die Enteignung bis zum 30. Juni eingeleitet haben. Der Bund will das Institut vor der Insolvenz retten, weil die HRE mit einer Bilanzsumme von 400 Milliarden Euro zu wichtig für den gesamten Bankenmarkt ist. Ihre Insolvenz würde weitere Institute mit in den Abgrund reißen. Die HRE gibt außerdem Pfandbriefe in großem Umfang heraus. Sie gelten neben Staatsanleihen als die sichersten Wertpapiere der Welt.

Die HRE wurde nach Fehlspekulationen ihrer Tochter Depfa im Herbst vor dem Aus gerettet. Mittlerweile wird sie von Bund und Banken mit 102 Milliarden Euro gestützt. Nach 5,5 Milliarden Euro Verlust im Jahr 2008 braucht sie in Kürze erneut eine Finanzspritze von bis zu zehn Milliarden Euro. Sonst könnte sie in Kürze von der Bankenaufsicht geschlossen werden. (sf/sp/Reuters/dpa)

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