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Hürde Vermittlung: Schulabgänger, die keine Stelle finden

Immer mehr Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt, obwohl Lehrlinge dringend gesucht werden: Experten sprechen von einem Mismatch.

Von Maris Hubschmid

Die Experten sprechen von Mismatch, einem Unverhältnis: Jedes Jahr bleiben zahlreiche Ausbildungsstellen unbesetzt, dennoch gehen viele Bewerber bei der Ausbildungsplatzsuche leer aus. Zum letzten Ausbildungsbeginn Ende September waren in Berlin 15 700 Jugendliche ohne Ausbildungsvertrag gemeldet, 4300 mehr als 2012. Die tatsächliche Zahl ist noch höher. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) ermutigt unvermittelte Bewerber, den Blick auf andere Berufe zu richten. Bei der Regionaldirektion der Berufsagentur für Arbeit (BA) waren zu Ende März noch 9641 offene betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, gleichzeitig 13507 Suchende.

Das Problem liegt aber nicht nur an den Interessen der Bewerber. Ein Fallbeispiel: In Berlin unterstützt Martin Meier seine jüngere Schwester bei der Ausbildungsplatzsuche. Sie möchte eine berufsbegleitende Ausbildung zur Erzieherin machen. Sie hat einen Realschulabschluss und bereits erfolgreich ein Praktikum absolviert, bringt gute Referenzen mit. „Überall heißt es, Erzieher werden händeringend gesucht“, sagt Meier. Doch der Eindruck, der sich den beiden vermittelt, ist ein anderer. Wohin sie sich auch wenden, dies sei nicht die richtige Anlaufstelle, heißt es. Bei BA verweist man an die Senatsverwaltung, dort an die Träger, dort an die Kitas. Die Kitas wollen ohne Zulassung für eine Berufschule keine Anträge annehmen und umgekehrt. „Es ist höchst befremdlich. Da ist nichts organisiert. Alle sind enorm freundlich, aber wo man einen Job bekommt, weiß keiner“, sagt Meier. Charakteristisch dafür ist die Website der Senatsverwaltung, ein aufwendiger Internetauftritt mit der Adresse erzieherin-werden-in- berlin.de.

Sie will praktische Orientierungshilfe bieten, doch der Menüpunkt „Stellensuche“ führt nur zu einer Reihe von Links zu wiederum sehr allgemein bleibenden Webseiten. Ausschreibungen fand Meier keine. Mehr als hundert Träger haben er und seine Schwester angeschrieben, ehe jemand Gelegenheit gab, sich persönlich vorzustellen. „Die Gespräche waren gut. Aber wir haben uns das einfacher vorgestellt. Eine zentrale Anlaufstelle wäre wünschenswert.“ Es gebe Verbesserungspotenzial wenn es darum geht, Anbieter und Suchende zusammenzubringen, gibt man beim DIHK zu.

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