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Wirtschaft: Hypo-Vereinsbank hofiert Privatkunden

Mit Christine Licci im Vorstand bekommt das Deutschlandgeschäft eine Doppelspitze. Aufsichtsrat tagt

München - Die geplante Berufung der Ex-Citibank-Managerin Christine Licci in den Vorstand der Hypo-Vereinsbank (HVB) stößt in Branchenkreisen und bei Analysten auf Zustimmung. „Nach der schlechten Performance der vergangenen Monate ist es höchste Zeit, dass die Bank im Privatkundengeschäft die Handbremse löst“, sagte ein Branchenkenner dem Tagesspiegel am Freitag. Das Deutschlandgeschäft, in dem die Bereiche Privatkunden, Firmenkunden, private Immobilienbesitzer, Private Banking und Vermögensverwaltung gebündelt sind, hatte im dritten Quartal einen Verlust von rund 21 Millionen Euro ausgewiesen.

Bisher hatte Michael Mendel das gesamte Deutschlandgeschäft verantwortet. Künftig soll Licci das Privatkundengeschäft führen; Mendel soll für das Firmenkundengeschäft zuständig sein. Diesen Bereich hatte er schon betreut, bevor er Anfang 2003 die Verantwortung für das Deutschlandgeschäft mit vier Millionen Privatkunden und 400000 Firmenkunden übernahm. Nach Angaben aus Bankenkreisen sollen Privat- und Firmenkundengeschäft aber nur inhaltlich, jedoch nicht organisatorisch getrennt werden. „Das Geschäftsfeld Deutschland bleibt als organisatorische Einheit erhalten und bekommt eine Doppelspitze“, hieß es am Freitag.

Der Aufsichtsrat will die Personalie auf seiner Sitzung am Montag absegnen, an der offenbar auch Licci teilnehmen wird. Ihre Berufung wäre eine Premiere: Zum ersten Mal würde eine Frau in den Vorstand der zweitgrößten deutschen Bank einziehen. Zugleich würde sich das bislang sechsköpfige Vorstandsgremium durch den Amtsantritt der 40-jährigen Südtirolerin verjüngen – eine Veränderung, die Vorstandssprecher Dieter Rampl bereits angekündigt hatte.

Analysten beurteilen die Berufung Liccis und die stärkere Fokussierung auf das Privatkundengeschäft positiv. „Ich glaube, dass diese Lösung mehr Effizienz bringen wird“, sagte Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler dem Tagesspiegel. Konrad Becker vom Bankhaus Merck Finck traut Licci zu, das kränkelnde Privatkundengeschäft der HVB – wie ehedem das der Citibank - zu sanieren. „Sie hat bewiesen, dass sie Leute motivieren und das Retailgeschäft voranbringen kann“, sagte er. Bei der HVB werde Licci „das Rad nicht neu erfinden“ müssen. Sie müsse vielmehr dafür sorgen, bereits erkannte Probleme im Privatkundengeschäft zu lösen. Dazu zähle vor allem, die Schlagkraft im Vertrieb zu erhöhen, um das Neugeschäft anzukurbeln. Die Mitarbeiter müssten künftig mehr Zeit mit ihren Kunden und weniger Zeit mit der Verwaltung verbringen. „Standardprozesse wie die IT könnten deutlich besser strukturiert werden“, ist Becker überzeugt. Rampl hat schon angekündigt, alle Bereiche des so genannten „Backoffice“ auf Einsparpotenzial hin gründlich zu durchleuchten.

Über das Restrukturierungsprogramm wird der Aufsichtsrat am Montag ebenfalls beraten. Branchenkenner rechnen aber nicht damit, dass die Bank dann schon die Marschrichtung bekannt geben wird. Rampl hatte gesagt, er wolle erst Anfang 2005 Details zu den Plänen veröffentlichen. Den Spekulationen nach soll es dabei um Kosteneinsparungen von rund 300 Millionen Euro und einen Personalabbau in vierstelliger Größenordnung gehen. Licci wird einen Großteil des Sparprogramms in ihrem Bereich umsetzen müssen.

Die Gespräche mit Licci hatten sich monatelang hingezogen, weil die Managerin ursprünglich die Verantwortung für das gesamte Privatkundengeschäft gefordert hatte, zu dem neben knapp vier Millionen deutscher Privatkunden auch noch etwa 1,5 Millionen Kunden der österreichischen Tochter Bank Austria gehören. Dem Vernehmen nach will Rampl die Kompetenzen zwar langfristig länderübergreifend bündeln. Dies ist aber erst ab Ende 2006 möglich, wenn der „Bank der Regionen-Vertrag“ ausläuft. Der Vertrag garantiert der Bank Austria weit reichende Autonomie.

Nicole Huss

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