zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Hypo-Vereinsbank plant einen Notverkauf Bank will Anteile an österreichischer Tochter an die Börse bringen

München (nad). Nach dem ersten Jahresverlust in der Konzerngeschichte greift die HypoVereinsbank (HVB) radikal durch, um wieder in die Gewinnzone zu kommen.

München (nad). Nach dem ersten Jahresverlust in der Konzerngeschichte greift die HypoVereinsbank (HVB) radikal durch, um wieder in die Gewinnzone zu kommen. Der Teilverkauf der profitablen Tochter Bank Austria, weiterer Stellenabbau und die Verringerung der Risikovorsorge sollen die Ertragswende bringen. Die Börse reagierte positiv; die Aktie der HVB gewann bis Handelsschluss 1,83 Prozent auf 7,79 Euro.

„Die Redimensionierung und Kostenreduzierung ist unbedingt vonnöten, um unsere langfristigen Ziele zu erreichen“, sagte Vorstandschef Dieter Rampl am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanz in München. Das zweitgrößte deutsche Kreditinstitut hatte im vergangenen Jahr wegen hoher Abschreibungen und der Börsenschwäche einen Verlust von 821 Millionen Euro eingefahren und damit zu Spekulationen über eine Bankenkrise in Deutschland beigetragen. Rampl zufolge braucht die HVB etwa 1,7 Milliarden Euro frisches Kapital. Der größte Brocken des Geldes soll aus dem Teilverkauf der Bank Austria kommen, die Marktführer in Österreich und mit einem Vorsteuergewinn von 504 Millionen Euro profitabel ist. Bis Ende Juni will die HVB einen 25-prozentigen Anteil an der Wiener Börse platzieren.

Mit dem Teilverkauf der Bank Austria umgeht die HVB eine Kapitalerhöhung im eigenen Haus, über die seit Wochen im Markt spekuliert worden war. „Eine solche Kapitalerhöhung hätte zu einer erheblichen Verwässerung künftiger Ergebniserwartungen je HVB-Aktie geführt“, sagte Rampl. Analysten gehen davon aus, dass der Teilverkauf der Bank Austria nur etwa eine Milliarde Euro in die Kasse spülen wird. „Aus unserer Sicht muss die HVB noch weiteres Tafelsilber verkaufen, um frisches Kapital zu schaffen“, sagten die Analysten von JP Morgan. Das restliche Kapital will sich die HVB auf anderem Wege beschaffen. Rampl kündigte konzernintern weitere Sparmaßnahmen an: Es sollen nochmals 1000 Stellen gestrichen werden; damit fallen bis Ende des Jahres 11 100 Arbeitsplätze weg. Weitere Beteiligungsverkäufe zieht der Konzernchef in Betracht.

Sparen will die HVB, die mit 460 Millionen Euro das größte Kreditbuch in Europa hat, auch bei der Risikovorsorge. Trotz der weiterhin hohen Anzahl von Insolvenzen soll die Risikovorsorge nach Angaben von Rampl in diesem Jahr von 3,8 auf höchstens 2,6 Milliarden Euro eingedampft werden. Mit der Ausgliederung der gewerblichen Immobilien-Finanzierung in einen eigenen Konzern sollen die Risikoaktiva um ein Drittel reduziert werden. Die Hypo Real Estate Holding, deren Start für Oktober geplant ist, soll mit vier Milliarden Euro Kapital ausgestattet werden.

Rampl zeigte sich zuversichtlich, 2003 im Kerngeschäft wieder profitabel zu werden. In den ersten beiden Monaten liege die HVB bereits im Plan. Das Vorsteuerergebnis soll 2003 auf 300 bis 600 Millionen Euro steigen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) zeigte sich angesichts der Lage bei den deutschen Privatbanken besorgt. In einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht hieß es, die deutschen Institute befänden sich „in einer schwierigen Lage“. Der deutsche Bankenmarkt sei „bizarr“. Bundesbank-Präsident Ernst Welteke sprach ebenfalls am Donnerstag dagegen von einem schwierigen Konsolidierungsprozess der Banken. Es sei aber fahrlässig, von einer Bankenkrise zu sprechen.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false