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© Mike Wolff

IAA: „Der Schutz des geistigen Eigentums hat Priorität“

Wan Gang, chinesischer Forschungsminister, spricht im Interview über kopierte Autos, moderne Kohlekraftwerke und die Moral der Forscher. Für letztere soll schon an der Universität ein Bewusstsein geschaffen werden.

Herr Wan, Sie sind seit wenigen Monaten im Amt, haben Sie schon Akzente gesetzt?

Meine Hauptaufgabe besteht darin, die politischen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Innovationen in China entstehen können. Deshalb hat das chinesische Kabinett vor drei Wochen das Gesetz zur Förderung der Wissenschaft und Technologie beim nationalen Volkskongress eingereicht.

Was steht in dem Gesetz?

Das Gesetz soll das geistige Eigentum der Wissenschaftler schützen. Ausgenommen sind Patente, die die öffentliche Gesundheit betreffen. Medikamente gegen Krankheiten wie Sars bleiben ungeschützt, damit sie jederzeit eingesetzt werden können. Bei technischen Fragestellungen soll aber der Patentschutz bestehen.

Auf der IAA wird ein chinesisches Auto gezeigt, das sich CEO nennt und dem X5 von BMW erstaunlich ähnlich ist.

Über die Einzelheit bin ich nicht informiert, deshalb kann ich mich dazu auch schwer äußern. Aber eines steht fest: Der Schutz des geistigen Eigentums hat für uns höchste Priorität. Seit dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation 2001 haben wir das chinesische Recht kräftig überarbeitet und es internationalem Recht angepasst. Ein solch hohes Tempo ist bisher noch kein anderes Land gegangen. Natürlich dauert es, bis sich das alles etabliert hat. Aber in den Küstenregionen greifen die neuen Gesetze schon, dort wird es von Tag zu Tag besser. Wir werden in Zukunft hart durchgreifen und verstärkt das Bewusstsein für das geistige Eigentum fördern.

Wie machen Sie das?

In der universitären Ausbildung wird bereits über das geistige Eigentum gesprochen. Zusätzlich müssen wir die Forschungsmoral stärken. Das heißt, die Forscher dürfen nicht nachmachen und müssen korrekte Daten verwenden. Wir müssen den Leistungsdruck von den jungen Wissenschaftlern nehmen, dass sie frei und erfinderisch werden. Wenn etwas nicht klappt, ist das nicht schlimm.

Hat China genug Wissenschaftler?

Man kann nie genug haben. In China gibt es 2000 Universitäten mit rund 20 Millionen Studenten. 46 Prozent davon studieren Naturwissenschaften.

In Deutschland werden jährlich 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Wissenschaft ausgegeben. Wie hoch ist der Anteil in China?

Momentan liegen wir bei 1,3 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts. Unser Ziel ist es, bis 2020 2,5 Prozent für die Wissenschaft auszugeben.

Was passiert in der Umweltpolitik? Das enorme Wachstum braucht Energie, neben neuen Fabriken werden viele Kohlekraftwerke gebaut, die die Luft verpesten.

Das stimmt, aber es werden Kraftwerke mit neuer Technologie gebaut. Diese Kraftwerke haben Entschwefelungsanlagen und sind mit speziellen Filtern ausgestattet. Wir bauen deshalb so viele neue Kraftwerke, weil wir alte abbauen. Wir haben 300 Kraftwerke mit veralteter Technik abgeschaltet.

Trotzdem liegen 16 der 20 dreckigsten Städte der Welt in China.

Die Luft in Chinas Städten verbessert sich. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass es solche Ranglisten gibt, dadurch wird es den Städten bewusst, und sie arbeiten daran. Auch in unserer Hauptstadt Peking versuchen wir, die Verschmutzung zu reduzieren. Statt Kohleöfen bauen wir jetzt überall Zentralheizungen ein. Außerdem ziehen wir große Fabriken wie Stahl- und Chemiewerke aus der Stadt ab. Desweiteren pflanzen wir mehr Bäume. Und während der Olympischen Spiele 2008 werden wir neben den ersten Brennstoffzellenautos noch viele elektrische Fahrzeuge und Hybridbusse einsetzen.

Als Präsident der Schanghaier Tongji-Universität haben Sie die Brennstoffzellenforschung mitbegründet. Wo geht denn das erste Brennstoffzellenauto in Serie?

Ich glaube, im Moment liegt Toyota vorne. Wir werden unser Brennstoffzellenauto, das in Kooperation mit VW entstanden ist, 2008 vorstellen. Wir hoffen, dass wir ab 2012 in die Serienproduktion gehen und dann 10.000 Fahrzeuge pro Jahr als Taxis herstellen können. Es wird aber noch Jahre dauern bis sich diese Technologie durchsetzen wird.

Was ist mit dem Transrapid? Wird China versuchen, eine eigene Magnetschwebebahn zu entwickeln?

Beim Projekt von Schanghai nach Hangzhou werden Siemens und Thyssen- Krupp beteiligt sein. Allerdings soll ein Großteil der Waggons in China gebaut werden. Wann es losgeht, steht noch nicht fest. Weil Zweifel von den Anwohnern kommen, müssen wir zunächst untersuchen, welchen Einfluss der Lärm und die Strahlung auf Anwohner haben.

Baut China einen eigenen Transrapid?

Beim nächsten Projekt arbeiten wir mit den deutschen Partnern zusammen. Aber auch für die Zukunft würde ich mir eine Kooperation wünschen.

Das Gespräch führten Alfons Frese und Christoph Giesen.

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