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Wirtschaft: „Ich bin der Kapitän“

Technische Pannen, renditeschwache Geschäfte: Was Siemens-Vorstandschef Peter Löscher seinen Kritikern entgegnet.

Herr Löscher, verspätete ICE-Lieferungen, Pannen bei der Windparkanbindung, der teure Abschied vom Solargeschäft und jetzt das Sparprogramm mit Jobabbau. Erfreuliche Schlagzeilen hat Siemens zuletzt kaum geliefert. Was machen Sie falsch?

Bleiben wir doch bei den Fakten. Die letzten beiden Jahre waren die besten in der Geschichte des Unternehmens. Schauen Sie sich die vergangenen fünf Jahre an: Wir waren außerordentlich erfolgreich, beim Umsatz, beim Gewinn, bei der Dividende – unter dem Strich haben wir kräftig zugelegt. Und am Ende zählt der Gewinn pro Aktie. Der ist in meinen ersten fünf Jahren um 55 Prozent gestiegen.

Trotzdem legen manche Medien oder Analysten Ihnen sogar einen Rücktritt nahe.

Ich bin vom Aufsichtsrat einstimmig für eine zweite Amtszeit berufen worden. Jetzt machen wir uns an die nächste Etappe. Die erste ist extrem erfolgreich verlaufen. Wir mussten den Korruptionsskandal aufräumen, dann kam die Finanz- und Wirtschaftskrise. Und trotzdem haben wir viel schneller viel mehr erreicht, als ich mir je vorgestellt habe. Siemens ist auf Erfolgskurs, und daran ändert auch Rauschen im Blätterwald nichts.

Wenn bei Siemens alles in Ordnung ist, warum fällt die Kritik an Ihnen so heftig aus?

Ich stehe einem großen Konzern vor. Und wer den Vorstandschef von Siemens angreift, findet damit immer Aufmerksamkeit. Aber ich will da gar nicht spekulieren. Natürlich ist uns im letzten Jahr nicht alles gelungen, aber uns ist sehr vieles gelungen. Am Ende zählt Erfolg, und den haben wir. Dahinter stehen 370 000 Mitarbeiter, die Tolles geleistet haben. Deshalb ist die Kritik häufig unfair und ungerecht.

Kritik gibt es auch an der Strategie. Ihr Umsatzziel von 100 Milliarden Euro liegt in weiter Ferne. Haben Sie es schon bereut, eine so konkrete Ansage gemacht zu haben?

Nein, das bereue ich nicht. Aber ich möchte nochmals hervorheben: Die 100 Milliarden waren immer nur ein Sekundärziel, Wachstum und Größe sind kein Ziel an sich. Sondern es geht um ertragsstarkes, kapitaleffizientes Wachstum. Wir müssen Geld verdienen – und das tun wir.

Das „Manager Magazin“ schreibt, Ihr Finanzvorstand Joe Kaeser würde das 100-Milliarden-Ziel lieber heute als morgen wieder kassieren und sei zunehmend genervt von Ihnen.

Machen Sie sich keine unnötigen Gedanken um uns. Joe Kaeser ist ein exzellenter Finanzvorstand, und wir sind gemeinsam gut und erfolgreich unterwegs.

Und Ihr Verhältnis zu anderen Kollegen wie Energievorstand Michael Süß oder Industrievorstand Siegfried Russwurm? Sind Sie der Chef? Oder Erster unter Gleichen?

Ich bin der Kapitän, und der steht auf der Brücke. Im Vorstand wird offen und manchmal auch kontrovers diskutiert, und das will ich ganz ausdrücklich. Ein Vorstand, der nur „ja“ sagt, wäre nicht gut für das Unternehmen, und den würde ich nicht wollen. Am Ende haben wir stets jede Entscheidung einstimmig getroffen. dpa

Peter Löscher

wird am Mittwoch auf der Siemens-Hauptversammlung den Aktionären Rede und Antwort stehen. Er muss mit viel Kritik rechnen, auch weil die Rendite nicht stimmt.

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