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Wirtschaft: „Ich dachte, wenn Manfred Krug wirbt, ist es solide“

Der Kauf der T-Aktie hat die Berliner Rentnerin Christel W. nicht reich gemacht – aber schlauer

Berlin - „Ich war so stolz“, sagt Christel W. „Es haben ja nicht alle, die gezeichnet haben, auch Aktien bekommen.“ Immerhin, sagt die 70-jährige Berliner Rentnerin, „war ich damals schon so pfiffig und habe in Einzelaktien nur kleine Positionen investiert.“ Das hat sie vor größerem Schaden bewahrt. 50 T-Aktien hat Christel W. im November 1996 erhalten. Auch bei der zweiten Tranche war sie dabei. „Heute schlummern immer noch 140 Aktien im Depot“, sagt die Berlinerin. „Es lohnt sich nicht, sie zu verkaufen.“

Anders als viele hatte Christel W. schon vor dem Telekom-Börsengang Erfahrung mit Aktien. „Ich habe die klassische Karriere gemacht, als Hausfrau mit dem Sparschwein angefangen und mich dann über Sparbuch und Festverzinsliche zu Aktien vorgewagt.“ Die Emission der T-Aktie war für sie aber etwas Besonderes: „Es gab so viel angeblich glaubwürdige Prominenz, die für die Aktie geworben hat“, sagt sie. „Wenn sich Leute wie Manfred Krug für so etwas hergeben, dann hat das Hand und Fuß, habe ich gedacht.“ Schließlich sei für sie die Tatsache, dass der Bund beteiligt war, ausschlaggebend gewesen. Dass man sie zum Aktienkauf verführt habe, so weit will sie nicht gehen. Entschieden habe sie allein. „Aber dass sich Manfred Krug später hinstellt und sagt, was schert mich mein Geschwätz von gestern, das hat mich sehr geärgert.“ Heute will der Schauspieler mit der T-Aktie nichts mehr zu tun haben. Dass die Bilder erscheinen, auf denen er die Hände zum „T“ formt, hat er sogar untersagen lassen.

In der Zeitung habe sie täglich verfolgt, wie ihre Aktien sich entwickeln. Als die T-Aktie im Jahr 2000 zum Höhenflug ansetzte, sei sie nicht überrascht gewesen: „Ich dachte, die Aktie hat Potenzial.“ Dennoch sei ihr die Entwicklung irgendwann unheimlich geworden. Aber auch sie hat nicht rechtzeitig verkauft. „Das Fatale am Menschen ist, dass er irgendwann gierig wird“, sagt Christel W. etwas selbstkritisch. Und sie hat ihre Lehre daraus gezogen: „Wenn es gut läuft, muss man brutal sein und verkaufen.“

Noch wütender als über Manfred Krug ist die Rentnerin allerdings über die Führung der Telekom. „Es ist ärgerlich, dass die Manager die Fehler machen und sich hinterher dennoch die Taschen vollstopfen“, sagt sie. Und am Ende falle ihnen immer nur das Eine ein: Arbeitsplätze abzubauen. „Das ärgert mich am allermeisten“, sagt die Rentnerin.

Heute nutzt sie das Internet, um sich über die Kursentwicklung ihrer Aktien zu informieren. Aber in Internet- und Telekommunikationswerte investiert Christel W. nicht mehr. „Das ist mir zu windig.“ In ihrem Depot liegen Stahl-, Auto- und Pharma-Titel. Besondere Freude hatte sie jedoch an der Aktie des Modeschmuck-Anbieters Bijou Brigitte. „Ich habe 50 Aktien zu 12,50 Euro gekauft und nach Aktiensplit 150 Papiere für 160 Euro verkauft.“ Das ist ein Geschäft, auf das sie heute stolz ist.

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