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Wirtschaft: Ideen von Mitarbeitern sind Milliarden wert

BERLIN / DÜSSELDORF (Sch/val).Deutsche Unternehmen haben 1998 durch die Verbesserungsvorschläge ihrer Mitarbeiter Milliarden gespart.

BERLIN / DÜSSELDORF (Sch/val).Deutsche Unternehmen haben 1998 durch die Verbesserungsvorschläge ihrer Mitarbeiter Milliarden gespart.Das ergab eine Umfrage des Deutschen Instituts für Betriebswirtschaft (DIB) in Frankfurt (Main) bei 400 Firmen und Behörden.Von 2,5 Millionen Mitarbeitern wurden eine Million Vorschläge eingebracht, rund 30 000 mehr als im Vorjahr.Die Einsparungen lagen nach DIB-Angaben bei 1,8 Mrd.DM.Mehr als 280 Mill.DM wurden an die Beschäftigten als Prämien ausgezahlt.

Ulrich Lehr vom DIB zufolge wollen immer mehr Unternehmen ihre Belegschaft zum Mitdenken animieren - beispielsweise durch höhere Prämien.Im vorigen Jahr lag die Durchschnittsprämie bei 100 DM, vor zehn Jahren waren es noch knapp 85 DM.Dabei ist das Potential noch längst nicht ausgeschöpft: Bisher reichen nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln nur zwölf Prozent aller Mitarbeiter Verbesserungsvorschläge ein - in Japan sind es 72 Prozent.Die Motivation der Mitarbeiter, die Arbeit in ihrem Betrieb effizienter zu gestalten, nimmt aber zu.Dies bestätigt beispielsweise Siemens: Verbesserungsvorschläge der Mitarbeiter haben dem Elektrokonzern im vergangenen Geschäftsjahr rund 22,5 Mill.DM gebracht.Allein aus den Berliner Siemens-Betrieben kamen im vorigen Jahr rund 37 000 Vorschläge.

Der Bayer-Konzern hat im vergangenen Jahr 75 000 DM an einen Mitarbeiter gezahlt, der den Verbrauch von Methanol bei einem Produktionsvorgang um die Hälfte reduzierte.Insgesamt zahlte Bayer mehr als acht Mill.DM Prämien.Den wirtschaftlichen Nutzen aller Vorschläge beziffert Bayer auf 24,4 Mill.DM.Die Ford-Werke in Köln haben im vergangenen Jahr sogar 80 Mill.DM sparen können.Bei der Höhe der Prämie orientieren sich die Unternehmen am Betrag, den sie mit der Umsetzung der Idee sparen; im Schnitt beträgt die Belohnung ein Fünftel dieser Summe.Nicht immer gibt es nur Bares: Porsche schenkte einem Mitarbeiter zusätzlich zur Geldprämie eine Harley-Davidson.Im internationalen Vergleich belohnen deutsche Unternehmen eher den großen Wurf ihrer Mitarbeiter als gute Tips.So beträgt die durchschnittliche Prämie pro umgesetztem Vorschlag nach Angaben des DIB rund 600 DM - in Großbritannien sind es 66 DM, in Japan sechs DM.

In Berlin haben Unternehmen wie BMW, Siemens und Schering ihr Vorschlagswesen erst in jüngster Zeit modernisiert und dezentralisiert.Oft wird heute der direkte Vorgesetzte als erster Prüfer und als Mentor genutzt.Dadurch soll auch dafür gesorgt werden, daß "kleine Vorschläge" nicht wochenlang in der Prüfung verschwinden, sondern schnell umgesetzt werden.

Bei Schering haben sich im vorigen Jahr ungefähr ein Viertel der Vorschläge auf die Reduzierung von Energie, Material oder Zeit bezogen, 151 auf die Verbesserung der Arbeitssicherheit und 132 auf die effizientere Gestaltung von Arbeitsabläufen.Die Idee eines dreiköpfigen Mitarbeiterteams zur Herstellung von Dragees hat zum Beispiel zu Einsparungen im "sechsstelligen Bereich" geführt.Durch eine technische Verbesserung bei der Ummantelung könnten die Chargen nun deutlich schneller hergestellt werden.Dafür habe das Team auch eine "hübsche Summe" erhalten."Durch unser neues Ideenforum hat sich die Zahl der Änderungsvorschläge von Februar bis Dezember allein im Weddinger Werk auf 814 knapp versechsfacht", sagt Schering-Sprecher Michael Langenstein.Im Schnitt zahlte Schering eine Prämie von 540 DM, insgesamt wurden 180 000 DM ausgeschüttet.Dem standen Einsparungen von etwa 500 000 DM gegenüber.Der Aufzughersteller Otis zahlte zuletzt eine Prämie von 38 000 DM an einen Mitarbeiter, der ein Computerprogramm für die Fahrstuhlsteuerung verbesserte.Insgesamt brachten die mehr als 1000 Vorschläge rund 600 000 DM.

Der Nutzen des Vorschlagwesens läßt sich im Diestleistungsbereich nicht so leicht in Zahlen fassen wie bei Industrieunternehmen.Ziel ist hier, neben der Optimierung der Arbeitsabläufe, vor allem die Qualitätssteigerung für den Kunden.Constanze Stempel von der Bankgesellschaft Berlin sagt: "Die übersichtlichere Gestaltung eines Buchungsbeleges bringt uns keine Einsparung, aber sie erhöht die Kundenzufriedenheit." Ungefähr 15 Prozent der Mitarbeiter bringen bei Bankgesellschaft, Landesbank und Berliner Bank ihre Ideen ein oder beteiligen sich an Ausschreibungen.Als Prämie lockt nicht nur Geld.Auch Reisen und Karten für Kulturereignisse sollen die Popularität erhöhen.

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