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Wirtschaft: IG Metall fordert Garantien für MAN

Volkswagen startet neuen Anlauf für Dreierfusion in der Lastwagenbranche – und geht auf Scania zu

Düsseldorf - Im Milliardenpoker um eine Lkw-Allianz von Scania, MAN und der Schwere-Nutzfahrzeuge-Sparte von Volkswagen kommt Bewegung. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen rechnen sowohl MAN als auch VW mit einem neuen Verhandlungsanlauf nach der Hauptversammlung von MAN am 10. Mai. Volkswagen-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch will sich nach dem Aktionärstreffen zum Vorsitzenden des MAN-Aufsichtsrates küren lassen.

Volkswagen besetzt derzeit die Schlüsselpositionen bei MAN und Scania. Denn fast gleichzeitig mit Piëch bei MAN übernimmt VW-Chef Martin Winterkorn bei Scania den Aufsichtsratsvorsitz. VW hält 34 Prozent der Stimmrechte bei dem schwedischen Lkw-Hersteller Scania. Den hatte MAN-Chef Hakan Samuelsson im Herbst vergangenen Jahres für mehr als zehn Milliarden Euro übernehmen wollen, biss sich aber am Widerstand der Wolfsburger und vor allem an der Familie Wallenberg die Zähne aus.

Wallenberg kontrolliert eine Sperrminorität bei Scania und ist bislang strikt gegen eine Fusion unter der Führung von MAN. Gespräche über eine friedliche Einigung wurden im Januar abgebrochen. Seitdem sprechen alle Beteiligten von einer Abkühlphase.

Doch vor allem Volkswagen drückt jetzt aufs Tempo. Mit dem Kauf von knapp dreißig Prozent der MAN-Aktien im vergangenen Herbst hat Piëch deutlich gemacht, dass VW den Deal nach seinen Regeln will. Denn in dem neuen Lkw-Verbund soll auch das brasilianische Truck-Geschäft der Wolfsburger untergebracht werden. Ohne Partner hätten die VW-Brummis im globalen Lkw-Geschäft wenig Zukunft. MAN und Scania sind wiederum auf Europa beschränkt. Russland, Indien und China versprechen aber hohe Wachstumsraten. VW könnte MAN und Scania den Eintritt nach Südamerika ebnen.

Kontakte zwischen Volkswagen und der Wallenberg-Holding Investor hat es in den vergangenen drei Monaten mehrfach gegeben. „Es gibt eine Suche nach einer guten Lösung für alle“, sagt ein Beteiligter. Die Kontrahenten hätten ihre Schmerzgrenzen schon definiert. So soll ein Investor gefordert haben, dass es bei einer Zusammenlegung keine Entlassungen bei Scania geben dürfe. Södertälje soll als Konzernsitz von Scania erhalten bleiben, fordern die Schweden.

Auch MAN hat klare Vorstellungen. So pocht die IG Metall auf Beschäftigungszusagen, die insbesondere das Stammwerk in München schützen. Die Arbeitnehmer wehren sich zudem gegen eine Zerschlagung des Mischkonzerns, der neben Lastwagen auch schwere Dieselaggregate und Turbomaschinen herstellt. MAN soll als eigenes Unternehmen börsennotiert bleiben, lautet die Forderung des Managements. Spekuliert wird über die Bildung einer Holding in einem neutralen Drittland wie Dänemark. Auch könnte das Unternehmen als europäische Aktiengesellschaft (SE) gebildet werden. Eine solche Konstruktion könnte die schwedischen Ängste vor einem zu großen Einfluss der IG Metall beruhigen. „Die Bildung der Lkw-Allianz wird noch sehr lange dauern“, sagt Patrick Sjöblom, Analyst des Börsenmaklers Cheuvreux in Stockholm. „Wenn eine Fusion zustande kommen soll, sollte es nach der MAN-Hauptversammlung zügig vorangehen“, fordert Nathan Kohlhoff von der Hypo-Vereinsbank in München. Scania und MAN stehen vor wichtigen Investitionsentscheidungen in neue Motorentechnik und in den Aufbau von Vertriebs- und Servicenetzen. Kommt keine Einigung, drohen teure Doppelinvestitionen. Dabei ist neue Motorentechnik zur Erfüllung strengerer Abgasvorschriften in den USA und der EU teuer. Hier könnte eine Fusion von MAN und Scania Synergien heben.

Bislang fühlen sich beide Seiten aber stark, denn das Lkw-Geschäft läuft seit einigen Jahren in Europa prächtig. Kurbelte erst die Osterweiterung der EU den Absatz an, so treibt ihn jetzt die Konjunktur in Westeuropa.

Scania legte am Freitag die besten Quartalszahlen der Unternehmensgeschichte vor. Der Umsatz stieg um elf Prozent, das Betriebsergebnis legte um rund ein Drittel auf umgerechnet 328 Millionen Euro zu. MAN will seine Zahlen am Donnerstag vorlegen. Analysten rechnen hier ebenfalls mit starken Ergebnissen. HB

Markus Fasse[Carsten Herz], Helmut Steuer

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