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Wirtschaft: IG Metall rückt von fünf Prozent ab

Gewerkschaft und Arbeitgeber bieten bei NRW-Tarifrunde Kompromisse an – kommen sich aber kaum näher

Düsseldorf - Arbeitgeber und Gewerkschaft sind sich bei den entscheidenden Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie in dem wichtigen Bezirk Nordrhein-Westfalen einen Schritt näher gekommen. Beide Tarifparteien brachten neue Zahlen ins Spiel. Trotzdem lagen die Positionen bis zum Freitagabend erheblich auseinander. Die Verhandlungen in unterschiedlichen Besetzungen gestalteten sich nach Einschätzung von Beobachtern schwierig.

Die Arbeitgeber boten in Düsseldorf eine Erhöhung von 2,0 Prozent je Jahr plus Einmalzahlungen von 0,4 Prozent bei einer Gesamtlaufzeit bis zu 30 Monate an. Nach Darstellung von Verhandlungsführer Michael Jäger soll es für Auszubildende eine Nullrunde geben, um einen Anreiz zur Schaffung von Ausbildungsplätzen zu geben.

Ein Sprecher der IG Metall bezeichnete den Vorstoß der Arbeitgeber als „völlig unzureichend“, weil sich die Offerte substanziell kaum vom vorherigen Angebot unterscheide. Bisher hatten die Arbeitgeber angeboten, den Beschäftigten 1,2 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von zwei Jahren plus Einmalzahlungen von 0,6 und 0,4 Prozent monatlich zu zahlen. Die Verhandlungen bezeichnete er als weiterhin schwierig. Die IG Metall selber rückte in der siebten Verhandlungsrunde für die 700 000 NRW-Metaller von ihrer Fünf-Prozent-Forderung ab und verlangt nun 3,4 Prozent mehr Geld plus 0,4 Prozent Einmalzahlung bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Dies berichtete Verhandlungsführer Detlef Wetzel in Düsseldorf in einer Gesprächspause.

Zur Gesprächsrunde, deren Ergebnis Pilotcharakter für alle anderen Metall-Bezirke haben könnte, waren auch die Spitzenfunktionäre von Gewerkschaft und Arbeitgeberverband angereist. Bundesweit sind in der Metall- und Elektroindustrie 3,4 Millionen Menschen beschäftigt.

Beide Seiten stellten sich auf eine längere Sitzung ein und wollten notfalls am Samstag weiterverhandeln. Die Gewerkschaft hat den Arbeitgebern ein Ultimatum bis Montag 24 Uhr gestellt. NRW-Verhandlungsführer Wetzel sagte: „Wenn uns keine Einigung gelingt, wird es einen Streik geben.“ Arbeitgeber- Verhandlungsführer Jäger sagte, eine Drei vor dem Komma, wie von der Gewerkschaft gefordert, sei nicht machbar. „Das wird so nicht laufen können“, betonte Jäger. IG-Metall-Chef Jürgen Peters verlangte von den Arbeitgebern ein „vernünftiges Lohnangebot“, um einen Kompromiss zu erreichen. Beide Seiten wollten, dass ein Versuch gemacht werde, eine Verhandlungslösung zu finden. Das sei jetzt keine Spielwiese mehr, sagte Peters. Zuvor hatte Peters im ARD-Mittagsmagazin die Streikbereitschaft der Gewerkschaft unterstrichen.

Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, warnte in Düsseldorf vor einer Hängepartie. Ein möglicher Streik bei einem Scheitern werde im Endeffekt den Betrieben und den Beschäftigten schaden. „Wir sind hier, weil wir uns gewisse Chancen für einen Abschluss in NRW ausrechnen“, sagte Kannegiesser.

Die Tarifkommissionen der Bezirke NRW und Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland (Mittelgruppe) sowie Niedersachsen und Bayern hatten bereits in einem so genannten Vorratsbeschluss beim Vorstand beantragt, die Verhandlungen für gescheitert zu erklären und die Urabstimmung einzuleiten. Sollte es zu keinem Ergebnis kommen – am Montag sind noch Verhandlungen in Baden-Württemberg angesetzt – kann der Gewerkschaftsvorstand entsprechend der Anträge auf seiner Frühjahrsklausur am Montag und Dienstag in Fulda unmittelbar entscheiden. dpa

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