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Wirtschaft: IG Metall streitet über den künftigen Chef

Ein Vorstandsmitglied fordert den designierten Zwickel-Nachfolger Peters zum Rückzug auf/Düvel denkt über Konsequenzen nach

Berlin (Tsp). Nach dem gescheiterten Streik in der ostdeutschen Metallbranche spitzt sich die Personaldiskussion in der IG Metall zu. In die Schusslinie gerieten am Dienstag dabei immer stärker der designierte Gewerkschaftschef Jürgen Peters und der zuständige Streikleiter in Ostdeutschland, Hasso Düvel. Führende Gewerkschaftsfunktionäre forderten Peters am Dienstag auf, sich zu seiner Verantwortung für das Scheitern des Arbeitskampfes zu bekennen und seinen Hut zu nehmen. Bundeskanzler Gerhard Schröder nannte den MetallerStreik im Osten einen Fehler. Daraus müssten die Gewerkschaften lernen. Peters bekräftigte derweil seine Absicht, erster Vorsitzender der Gewerkschaft zu werden.

Wolf Jürgen Röder, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes der IG Metall, forderte im Südwestrundfunk Peters auf, die IG Metall noch vor dem Gewerkschaftstag im Oktober durch seinen Rücktritt zu entlasten. Die Gewerkschaft sei zumindest im Moment in einer ausgesprochen schwierigen Situation, „weil es an der Bereitschaft mangelt, politische Verantwortung für diese Schlappe zu übernehmen“, fügte Röder hinzu. Peters sagte der „Augsburger Allgemeinen“: „Ich habe die Absicht, den IG-Metall-Vorsitz zu übernehmen“. Zugleich räumte er ein, möglicherweise seien die Stärken der Unternehmen falsch eingeschätzt worden. Außerdem habe die Gewerkschaftsspitze nicht mit einer derartigen Ablehnung des Streiks durch die öffentliche Meinung gerechnet.

Hasso Düvel, der den IG-Metall-Bezirk Berlin, Brandenburg und Sachsen leitet, kündigte an, er werde seine Fehler „analysieren“. Es sei „klar, dass ich über Konsequenzen nachdenken muss“. Eine Entscheidung wolle er bis zur nächsten Vorstandssitzung am 8. Juli treffen. Düvel sagte der „Sächsischen Zeitung“: „Wir haben nicht erkannt, dass sich die Stimmung im Land gegen die Gewerkschaften gerichtet hat. Auch war nicht absehbar, dass es wirtschaftlich so bergab geht.“

Der Leiter der IG Metall-Verwaltungsstelle im sachsen-anhaltischen Halberstadt, Rainer Metke, wies unterdessen die Kritik aus dem Westen an dem Arbeitskampf zurück. Die Einschätzungen „von der Zuschauertribüne in Nordrhein-Westfalen“ seien „weder solidarisch noch von Sachkenntnis“ geprägt, schrieb Metke in zwei gleich lautenden Briefe an die IG-Metall-Verwaltungsstellenleiter in Essen und Bochum, Bruno Neumann und Ludger Hinse. Der Bezirksleiter für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Hartmut Meine, stellte sich hinter Peters. Die IG Metall müsse an dem Vorstandsbeschluss über die Nachfolge Zwickels festhalten, verlangte Meine in Hannover.

Haustarif bei Porsche

Auf der Sitzung des IG-Metall-Vorstandes am 8. Juli soll unter anderem erörtert werden, ob sich die IG Metall im Osten auf Haustarifverträge einlassen soll oder ob man an Flächentarifverträgen festhält. Unterdessen gab Porsche bekannt, dass man für das Werk in Leipzig einen Haustarifvertrag ausgehandelt habe, der eine Verkürzung der Arbeitszeit von 40 auf 38 Stunden vorsieht.

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