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Wirtschaft: IG Metall warnt Arbeitgeber vor „Sturm“

Gewerkschafts-Chef Peters verlangt „diskutables Angebot“ / Erste Verhandlungsrunde ohne Ergebnis

Berlin - Direkt nach der ersten Verhandlungsrunde hat IG-Metall-Chef Jürgen Peters die Arbeitgeber aufgefordert, „diskutable Angebote“ vorzulegen. Er sei aber skeptisch: „Die Arbeitgeber stellen jetzt schon auf stur,“ sagte Peters am Mittwoch in Frankfurt am Main. Zuvor war die erste Verhandlungsrunde für das Tarifgebiet Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland nach zwei Stunden ohne Ergebnis beendet worden. In den kommenden Tagen folgen Verhandlungen in den übrigen Tarifgebieten. Mit einem Abschluss wird erst im April gerechnet, da die Friedenspflicht bis Ende März läuft.

Die IG Metall will fünf Prozent mehr Lohn und einen Tarifvertrag über Qualifizierung und Innovationen. Die Arbeitgeber verweisen dagegen auf den weltweiten Wettbewerb und plädieren für eine kostenneutrale Lohnerhöhung, damit „Arbeitsplätze in Deutschland“ gehalten werden können. Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, warnte vor hohen Tariferhöhungen. „Wir müssen die Kirche im Dorf lassen, wenn die Masse unserer Betriebe ihren Beschäftigungs-Standard halten oder sogar ausbauen soll“, sagte Kannegiesser. Bislang haben Arbeitgebervertreter eine Tariferhöhung von maximal 1,2 Prozent ins Gespräch gebracht.

Peters sagte dazu am Mittwoch, wer mit 1,2 Prozent komme, „der sät Wind. Über den Sturm sollten sich die Arbeitgeber dann aber nicht verwundert zeigen.“ Der Gewerkschaftschef warf den Arbeitgebern einen „Krawallkurs“ vor. Eine „Bedrohungsrhetorik à la ,dann wandern die Arbeitsplätze ab‘, ist deplatziert“. Wer mit der Angst der Menschen Tarifpolitik betreiben wolle, der provoziere nur die Betroffenen.

Der nordrhein-westfälische IG-Metall-Chef Detlef Wetzel bekräftigte das Ziel eines Tarifvertrags über Qualifizierung und Innovation. Bei derVorstellung einer Mitgliederbefragung sprach Wetzel am Dienstagabend in Berlin von der „Weiterbildungswüste Deutschland“. Fast 90 Prozent von 5500 Metallarbeitnehmern gaben an, überhaupt nicht oder kaum über betriebliche Weiterbildungsangebote Bescheid zu wissen, gut zwei Drittel seien noch nie von ihrem Arbeitgeber zu einer Weiterbildungsmaßnahme aufgefordert worden. Wetzel bezeichnete das Thema Qualifizierung als „Schicksalsfrage für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland“. Die „riesigen Defizite“ seien von den Arbeitgebern zu verantworten. „Qualifizierung darf nicht vom Zufall abhängen“, sagte Wetzel, weshalb künftig in einem Tarifvertrag Qualifizierungsansprüche festgeschrieben werden sollen. Als Erstes sollen die Betriebe ihren Qualifizierungsbedarf ermitteln und dann mit den Beschäftigten eine Qualifizierungsplanung entwickeln. Die IG Metall möchte ferner die Arbeitgeber zu einem jährlichen Innovationsbericht verpflichten. Die Arbeitgeber halten davon überhaupt nichts und argumentieren, jeder Unternehmer sei an einer zeitgemäßen Qualifizierung seiner Belegschaft interessiert. Eine Regulierung führe nur zu mehr Bürokratie. „Wir brauchen keine überflüssigen Tarifverträge zu Qualifizierung und Innovation, die nur zusätzlich Geld und Zeit kosten“, sagte der Verhandlungsführer der hessischen Arbeitgeber, Heinrich Fischer, in Frankfurt. Die Branche sei mit Bildungsinvestitionen von sieben Milliarden Euro im Jahr der stärkste Innovationsmotor der deutschen Wirtschaft.

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