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Heiß begehrt. Geeignete Auszubildende sind schon jetzt in vielen Bereichen Mangelware.

© dpa

IHK-Ausbildungsberufe: Azubis feiern ihre Bestnoten

Mehr als 200 Auszubildende wurden am Montag für ihre Noten geehrt. Nebenbei wurde kräftig für Berufsausbildungen als Alternative zum Studium geworben.

Hunderte Menschen drängten sich am frühen Montagabend in der Lobby des Berliner Maritim-Hotels unweit des Tiergartens. Max Werner Krüger schien von dem Trubel recht unbeeindruckt, entspannt lehnte er an einem der Tische. Dabei hätte er allen Grund gehabt, genauso unruhig zu sein wie die anderen 231 jungen Leute, die an diesem Abend als beste Auszubildende in Berufen der Industrie- und Handelskammer (IHK) im Prüfungsjahr 2014 geehrt wurden. Sie hatten mehr als 320000 andere Prüfungsteilnehmer hinter sich gelassen.

Eine glatte 1,0 auf dem Abschlusszeugnis

Max Werner Krüger ist seit September fertig mit seiner Ausbildung bei der BVG - kein junger Busfahrer in Deutschland hatte so gute Noten wie er. Für den 23-Jährigen ist das jedoch kein Grund zur Aufregung. "Meine halbe Familie hat schon bei der BVG gearbeitet."

Zunächst redeten Freunde und Familie auf ihn ein, er solle etwas Anderes probieren, doch die elektrotechnische Ausbildung war nicht das, was Krüger glücklich machte. Klammheimlich bewarb er sich schließlich bei der BVG. Auf seinem Abschlusszeugnis steht jetzt eine glatte 1,0 mit 98 von 100 möglichen Punkten. Was einen guten Busfahrer ausmacht? „Freundlichkeit und Ruhe", sagte Max Werner Krüger und grinst zufrieden.

Deutsches Ausbildungssystem als Exportschlager

Zehn weitere Auszubildende aus Berlin gehörten zu den Bundesbesten, mit 43 "Super-Azubis" liegt aber Bayern ganz vorn. Alle geehrten Auszubildenden hatten mit einem "Sehr gut" abgeschnitten, eine Verkäuferin erreichte nach IHK-Angaben die 100 Punkte und hat damit alle Prüfungen fehlerfrei abgelegt.

Zu der Ehrung reiste auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) an. Vor vielen Jahren war er selbst Berufsschullehrer und forderte nun, den Ruf der dualen Berufsausbildung angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels wieder zu stärken. Gerade im Ausland werde das berufliche Ausbildungssystem in Deutschland bewundert, nicht zuletzt wegen der vergleichsweise geringen Quote junger Arbeitsloser. „Das ist vielleicht unser bestes Exportprodukt“, sagte Gabriel.

Förderung für Kinder aus zugewanderten Familien

Ein Studium sei außerdem nicht der einzige Weg, um einen guten Beruf zu erlernen. "Ich kann diese Haltung verstehen, aber es ist ein falscher Blick auf unsere Gesellschaft - das sieht man auch an den Zahlen der Studienabbrüche." Er betonte, dass besonders Gymnasiallehrer ihre Schüler nicht zu einseitig auf eine akademische Laufbahn hin orientieren dürften. Auch müssten künftig vermehrt Kinder aus zugewanderten Familien angesprochen werden. Mehr als die Hälfte von ihnen bekomme keine Berufsausbildung, auch weil sie oft keine frühzeitige Förderung erhielten.

IHK-Präsident Eric Schweizer wies daraufhin, dass in diesem Jahr bundesweit 80000 Ausbildungsplätze unbesetzt blieben. Ein Grund dafür sei auch die ungenügende Förderung. „Ein Studium ist kostenlos, aber Meisterlehrgänge müssen aus eigener Tasche bezahlt werden – das ist eine Ungleichbehandlung“, monierte er.

Studium nach der Ausbildung

Michelle Janitschke stolperte eher zufällig in die Ausbildung als Hotelkauffrau, hat darin aber ihren Traumjob gefunden. „Ich habe erst in die Richtung studiert, aber das Studium hat dann doch nicht so gepasst.“ Die Ausbildung in einem Berliner Hotel lief dafür umso besser, den Personalbereich findet die 23-Jährigen besonders spannend und sieht da auch die besten Karrierechancen für sich. Deshalb hat sie jetzt doch wieder ein Studium begonnen. Im zweiten Semester studiert sie Personalmanagement neben ihrem Job in einem Schweizer Hotel. „Langfristig will ich aber zurück nach Berlin.“ Mit einer Abschlussnote von 1,3 auf dem Ausbildungszeugnis sollte das wohl kein Problem sein.

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